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Auch dein Tod ändert nichts (German Edition)

Auch dein Tod ändert nichts (German Edition)

Titel: Auch dein Tod ändert nichts (German Edition)
Autoren: Celia Rees
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gesehen. Dann folgen eine Menge Umarmungen und Küsschen, Abschiedsgekreische und nach hinten geworfene Haare. Es ist, als würde Sophie für ein Jahr ins Ausland verreisen und nicht auf einen Kaffee hier reinkommen.
    Caro verlagert den Blick. Sie schaut zu ihnen hin und sieht wieder weg.
    Sophie kommt mit ausgestreckten Armen herein, huscht an mir vorbei und legt die Arme um Cal, küsst ihn und nennt ihn Baby, als befände sie sich in einer Billigversion von
The Hills
. Sie setzt sich an den Tisch und macht mit der Babysprache weiter. Ich werde ignoriert.
    »Hallo, Sophie«, sage ich.
    »Oh, hallo«, sagt sie und sieht mich an, als ob ich irgend so ein uncooles Haustierchen wäre wie ein Bullterrierwelpe, dann redet sie weiter auf Cal ein und erzählt ihm, was für einen unglaublichen Tag sie hatte.
    »Ich bin dann weg.« Ich stehe auf. »Nett, dich getroffen zu haben, Sophie.«
    »Ja, tschüss«, sagt sie, und ich werde mit einem leichten Wedeln der Hand entlassen. Ihre Armbänder und schäbigen kleinen Freundschaftsbändchen reichen ihr fast bis zum Ellbogen.
    »Ich mach das schon.« Ich nicke Cal zu, der zurücknickt. Er lächelt, doch er hat diesen Blick in den Augen. Verloren und in Schrecken versetzt. Sophies Stimme verliert nun den Babyton, wird energischer und sachlicher. Cal fängt an, etwas zu sagen,aber sie hört nicht zu. Er versucht es noch einmal. Wieder dasselbe. Er blickt über ihre Schulter, als versuche er, die Entfernung bis zur Tür abzuschätzen.
    Dafür ist es zu spät, Kumpel
, denke ich, während ich an der Kasse warte.
Du willst sie vögeln? Dann ist das der Preis, den du zu zahlen hast!
    Ich bin froh, dass ich nicht in seiner Haut stecke.
    Ich bin so damit beschäftigt, das zu denken und in mich hineinzulachen, dass ich Caro erst bemerke, als ich direkt hinter ihr bin. Sie steht ebenfalls an, während ihre Mutter etwas an der Delikatessentheke kauft. Caro trägt ein dünnes Top und der Träger ist verrutscht. Auf ihre linke Schulter ist ein Stern tätowiert. Sehr dunkles Braun, fast schwarz, wie ein in Holz gebranntes Muster. Jede Spitze des Sterns ist mit kleinen Punkten und Zeichen gefüllt. Ihr Rücken ist golden gebräunt und voller Sommersprossen. Die Haut wirkt warm und weich. Das Haar ist zu einem kinnlangen Bob geschnitten und das verleiht ihr einen Sechziger-Jahre-Look. Als sie den Kopf wendet, bewegt es sich. Es glänzt stark und sieht aus, als würde es einem geschmeidig und glatt durch die Finger gleiten   …
    Sie legt die Hand auf die Schulter und dreht sich um, als würde sie meinen Blick spüren. Ihr Haar schwingt nach hinten, und ich sehe ihr Profil, ganz nah, so kurz wie das Klicken einer Kamera. Dann fallen die Haare wieder wie ein Vorhang zurück, und sie dreht sich weg.
    »Ciao, Caro«, sagt das Mädchen hinter der Kasse. Sie wendet sich ihr einen Moment zu und schenkt ihr ein kurzes Lächeln.
    Ich stehe da und wünsche mir, das Lächeln hätte mir gegolten. Sie folgt ihrer Mutter und ihrem Bruder zur Tür. Ich hätte etwassagen, mit ihr sprechen sollen. Doch was hätte ich denn sagen können?
Kenne ich dich nicht irgendwoher?
Ich schüttele den Kopf. Das wäre so was von abgelatscht. Was anderes kommt mir so schnell nicht in den Sinn. Jetzt ist es sowieso zu spät. Sie ist weg, und vielleicht begegne ich ihr nie wieder. In diesem Moment scheint es das Wichtigste auf der Welt zu sein, sie wiederzusehen.
    »Klapp mal den Mund wieder zu«, sagt das Mädchen hinter der Kasse und blickt mich zu zwei Dritteln mitleidig, zu einem Drittel bedauernd und etwas spöttisch an. »Kennst du sie? Caro?«
    »Nicht richtig, äh   … « Ich zucke mit der Schulter und werde rot.
    »Du bist doch Martha Maguires Bruder, oder?« Sie lächelt.
    Damit war ich definiert. Marthas Bruder und Cals Freund.
    »Ja«, antworte ich. »Ich bin Jamie.«
    Sie ist hübsch, hat eine kräftige Stimme, lockiges Haar und ist überall gepierct. Sie heißt Jesse, ist mit Martha zusammen in die Grundschule gegangen und zu uns nach Hause zum Spielen gekommen. Es ist eine kleine Stadt.
    »Ich hab mir doch gedacht, dass ich dich kenne. Das macht zwei Pfund fünfzig, Jamie.« Sie schiebt mir den zusammengefalteten Kassenzettel auf einem Porzellantellerchen zu. »Es sei denn, du zahlst für ihn mit, dann macht es fünf Pfund.«
    Ich lege einen Schein auf den Teller, dann fünfzig Pence als Trinkgeld dazu. Mir schwirrt immer noch der Kopf von dem Mädchen, das gerade aus der Tür gegangen war. Ich will mehr über
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