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Atomgewicht 500

Atomgewicht 500

Titel: Atomgewicht 500
Autoren: Hans Dominik
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Zeit wieder auf die Straße trat, erinnerte in keiner Weise mehr an einen besseren Angestellten der United Chemical. Viel eher konnte man ihn seinem abgerissenen Äußeren nach für einen der Allzuvielen halten, die sich in den amerikanischen Millionen-Städten umhertreiben, bis sie enttäuscht und zermürbt der Stadt den Rücken kehren und wieder aufs Land hinaus wandern.
    Tom White in seiner neuen Aufmachung schien dies Stadium erreicht zu haben. Gemächlich schlenderte er durch weniger belebte Seitenstraßen in südlicher Richtung weiter, machte bei jedem Polizeiposten ein geschicktes Umgehungsmanöver und kam schließlich auf die große Landstraße, die von Detroit über Toledo nach Cincinnati führt. Ein paar Kilometer marschierte er auf ihr noch weiter, dann machte er sich's nach Landstreicherart im Chausseegraben bequem und harrte der Dinge, die da kommen sollten.
    Der Platz war nicht ungeschickt gewählt. Nach beiden Richtungen konnte White die Straße weithin überblicken, und wenn etwas Unerwünschtes daherkam, war's für ihn ein leichtes, sich hinter einer dichten Feldhecke unsichtbar zu machen. Etwa ein Stündchen mochte er da gelegen haben, als im Norden auf der Straße eine Staubwolke sichtbar wurde.
    Für White war sie Veranlassung, nach seiner Brieftasche zu greifen, eine Zehndollarnote herauszuziehen und zwischen zwei Finger zu nehmen.
    Ein paar Minuten noch, dann kam es herangeprasselt. Ein mammuthafter Lastkraftwagen mit einem kaum minder gewaltigen Anhänger. White sprang aus dem Graben. Auf die Gefahr hin, unter die Räder zu kommen, stellte er sich mitten auf die Straße, schwenkte seine Banknote und brüllte dem Chauffeur etwas zu. Ob der ihn bei dem Lärm verstanden hatte, war fraglich, den Zehndollarschein aber bemerkte er und zog die Bremsen. Nur wenige Worte wurden gewechselt. Der Geldschein wanderte in die Tasche des Fahrers, Tom White kletterte auf den Anhänger und kroch unter die Plane. Schon ratterte der Lastzug in Richtung auf Cincinnati weiter. Zur selben Zeit etwa, zu der in Detroit Leute von der Werkwache der United sorgsam jeden Reisenden musterten, der einen Eisenbahnwagen oder ein Flugzeug besteigen wollte.
    *
    Die Sirenen der United heulten zu Mittag. Chelmesford blieb im Werk und nahm dort einen kurzen Imbiß, um möglichst bald wieder an seine Arbeit zu kommen. Direktor Clayton fehlte ihm an allen Ecken und Enden. Wohl oder übel mußte er heute dessen Arbeit mit übernehmen, und seine Laune war alles andere als gut, als gegen drei Uhr nachmittags sein Fernsprecher sich meldete.
    „Ferngespräch aus Salisbury”, meldete die Zentrale.
    Ah! Das konnte nur Dowd sein. Hatte er endlich etwas über den Verbleib Direktor Claytons erfahren, und rief er deswegen an? Da war auch schon die Stimme von Dowd im Apparat.
    „Hallo, Chelmesford! Ihr vermißter Direktor hat sich glücklich wieder eingefunden...”
    „Wo steckt er? Wo haben Sie ihn entdeckt?” fragte Chelmesford atemlos.
    „Einen Augenblick, Mr. Chelmesford. Sie können ihn gleich selber sprechen. Er sitzt hier neben mir.”
    Hätte der Blitz neben dem Präsidenten der United eingeschlagen, so wäre die Wirkung kaum größer gewesen.
    „Was? Wie? Clayton bei Ihnen?” Den Hörer in der Hand, war Chelmesford unwillkürlich aufgesprungen. Mit einer matten Gebärde ließ er sich wieder in den Sessel fallen, als er die Stimme Claytons im Apparat vernahm.
    „Hallo, Chelmesford! Hier Clayton... Ja, Sie haben recht gehört. Ich bin hier bei Mr. Dowd in Salisbury... Wie ich dahin gekommen bin?... Was ich da zu suchen habe?... Ja, das ist eine lange Geschichte, Mr. Chelmesford, viel zu lang, um sie Ihnen durchs Telephon zu erzählen. Darüber müssen wir uns später unterhalten. Jetzt kann ich Ihnen nur sagen, daß es sich um Dinge handelt, die für die United von größter Wichtigkeit sind. Ich habe mir ein gutes Flugzeug bestellt. Wenn es klappt, kann ich noch vor Werkschluß bei Ihnen sein.”
    Chelmesford wollte noch etwas wissen, wollte fragen, Clayton wehrte ab.
    „Keine Zeit jetzt mehr, Mr. Chelmesford. Ich muß zum Flugplatz, der Pilot wartet. Heute abend wollen wir in Detroit alles besprechen.”
    Als der blaue Wagen vor dem Portal der Company in Salisbury hielt, zeigte die Werkuhr zehn Minuten vor zwölf.
    „Gerade die richtige Zeit, Mr. Clayton. Da können Sie gleich etwas Wichtiges beobachten”, sagte Dr. Wandel und gab Gordon Weisung, über den Fabrikhof bis zum Kraftwerk weiterzufahren.
    „Wäre es nicht
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