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Athyra

Athyra

Titel: Athyra
Autoren: Steven Brust
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die Laterne hielt. Dort blieb er einen Moment, schlug, um Gleichgewicht zu halten, mit den Flügeln, und landete wieder auf Savns Schulter.
    Ohne Zweifel versuchte das Tier, ihm etwas mitzuteilen – vielleicht etwas über die Laterne. Daß er sie anzünden sollte? Wenn es das meinte, zu spät, das Öl war alle, obwohl diese Verknüpfung für einen Jhereg vielleicht zu komplex war.
    Er wollte schon fragen: »Willst du mir was sagen?«, bremste sich jedoch, als ihm klar wurde, daß es sehr gefährlich werden könnte, wenn er laut sprach. Der Jhereg stieß ihm wie zur Antwort auf die unterdrückte Frage gegen den Hals.
    Er bildete den Satz: »War das eine Antwort?«, sprach ihn aber nicht aus.
    Stups. Gleichzeitig bildete er sich ein, er höre eine sehr dünne Stimme irgendwo mittendrin in seinem Schädel, die stimmlos sagte: »Ja, du Idiot.«
    »Wer ist da?« dachte er zurück.
    »Vlad, du Trottel«, lautete die Antwort.
    » Wie geht es, daß wir so reden?«
    »Ich habe mein Amulett abgenommen, fällt dir im Moment nichts Wichtigeres ein?«
    »Entschuldigung. Was soll ich machen?«
    »Schnapp dir deine Schwester und verschwinde hier. Loiosh führt euch.«
    »Ich –«
    »Verdammt!«
    »Was?«
    »Loiosh sagt, er führt euch nicht. Ich –«
    »Ist egal, Vlad. Ich will dir helfen.«
    »Das hast du schon. Von hier an –«
    Abermals blitzte es hell auf. Diesmal erkannte Savn Seine Lordschaft mit beiden Armen ausgestreckt nicht weit weg von dem Jhereg.
    »Der hat mich fast erwischt«, sagte Vlad. »Paß auf, ich kann sie nicht mehr lange fernhalten, und ich bin sowieso erledigt. Nimm deine Schwester und –«
    »Was geschieht hier?«
    »So etwa alles an Zauberei, was ich je an einem Ort zur gleichen Zeit gesehen habe. Sie haben einen Zauber, der meine Jheregs von ihnen abhält, und Loraan schießt ständig Sachen auf mich ab, und der Attentäter sucht eine Stellung, in der er mich fertigmachen kann – der Vollidiot denkt doch glatt, ich würde hier was vorspielen, sonst würde er zuschlagen und fertig –, und Loraans persönliche Halsabschneider werden jede Minute hier sein. Also, würdest du bitte –«
    Ein Scharren erklang, dann sagte Vlad: »Das war knapp.«
    Laut sprach er: »Vorsichtig, Loraan. Ihr kommt gefährlich nah an Euren mörderischen Freund. Er ist schnell.«
    »Schnauze«, grollte Seine Lordschaft.
    »Oh, solange er mich nicht hat, seid Ihr in Sicherheit, bestimmt. Aber Ihr solltet besser überlegen, was danach geschieht. Oder habt Ihr das schon? Vielleicht habe ich es ja verkehrt verstanden. Vielleicht plant Ihr ja schon, ihn abzufertigen. Schade, daß ich es nicht mehr mit ansehen kann.«
    »Es funktioniert nicht, Ostländer«, sagte Seine Lordschaft. »Ishtvan, er verzweifelt. Vielleicht ist er doch verletzt. Warum erledigt Ihr ihn nicht? Ich habe jeden erdenklichen Schutz aufgestellt; ich glaube nicht, daß er dagegen etwas ausrichten kann.«
    »Ja«, pflichtete Vlad bei. »Warum nicht, Ishtvan? Mach mich fertig, dann macht er dich fertig. Wieso sagst du ihm nicht, er soll mich erledigen? Angst, den Lohn zu verlieren, mein Lord? Natürlich nicht, Ihr seid ja schon bezahlt worden, und Ihr wißt sehr wohl, daß Ihr ihn sowieso töten müßt –«
    Wieder blitzte es auf, und Savn sah Seine Lordschaft, der nun die Hände ganz hoch erhoben hatte. Gleichzeitig keuchte Vlad.
    »Vlad, alles in Ordnung!«
    »Kaum.«
    »Kann ich nicht irgendwas tun?«
    »Ich habe keine Giftpfeile mehr, und zum Messerwerfen fehlt mir die Kraft. Fällt dir was ein!«
    Ein weiterer Lichtblitz erleuchtete alles. Der Auftragsmörder war jetzt rechts von Vlad, hielt aber weiter Abstand. Vlad war ein kleines Stück nach links gewichen und schwang weiter die goldene Kette. Loiosh hielt sich auf Savns Schulter und krallte sich ab und an dort fest. Savn wünschte, er wüßte, was Loiosh ihm zu sagen versuchte. Beinahe wäre es komisch, wenn irgendeine brillante Fluchtidee in diesem Reptiliengehirn säße, und das arme Tier könnte sie nicht äußern. Aber natürlich konnte es nicht so sein, sonst hätte Loiosh es Vlad erzählt. Außer, es handelte sich vielleicht um etwas, das Vlad nicht gutheißen würde. Aber wie konnte Vlad etwas nicht gutheißen, wenn es ihm hier heraushelfen würde?
    Nun, Vlad würde es offensichtlich nicht gutheißen, daß Savn ein Risiko einginge, wogegen es Loiosh wahrscheinlich egal wäre. Aber was konnte er, Savn, denn überhaupt tun? Doch wohl kaum mit bloßen Händen im Dunkeln einen Auftragsmörder
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