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Attila - Die Welt in Flammen

Attila - Die Welt in Flammen

Titel: Attila - Die Welt in Flammen
Autoren: William Napier
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Hort,
    Ohne Heimat, ungewollt.
    Sprich vom Wesen
    Dieses stolzen Volkes,
    Dessen Taten sind wie Gold.
     
    Sei gegrüßt nun, Erdbezwinger,
    Festungsstürmer, Brückenbringer,
    Donau-Zähmer, Römerbruder!
    Den Sturm, den du von Ost beschworst,
    Er legt sich nie mehr wieder.
    Du bist zugleich der Sturm aus Westen,
    Der ganz Europa fuhr nun in die Glieder.
     

14. TOD EINES VERRÄTERS
    E s dauerte ein paar Wochen, bevor die Nachricht Ravenna und Konstantinopel erreichte, dass Attila, König der Hunnen, gestorben war – durch die Hände eines zwanzigjährigen Mädchens.
    Marcianus verstand nun seinen Traum.
    Valentinian betrank sich.
    Aëtius ließ den Kopf sinken.
    Valentinian beobachtete Aëtius und das, was sein Schmerz zu sein schien. Nur wenige Tage später rief er ihn zu sich.
    Der Kaiser hatte mehr Wachen bei sich als sonst, außerdem einige seiner engsten Vertrauten und Ratgeber, darunter auch der alte Redner Quintilian, sein Experte auf dem Gebiet des Buchwissens über die Hunnen.
    Der General deutete eine Verbeugung an. Ein ausgedehntes, unangenehmes Schweigen schloss sich an, doch Aëtius ließ sich nicht aus der Ruhe bringen. Er hatte weit Schlimmeres erlebt als die rituelle Einschüchterung zu Beginn einer kaiserlichen Audienz.
    Der Kaiser, eine traurige Majestät, stand allein, schweigsam und furchtlos in der riesigen Halle mit dem enormen Echo, deren Wände von schimmernden Mosaiken überzogen waren, die den Kaiser als allgewaltigen Herrscher zeigten und deren große Porphyrsäulen im Dunkel des Gewölbes über ihm verschwanden. Er blickte von seinem Podest in gottgleicher Selbstgerechtigkeit herab. Alles war so entworfen, dass jeder Sterbliche, der vor ihm und dem goldglänzenden Thron stand, zwergenhaft wirkte. Doch Aëtius wirkte nicht zwergenhaft.
    Die Augen des Kaisers waren wässrig und sahen nur verschwommen, seine Stimme klang leise und gequält.
    «So», sagte er, «er wurde also von einem grausamen schönen Mädchen erschlagen. Dein …
Alter Ego

    Aëtius erwiderte nichts.
    Valentinians Lippen zuckten stumm. «Dein Freund aus Jugendtagen, die Geißel Gottes, lebt nicht mehr. Das muss dir doch vorkommen, als wäre dein eigenes Lebenslicht erloschen, als wäre deine Daseinsberechtigung, deine Mission vorbei. Nun, als wäre deine Laufbahn überhaupt beendet.»
    Aëtius sagte noch immer nichts.
    Valentinian sprang auf, zitternd und erregt stand er da. «Antworte mir, verdammt noch mal! Du stehst einfach da, frech und dreist wie Christus vor Pilatus! Für wen hältst du dich denn?»
    «Ich bitte um Vergebung, Majestät. Es war mir nicht bewusst, dass Ihr eine Frage gestellt hattet.»
    Der Kaiser gab einen erstickten Aufschrei von sich und lief hastig die Stufen zu ihm hinab. Er rang um Beherrschung, beruhigte sich dann wieder und begann, um Aëtius herumzugehen und ihn zu mustern wie ein seltsames Tier in seiner Menagerie. Aëtius blieb ganz still.
    «Du machst mir Angst, Heermeister. Du bist nicht wie andere Männer.»
    Aëtius hätte beinahe gelächelt.
Ausgerechnet Ihr sagt das, Majestät?
    «Und siehst du, genau das ist das Problem. Meine Träume weisen mich sogar auf etliche Probleme hin, und das Wort Gottes, welches nachts zu mir kommt, hat nur einen einzigen Lösungsvorschlag parat.»
    «Majestät, mein innigster Wunsch ist es, den Hof zu verlassen, mein Amt niederzulegen und auf eine Pilgerreise zu gehen. Nach Jerusalem.»
    «Nach Jerusalem, sagst du!» Sein Mund bewegte sich wieder stumm, dann geriet der Kaiser ins Stottern. «Und … und was wirst du dort anstellen … W-wirst du eine Verschwörung anzetteln? Die alte K-kaiserin lebt doch auch dort, nicht? Die alte Eudoxia, eine große, tückische Feindin von Kaiserin Pulcheria, nicht wahr?»
    «Majestät, ich glaube nicht, dass …»
    «Und ich glaube es auch nicht!», kreischte Valentinian wütend. «Ich glaube nicht, dass es dein ‹innigster Wunsch› ist, den ganzen Weg nach Jerusalem auf dich zu nehmen, dir die Knie schmutzig zu machen, wenn du betend die Via Dolorosa zum Heiligen Grab zurücklegst, zusammen mit all den anderen niedriggeborenen Pilgern! So tief würdest du dich nicht herablassen, großer Heermeister, du Sieger der Schlacht bei den Katalaunischen Feldern! Nein, wir dürfen dich nicht ziehen lassen, wir müssen dich überwachen. Du musst Jerusalem gar nicht besuchen, um den Kalvarienberg mit eigenen Augen sehen zu können. Ich werde ihn dir gleich selbst zeigen –»
    Der Kaiser fummelte an seinem Gewand
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