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Atomgewicht 500

Atomgewicht 500

Titel: Atomgewicht 500
Autoren: Hans Dominik
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so.”
    „Hilft nichts, mein lieber Schillinger. Es ist auch zu Ihrem eigenen Besten, wenn Sie schweigen.”
    Schillinger kam nicht zum Antworten, denn es war inzwischen Zeit geworden, die Landung vorzubereiten. Er stellte den Motor ab, und im Gleitflug ging die Maschine nach unten. Angenehm beruhigend war die plötzliche Stille nach dem Motorlärm, aber auf Clayton hatte sie eine andere Wirkung. Sein Atem wurde unregelmäßig, er machte ein paar Bewegungen und öffnete schließlich die Augen.
    „Was ist? Wo sind wir?” brachte er noch schlaftrunken hervor, als das Flugzeug auf dem Boden aufsetzte und ausrollte.
    „Sie haben einen gesunden Schlaf, Mr. Clayton. Wir sind in Danville.”
    „Danville... ?” Clayton rieb sich die Augen. „Wie kommen wir nach Danville, Doktor Wandel?”
    „Es liegt mir bequem auf dem Wege nach Salisbury. Ich will von hier aus nach Südosten weiterfahren. Freund Schillinger wird tanken und zum Saint-Clair-See zurückfliegen. Wenn Sie es wünschen, nimmt er Sie mit.”
    „Aber mit größtem Vergnügen, Mr. Clayton”, versicherte Schillinger. „In gut zwei Stunden sind wir da. Ich lasse Sie dann in meinem Wagen gleich zum Werk bringen. Das ist wohl das einfachste und nächstliegende.”
    „Doch nicht ganz, Mr. Schillinger. Das nächstliegende ist, daß wir alle drei hier mal erst ordentlich frühstücken. Ich habe mir die Nacht um die Ohren geschlagen und habe gehörigen Appetit.”
    Noch während er sprach, öffnete der Doktor die Tür und kletterte über die Schwinge auf den Boden. Die beiden andern folgten ihm und reckten und dehnten ihre vom langen Sitzen steif gewordenen Glieder.
    „Ich gehe mit Mr. Clayton schon voraus ins Restaurant”, sagte der Doktor. „Besorgen Sie Ihre Tankerei und kommen Sie dann nach.”
    Damit griff er Clayton unter den Arm und zog ihn mit.
    „All right, Doktor! Bestellen Sie ein ordentliches Steak für mich!” rief ihm Schillinger nach und ging auf die Suche nach einem Tankwagen.
    In den frühen Morgenstunden war das Flugplatzrestaurant noch fast unbesucht, und Dr. Wandel fand ohne Mühe einen Tisch, an dem er ungestört mit dem Direktor plaudern konnte.
    „Hören Sie, Mr. Clayton”, sagte er, nachdem die Bestellungen erledigt waren, „es trifft sich gut, daß wir ein Viertelstündchen für uns haben. Wir wollen die Zeit benutzen, um die Bilanz in Sachen United contra Company zu ziehen.”
    „Ich habe sie bereits gezogen, Herr Doktor Wandel”, erwiderte Clayton. „Einen schweren Fehler haben wir begangen, als wir auf Professor Melton hörten und Sie gehen ließen. Auch Mr. Chelmesford sieht das heute ein. Sie müssen wieder zu uns kommen, Doktor! Ich bin bevollmächtigt, Ihnen jeden Vertrag zu bieten, den Sie wünsehen. Die United garantiert Ihnen ein völlig ungehindertes Arbeiten und stellt Ihnen die Mittel dafür in unbegrenzter Höhe zur Verfügung...”
    Eine Weile hörte sich der Doktor ruhig an, wie sich Clayton in verlockenden Vorschlägen überbot, dann stellte er unvermittelt eine Frage, die gar keinen Zusammenhang mit dem Gesprächsthema zu haben schien.
    „Wissen Sie, Mr. Clayton, wie die Alten die Fortuna, die Göttin der glücklichen Gelegenheiten, darzustellen pflegten?”
    „Keine Ahnung, Doktor”, sagte Clayton, zu dessen starken Seiten antike Kunstgeschichte nicht gehörte.
    „Ich will es Ihnen sagen, Clayton. Nach vorn hin trug diese Göttin volles Lockenhaar, aber ihr Hinterkopf war ratzekahl geschoren.”
    „Muß riesig komisch ausgesehen haben”, warf Clayton ein, der nicht merkte, wohinaus der Doktor wollte.
    „Mag schon sein, Mr. Clayton, aber es liegt ein tiefer Sinn in dieser Darstellung. In dem Augenblick, in dem einem die glückliche Gelegenheit begegnete, mußte man sie bei der Stirnlocke packen und festhalten. Im nächsten Moment war es schon zu spät. Da bot das kahle Hinterhaupt der greifenden Hand keinen Halt mehr. Haben Sie mich verstanden, Mr. Clayton?”
    „Ich will nicht hoffen, Herr Doktor”, begann Clayton stockend, „daß Sie damit auf Ihre Stellung zur United anspielen. Fehler kommen überall vor, aber die meisten lassen sich wiedergutmachen.”
    „Die meisten? Vielleicht, Clayton. Aber doch nicht alle. In unserm Falle ist es zu spät dafür. Die Aufgaben, die ich in Ihrem Auftrage und für Sie lösen sollte, habe ich nun für die Company gelöst.”
    „Sagen Sie das nicht, Doktor Wandel, lassen Sie diese Worte ungesprochen sein, ich bitte Sie darum”, Clayton stieß die Sätze erregt
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