Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Athyra

Athyra

Titel: Athyra
Autoren: Steven Brust
Vom Netzwerk:
daß er sich doch fest gestoßen hatte, daß ihm schlecht war und schwindelig und er bestimmt im Sterben lag, und was am schlimmsten war, er wußte nicht recht, ob er es nicht verdient hatte.
    Der Gedanke kam ihm, daß er erneut den Zustand eines Hexenmeisters erreicht hatte, diesmal, weil er sich zufällig den Kopf gestoßen hatte. Er hatte nichts zu tun, aber hier war es viel schöner, wo er über Mauern flog und wie ein körperloser Jhereg durch die Luft karriolte. Grauenhafte Dinge geschahen mit seinem Körper, und auch er selbst hatte Grauenhaftes getan, doch das war nicht länger wichtig. Er konnte –
    Da, vor ihm, war Seine Lordschaft, ein schreckliches Grinsen im Gesicht, mit riesiger Hand, die ihn zerquetschen würde wie Savn ein Insekt.
    Ich bin aber kein Insekt, rief Savn mit einer Stimme, die keiner hören konnte, während er Seiner Lordschaft mitten ins Gesicht flog, ihn abwehrte und darauf harrte, daß sein Bewußtsein erlosch, auf den Schlaf, von dem es kein Erwachen gibt.
    Er spürte, wie etwas brach, aber das schien unwichtig, auch wenn er es selbst war. Irgendwie hoffte er, Vlad würde überleben, aber er sah nicht –
    – er sah nichts, denn der Raum war finster, und seine Gedanken, alle, die noch verblieben waren, wurden verstreut, neblig und verblichen.
     
    Worum er bat, war unmöglich.
    Nicht, was den Körper betraf; das böse Ding drehte und wirbelte gleich vor ihr, und es aus der Luft zu pflücken wäre gar kein Problem, selbst in totaler Dunkelheit nicht. Sie konnte es auf seinem Weg durch die Luft genau spüren. Aber dennoch war es unmöglich. Solch ein Ding zu berühren war –
    Aber ihr Partner bestand darauf. Ihr Geliebter sagte, wenn sie es nicht täte, würde der Versorger sterben. Sie verstand nicht, wie das sein konnte oder warum es zu spät wäre, wenn sie es nicht sofort täte, während das böse Ding seinen Höhepunkt erreichte und wieder abwärts flog.
    Sie verstand nicht, was es war, aber sie haßte den Gedanken, ihm näher zu kommen, mehr als alles andere in ihrem Leben. Verstand er –
    Und ihr Partner sagte ihr, es sei keine Zeit mehr, sie müsse es jetzt schnappen, weil der untote Weiche den Versorger umbringen wollte, und selbst wenn nicht, hörte sie denn die Schritte der anderen Weichen nicht, die kamen? Sie solle ihm vertrauen, sagte er – Freunde waren das nicht.
    Und was sollte sie tun, wenn sie es hatte? überlegte sie, tat nichtsdestotrotz, um was er sie gebeten hatte – sie schnappte es aus der Luft, die Krallen um den Knochenteil geklammert, bloß so weit es ging von dem Metall wegbleiben, und –
    Das war es, was sie tun sollte? Wie?
    Der andere Weiche, der, mit dem der Versorger so viel Zeit verbracht hatte, der, der ihn gerettet hatte, war hier irgendwo in der Nähe, aber sie konnte ihn nicht sehen.
    Ihr Partner konnte ihn fühlen? So gut, daß er wußte, wo seine Hand war? Und sie dorthin … Ach, na gut, los.
    Und so führte er sie, und sie flog seinen Anweisungen nach und ließ das böse Ding zur rechten Zeit in die Hand des Weichen fallen, der den Versorger gerettet hatte – obwohl es ihr seltsam vorkam, daß jemand, der so etwas tat, ein solches Ding gebrauchen konnte. Was wollte er denn damit?
    Auch wenn sie nichts sehen konnte, erkannte sie, wozu er es gebrauchen konnte – er versenkte es in der Seite des anderen Weichen, des Untoten, der über ihm kniete und ihm das Leben aus dem Leib würgte.
    Das eigenartige war, daß beide kreischten – erst der Erstochene, dann der, der gestochen hatte, und beide schrien so, daß sie es eher im Kopf als mit den Ohren hörte, und beide schrien sehr lange.
    Der, der noch am Leben war, hörte sogar überhaupt nicht mehr damit auf, in Gedanken zu schreien, auch dann nicht, als er es mit der Stimme nicht mehr tat. Er schrie und schrie auch noch, nachdem der Versorger es geschafft hatte, etwas Licht entstehen zu lassen und sie alle um ihn zu versammeln und sie weit, weit wegzuführen von diesem Ort, an dem das böse Ding zwischen zwei toten Körpern in dem Gewölbe liegenblieb.

 
     
EPILOG
     
     
    Die Sängerin warf dem Ostländer einen Blick zu, der zu gleichen Teilen aus Abscheu und Verachtung bestand. Ihn schien es nicht zu stören; er war dergleichen gewohnt. Doch er vermied es, das Mädchen am Feuer anzuschauen, das seinen Bruder an der Hand hielt. Die beiden Jheregs hockten selbstzufrieden auf den Schultern des Ostländers, ohne sich großartig Gedanken zu machen, jetzt, da die Krise – ihrer
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher