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Athyra

Athyra

Titel: Athyra
Autoren: Steven Brust
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würden den Karren anhalten und ihr den Hintern versohlen, woraufhin sie nur noch schmollte.
    »Laß gut sein«, sagte Pä. »Wir werden bestimmt schon bald alles erfahren, da bin ich sicher, und du solltest deinen Bruder nicht mit Fragen über seine Handwerkskunst belästigen.«
    Polyi sagte gar nichts. Savn dagegen verstand ihre Neugierde; er fragte sich selbst, was Meister Wack wohl feststellen würde, und es ärgerte ihn, daß das gesamte Dorf es wahrscheinlich vor ihm wissen dürfte.
    Für die verbleibenden Erledigungen brauchten sie beinahe vier Stunden, während derer sie nichts Neues hörten, allerdings erzählte man ihnen mehrmals: »Zaums Leiche ist von Wegfeld her ins Dorf gekommen.« Als die Erledigungen abgehakt waren, platzten Savn und Polyi nicht nur vor Neugierde, sondern glaubten, sie würden jeden Augenblick verhungern. Der Karren war von der Straße verschwunden, aber gemessen an den vielen Karren vor dem Haus und den lauten Stimmen von drinnen hatte jedermann von überallher im Umkreis einiger Meilen gehört, daß Zaum in die Stadt gekommen war, tot, und jeder war neugierig und folglich zu Tems Haus gekommen, um eine Meinung zu vertreten, zu hören, zu spekulieren, zu essen, zu trinken oder sich all diesem gleichzeitig zu widmen.
    Die Aufteilung war wie immer: meist saßen die Familien in Gruppen beisammen im vorderen Teil des Raumes, dann kamen einige der Lehrmädchen und die Lehrburschen, und im hinteren Teil saßen die Alten. Anders war diesmal nur, daß Savn den Laden selten, wenn überhaupt je, so voll gesehen hatte, nicht einmal als Avin der Barde hier vorbeikam. Sie hätten keinen Sitzplatz mehr gefunden, wenn Heuschmied sie nicht sofort gesehen hätte, dessen jüngste Tochter Pä in dem Flutjahr vor einer Generation vor den Wölfen gerettet hatte. Die beiden Männer sprachen nie von diesem Vorfall, denn es wäre für sie beide peinlich, doch Heuschmied achtete immer auf Pä, damit er ihm kleinere Gefälligkeiten erweisen konnte. In diesem Fall ließ er die Leute auf einer Bank enger zusammenrücken und Platz für Mä, Pä und Polyi machen, dabei sah es vorher aus, als sei der Tisch komplett belegt.
    Savn blieb so lange bei ihnen, daß er an dem Mahl teilhaben konnte, das Mä, mit Hilfe der kraftvollen Lungen Heuschmieds, bei Tem bestellte. Pä und Heuschmied debattierten, ob eine neue Krankheit ausgebrochen sein konnte, worauf sie in eine Unterhaltung über eine Epidemie verfielen, die einen Nachbarn vor vielen Jahren einen Sohn und eine Tochter gekostet hatte. Als das Essen kam, nahm Savn sich sein Malzbier, den Salat und das Brot und stahl sich davon.
    Am anderen Ende des Zimmers entdeckte er seinen Freund Korall, der bei Meister Flechter lernte. Korall schaffte noch ein wenig Platz für ihn, und Savn setzte sich hin.
    »Ich habe mich schon gefragt, wann du kommst«, sagte Korall. »Hast du es gehört?«
    »Ich habe nicht gehört, was Meister Wack für die Todesursache hält.«
    »Aber du weißt, wer es war?«
    »Ich war bei meinem Meister dort; er hat es zu meinem Unterricht benutzt.« Savn schluckte den Speichel herunter, der sich plötzlich in seinem Mund gesammelt hatte. »Es war Zaum«, sagte er, »der früher immer die Lieferungen vom Gemeindehaus gemacht hat.«
    »Genau.«
    »Ich weiß, daß er die Stadt vor Jahren verlassen hat, aber nicht, wohin er gezogen ist.«
    »Er ist einfach fortgegangen. Ist irgendwie an Geld gekommen oder so was.«
    »Oh, wirklich? Das wußte ich nicht.«
    »Na, jetzt nützt es ihm jedenfalls nichts mehr.«
    »Wohl nicht. Was hat ihn getötet?«
    Korall zuckte die Achseln. »Das weiß keiner. An ihm war nichts zu sehen, heißt es.«
    »Und der Meister weiß es auch nicht? Er wollte sich die Leiche gerade ansehen, als ich gehen mußte.«
    »Nein, er kam vor einer Stunde her und hat mit Tem gesprochen, er wußte so wenig wie die anderen, hat er gesagt.«
    »Ist er noch hier?« fragte Savn und schaute sich um.
    »Nee, ich glaube, er ist sofort wieder gegangen. Ich selbst habe ihn auch nicht gesehen; ich bin erst vor ein paar Minuten gekommen.«
    »Ach so. Und was ist nun mit der Lei- was ist nun mit Zaum?«
    »Sie haben ihn bereits zur Feuergrube gebracht«, sagte Korall.
    »Oh. Ich weiß noch gar nicht, wer ihn entdeckt hat.«
    »Soweit ich weiß, niemand; er lag tot hinten auf dem Karren, und das Pferd hat den Karren einfach selbst in die Stadt gezogen, ohne jemanden, der es geführt hätte.«
    Savn nickte. »Und hier ist es stehengeblieben?«
    »Ich
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