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Auch dein Tod ändert nichts (German Edition)

Auch dein Tod ändert nichts (German Edition)

Titel: Auch dein Tod ändert nichts (German Edition)
Autoren: Celia Rees
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Scheißgedicht – was auch immer. Oder sie machen einen Podcast wie den hier.
    Ich hab das nie getan. Rumbettelei nenn ich so was.
    Das lädt nur das Unglück ein.
    Und Glück bringt es auch nicht. Ich mache das, weil ich keine Missverständnisse will. Ich bin kein trauriger Einzelgänger ohne Freunde, der auf die ganze Welt scheißt – ich hab keine Komplexe. Versuche nicht, irgendjemandem die Schuld zu geben. Räum einfach den Mist weg und mach mit dem Leben weiter.
    Ich will, dass ihr alle wisst, dass das hier nicht so eine Art persönliche Erklärung ist – ich hab keine Botschaft.
    Der einzige Grund bin ich selbst.
    Und ich bin nicht verrückt.
    Das wäre zu einfach.
    Such nicht nach Ursachen, weil es keine Ursachen gibt. Aber dieLeute wollen doch welche, oder was? Also such dir eine von denen aus:
    Ich war es leid, in Schnarchstadt am Langweil zu leben, ohne für mich eine Zukunft zu sehen.
    Das Gewöhnliche hing mir zum Hals raus. Ich wollte den Ameisenhaufen aufwühlen.
    Ich wollte, dass die Leute von mir Notiz nehmen. Nichts beschäftigt den Geist so sehr wie der Tod und das Sterben. Ist doch so, oder?
    Frag nicht »Warum?«. Weil das die falsche Frage ist.
    Frag besser: »Warum nicht?«
    Es ist erstaunlich, dass so was nicht DIE GANZE ZEIT passiert.
    www.urflixstar.com/robvid1

3
    Das Rendez
    Ich komme mit meinem Laptop her. Es ist eine Möglichkeit, in die Zeit zurückzukehren, die ich im Kopf habe. Die Zeit, über die ich schreiben will. Jesse versorgt mich ständig mit Kaffee. Wir sind jetzt befreundet. Sie hätte gerne, dass wir mehr sind, aber dafür ist es noch zu früh. Hier ist alles voller Spiegel. Manchmal blicke ich auf und erkenne mich selbst nicht.
    Den Bericht habe ich als einen Brief an meinen Bruder angefangen. Aber das ändere ich vielleicht noch.
    Es ist Ende Juli. Wir sind hier in dem Café, das du nicht magst, weil du es total kitschig findest und voller Arschlöcher. Es ist Freitagnachmittag, vier Uhr, jedenfalls nach der Schule, und du bist wahrscheinlich im Wetherspoon und trinkst ein paar Bier. Ich bin mit Cal hier. Wir waren einmal die besten Kumpel. Freunde seit dem Kindergarten, doch das ändert sich gerade. Um ehrlich zu sein, es hat sich schon geändert. Ich habe es nur nicht bemerkt.
    Wir sprechen über dich. Als wir klein waren, hatte Cal Angst vor dir, auch wenn er dich auf dem Spielplatz ganz gerne mal in Anspruch nahm. Dein Name hat schon gereicht, um die Schlägertypen in Schach zu halten. Wenn er dich traf, hat er nie viel gesagt, nur: »Hallo, wie geht’s?« Vielleicht, weil du ihn nie besonders beachtet hast, selbst wenn er dir eins auswischte. Eigentlich hält sich Cal für einen schlimmen Finger. Es gefällt ihm, sich so zu sehen. Doch er ist genau das Gegenteil, ihm fehlt total das Zeug dazu. Er würde nie Scheiß bauen, aber er ist fasziniert von denen, die es tun.
    Während er spricht, was er die ganze Zeit macht, schaue ich mich um und denke, dass du vielleicht recht hast. Dieses Café ist kitschig und voller Arschlöcher. Allein der Name
Rendez
– Abkürzung von
Rendezvous
.
    Es sollte wohl irgendwie französisch wirken, mit abgeschabten Holztischen, die Wände gepflastert mit großen Spiegeln, Plakaten und Fotografien. Alte Werbung für verschiedene Getränke: Guinness, Pernod, Coca-Cola. Fotografien von lauter toten Leuten. Straßenszenen. Mitarbeiter vor Geschäften aufgereiht, die längst verschwunden waren. Wie die Stadt früher war. Die Spiegel voller kleiner Risse und fleckig, die silbrigen Widerspiegelungen, die sie liefern, von der Zeit verschmiert. Ich mag Spiegel. Sie bieten eine wunderbare Möglichkeit, Leute zu beobachten – Leute zu beobachten, die sich selbst betrachten.
    Das mache ich. Ich betrachte Leute in den Spiegeln. Da sehe ich sie zum ersten Mal und höre Cal nicht länger zu. Sie sitzt zusammen mit einer älteren Frau, und die Ähnlichkeit ist groß genug, um zu erkennen, dass es ihre Mutter ist. Dabei ist auch noch ein ganzer Haufen anderer Frauen, die wirken, als wären sie dieFreundinnen der Mutter. Sie machen sich über den Wein her, aber sie trinkt eine Cola light mit einem Strohhalm, lässt das Eis im Glas kreisen und schaut um sich, als wäre ihr langweilig.
    Neben ihr sitzt ein jüngerer Typ, wahrscheinlich ihr Bruder, der sich durch eine Schüssel mit dicken Pommes mampft, die er erst in Ketchup tunkt und dann in Mayo, sodass die Mayo rot und schmutzig wirkt, als wäre sie blutverschmiert. Manchmal bietet er ihr die
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