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Auch dein Tod ändert nichts (German Edition)

Auch dein Tod ändert nichts (German Edition)

Titel: Auch dein Tod ändert nichts (German Edition)
Autoren: Celia Rees
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auf uns.«
    Sie kippt den Wodka hinunter und wirft das Glas in den Kamin. Ich folge ihrem Beispiel. Wir machen das noch einmal und lachen uns kaputt.
    Wir machen Trinkspielchen und albern herum. Wir reden nicht über Rob. Wir reden nicht über das, was hinter uns liegt und wir gucken nicht in die Zukunft. Wir bleiben strikt in der Gegenwart. Es ist die schönste Zeit, die ich je mit ihr zusammen hatte. Alles, was zählt, ist nur das Hier und Jetzt.
    Gerade als ich das denke, steht sie auf und guckt nach ihrem Handy. Ich hab es nicht gehört. Vielleicht hat sie es lautlos gestellt. Sie geht ihre SMS durch, und ihr Gesicht verändert sich.
    »Du musst gehen.«
    »Wie spät ist es denn?« Ich taste nach meiner Uhr. Ich hatte sie bei einer Art Pfandspiel verloren.
    »Halb eins.«
    »Muss ich wirklich?« Ich rolle mich herum und blicke zu ihr auf. »Ich hab gedacht, ich könnte bleiben. Dass wir zusammen zur Schule fahren könnten.«
    Ich bin ernsthaft enttäuscht. Die ganze Nacht bleiben zu können hatte ich mir immer mehr zurechtgelegt. Jetzt, wo wir wieder zusammen sind, sind da ein paar Sachen, die ich ihr sagen will.
    »Dachte ich auch.« Sie zeigt die gleiche Enttäuschung wie ich, doch sie war schon immer eine gute Schauspielerin. »Aber es ist einfach nicht möglich.« Sie schüttelt den Kopf und fängt damitan, meine Klamotten zusammenzusuchen. »Ich hab eine SMS bekommen. Sie haben die letzte Fähre gekriegt. Sie sind zurück, noch vor Tagesanbruch zurück.«
    »Ist ja schon gut.« Ich hüpfe herum und versuche, meinen Fuß durch das Hosenbein zu bekommen. Das ist etwas anderes. Ich möchte nicht von ihrer Mutter und einem wütenden Stiefvater erwischt werden.
    »Also dann bis morgen.«
    »Ja, bis morgen.«
    Sie gibt mir einen letzten Kuss. Ihre Lippen gleiten über meine, kühl und trocken wie Seide. Als sie zu mir hoch blickt, stehen Tränen in ihren Augen.

35
    Ich weiß nicht, was mich geweckt hat. Mein Kopf hämmert und im Mund habe ich einen fauligen Geschmack. Ich drehe mich um und schaue auf die Uhr. Sieben Uhr. Viel zu früh. Ich wälze mich wieder zurück, um mindestens noch eine Stunde zu schlafen, als ich es wieder höre. Das Geräusch, das mich geweckt hat. Ich habe eine SMS auf dem Handy bekommen.
    Blitzartig bin ich aus dem Bett und wühle in den Taschen meiner Hose herum. Die SMS ist nicht von ihr.
    Enttäuscht setze ich mich wieder aufs Bett und denke an die Zeit, die ich mit ihr hätte verbringen können, wenn nur ihre Leute nicht zurückgekommen wären. Wenn sie mich nur hätte dableiben lassen. Die SMS ist von Lee. Was kann sie denn von mir wollen?
    Ich öffne die Nachricht.
    Hab eben deinen Bruder beim Haus von C gesehen.
    Ich starre dümmlich auf das Display. Ich würde gerne glauben, dass es dafür eine einfache Erklärung gibt, doch es geht nicht. Es bleibt mir nichts anderes übrig, ich muss das Offensichtliche annehmen – sie treibt wieder ihre Spielchen mit mir. Ich bekommeein mulmiges Gefühl im Bauch, als ich das Telefon hinlege und anfange, mich anzuziehen.
    Ich springe aufs Fahrrad. Es ist früh und noch nicht so viel Verkehr. In rekordverdächtiger Zeit bin ich dort. Ich tippe den Code ein, und das Gattertor gleitet auf und schließt sich hinter mir, als ich hineingeschlüpft bin. Ich werfe einen vorsichtigen Blick zu den oberen Fenstern, doch die Vorhänge sind vorgezogen.
    Ich umgehe ihr Auto, das in der Einfahrt steht. Gestern Abend war es nicht da. Das ist seltsam. Keine Spur von der Geländelimousine ihrer Eltern. Ich gehe zur Gittertür neben dem Haus. Sie hat denselben Code wie das Haupttor. Ich gebe die Zahlen ein, um hinter das Haus zu gehen und zu schauen, ob ich etwas durch die Fenster entdecken kann. Im Erdgeschoss ist niemand. Der große Raum ist leer, ebenso die Küche. Ich schleiche zum Wintergarten. Manchmal vergisst sie, ihn abzuschließen. Nach der Menge, die sie gestern getrunken hat, könnte das durchaus möglich sein. Allerdings hat sie aufgeräumt. Durch das Küchenfenster habe ich die Flaschen neben den Abfalleimern gesehen, und von den Schnellimbissverpackungen gibt es keine Spur. Alles ist sauber. Das sieht ihr gar nicht ähnlich.
    Als ich in der letzten Nacht gegangen bin, sah die Küche aus wie eine Dönerbude nach einem Abend mit viel Betrieb. Es sei denn, sie will Rob nicht wissen lassen, dass sie sich gut amüsiert hat. Doch das ist das einzige Anzeichen dafür, dass er vielleicht hier ist. Vielleicht hat Lee sich ja auch geirrt, und ich vergeude
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