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Auch dein Tod ändert nichts (German Edition)

Auch dein Tod ändert nichts (German Edition)

Titel: Auch dein Tod ändert nichts (German Edition)
Autoren: Celia Rees
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so ein Gelegenheitssex.«
    »Und das soll ich mir einfach so gefallen lassen? Du triffst ihn, wann immer du Lust dazu hast? Er ist immerhin mein Bruder!«
    »Das hat nichts zu bedeuten.«
    »Für dich vielleicht.«
    »Mit dir ist es anders. Mehr   … « Sie bricht ab und versucht, den richtigen Begriff zu finden. »Von Bedeutung.«
    »Ach, wirklich?« Das ist doch alles Blödsinn, den ich mir nicht anziehe. »Du hast mich zum Narren gehalten.«
    »Ich wollte dich nie verletzen, Jamie.«
    »Na, hast du aber. Und tust du. Selbst wenn du ewig drüber nachgedacht hättest, hättest du es nicht besser machen können. Weißt du, ich hab dich echt geliebt. Und du hast mir das angetan.«
    »Ich liebe nicht.«
    »Das hast du glasklar bewiesen.«
    Ums Haar verpasse ich eine Jolle und stochere jetzt so heftig, dass sich der Kahn durchs Wasser bewegt, als hätte er einen Turboantrieb.
    »Fahren wir doch zur Insel.« Wasser spritzt in das flache Boot und bespritzt ihre Arme. »Bei dem Tempo lässt du uns beide noch im Fluss landen.«
    »Keine schlechte Idee.« Ich stoße die Stange mit brutaler Gewalt ins Wasser. »Vielleicht lasse ich uns geradewegs über das Wehr gehen.«
    Aber natürlich mache ich das nicht. Ich lande an unserer üblichen Stelle.
    Ich mache das Boot fest und folge ihr durch den Vorhang der Weidenzweige auf die zweite Insel. So leichtfüßig wie immer geht sie über das Wehr, sicher und selbstbewusst. Ich kommehinterher, hüpfe über den verschobenen Stein, viel zu wütend, um Angst zu haben. Das Flusswasser vor dem Wehr ist klar und tief. Ich muss daran denken, wie wir darin geschwommen sind. Es ist voll mit allem möglichen Dreckzeug. Ich muss verrückt gewesen sein.
    »Was willst du?«
    »Ich will dich zurück.«
    Sie zieht mich an sich, und danach sagen wir nicht mehr viel. Ich hasse mich, hasse mich selbst, doch sie ist so nahe und vertraut, und ich kann ihr nicht widerstehen. Es ist fast schon vorbei, ehe es begonnen hat. Ihre Augen sind geschlossen und das Gesicht ist von mir abgewandt. Das war immer so bei ihr. Das wird mir jetzt klar. In dem Moment, in dem man eigentlich die größte Verbundenheit empfinden sollte, fühle ich mich total einsam.
    Sie will mich also zurück. Die Dinge sind niemals so, wie man möchte, dass sie sind. Ich streife das Kondom ab und werfe es zu den anderen ins Gebüsch. Genau wie mit dem Wasser im Fluss – die Insel sieht sauber aus, ist es aber nicht. Sie ist voller Abfall jeder Art: leere Konservendosen, verblasste Plastiktüten, ausgebleichte und zerknitterte Papierfetzen. Sie ist kein reines Paradies. Es ist ein heißer Tag, aber plötzlich überkommt mich eine Gänsehaut. Schnell ziehe ich mich an.
    »Der Sommer ist fast vorbei«, sagt sie. »Das macht mich immer traurig.«
    Die Pappeln bieten einen müden, dumpfgrünen Anblick, die Blätter schrumpeln an den Rändern, und die Trauerweiden verfärben sich bereits braun und gelb. Die Läden in der Stadt sind voller Angebote für den Schuljahresbeginn. Federmäppchenmüssen aufgefüllt werden, Taschenrechner und Memorysticks werden gekauft zusammen mit Hosen und Hemden, die kein Mensch anziehen möchte, dazu billige Polyesterblazer, die ein paar arme Schweine immer noch tragen müssen. Im Juli kommt es einem immer so vor, als würde der Sommer noch ewig dauern. Als hätte man jede Menge Zeit.
    »Was denkst du?«, fragt sie.
    »Ich hab gedacht, dass du recht hast. Der Sommer ist fast vorbei.« Ich stehe auf und helfe ihr, auf die Beine zu kommen. »Wir fahren jetzt besser zurück.«
    Draußen auf dem Fluss hat das Wasser eine metallische Färbung. Die Luft ist schwer und feucht. Die Wolken, die sich über der Stadt zusammenballen, sind schiefergrau. Der Sturm ist nahe.
    »Muss mich beeilen, sonst werden wir triefend nass.«
    Genau in dem Moment, als ich das sage, gibt es ein grelles Zucken von Blitzen und einen krachenden Donner, der klingt, als würde ein Ast brechen. Große Regentropfen klatschen auf das Holz des Stocherkahns und tüpfeln das Wasser. Ich stake uns zurück, so schnell ich kann. Die anderen Boote sind schon drin und Alan winkt. Bei einem Gewittersturm ist es nicht gut, auf dem Fluss zu sein.
    Ich helfe ihr aussteigen. Die anderen haben sich alle in der Hütte zusammengedrängt, aber ich lade sie nicht ein, sich da unterzustellen. Sie hat keinen Mantel oder Regenschirm, doch sie rennt auch nicht zu einer Unterstellmöglichkeit – langsam geht sie davon, das Kleid am Körper angeklatscht. Ihre leichten
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