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Atevi 3 - Erbe

Atevi 3 - Erbe

Titel: Atevi 3 - Erbe
Autoren: C.J. Cherryh
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Verhaltensumschwung und Zugeständnis, im hiesigen Distrikt produzieren zu lassen, nicht direkt auf die Fürsprache des Paidhi zurückführte. Das wäre ein Fehler und zudem gefährlich. Tabini handelte nach eigenem Ratschluß, und er, Bren, würde auf gar keinen Fall zwischen den Aiji von Shejidan und die Lords des Bundes treten wollen. Ein Mensch hatte mit hiesigen Man’chi- und Loyalitätsangelegenheiten zwischen Lords nichts zu schaffen, und er hatte sich den Rat seines Vorgängers zu Herzen genommen, diesen Abstand niemals aufzugeben.
    Eine braune Echse huschte über die Balustrade. Sie fürchtete nichts und niemanden. Djossi-Blumen blühten in der Heraufkunft des Frühlings, die Brandung spülte über Felsen, und die Atevi, denen diese Rhythmen ihrer Welt in Fleisch und Blut übergegangen waren, stellten ebenso eine Kraft dar, mit der jederzeit und überall gerechnet werden mußte.
    Mit Blick ins frühe Dämmerlicht freute er sich, Geigis Einladung angenommen zu haben, womit seine Sicherheitsleute zunächst ganz und gar nicht einverstanden gewesen waren. Sie hätten es lieber gesehen, wenn er sich mit dem Lord, statt in dessen Palais in einem von der Gilde als sicher eingestuften Hotel getroffen hätte. Nie zuvor hatte sich ein Vertreter von Tabinis Hof (und als solcher wurde Bren angesehen) als Gast in diesem Haus aufgehalten, dem noch bis vor kurzem die Bedeutung, die Ausstattung und die Sicherheitsgewähr fehlten, die die Aufnahme solch hohen Besuches erforderlich machte.
    Die Bedenken, die im Weg standen, gab es nun nicht mehr. Der Aiji hatte seinem Paidhi höchstpersönlich gestattet, Geigis Einladung anzunehmen.
    Es wäre übertrieben gewesen zu behaupten, daß Lord Geigi wegen des für ihn so glücklichen Stimmungsumschwungs auf Seiten Tabinis in der Schuld des Paidhi gestanden hätte. Daß er Geigi nun einen gehobenen Status beimaß, war allein Sache des Aiji, der sich, gut informiert, ein eigenes Urteil gebildet hatte.
    Im Grunde riskierte Lord Geigi einiges, daß er eine so exponierte Persönlichkeit als Gast zu sich eingeladen hatte. Darüber würde vom Fernsehen in den Abendnachrichten berichtet und landauf, landab diskutiert werden, zumal an diesem Tag sonst nichts Außergewöhnliches passiert war. Lord Geigi würde den benachbarten Edi einiges zu erklären haben.
    Bren nahm einen Schluck Tee zu sich (in einer Küche gebraut, die voll von für Menschenmägen unverträglichen Kräutern war) und verwettete im stillen sein Leben darauf, daß Geigi genau so war, wie er sich gab. Darauf hatte er schon am vergangenen Abend gewettet und unter dessen Dach die Nacht tief und fest schlafen können. Wilson-Paidhi hätte ihm vorgehalten, unvernünftig und fahrlässig zu handeln, und daß ein Paidhi, der in seiner Einschätzung eines Ateva so zuversichtlich war, auf ernsthafte Probleme zusteuerte. Wie auch immer, er, Bren, saß nun mit Geigi in dessen Haus an einem Tisch.
    Andererseits hatte er emotional viel investiert. Sein Umgang mit der Stellvertreterin und seine Weigerung, sich der Führung des Ministeriums unterzuordnen, machten es ihm nun unmöglich, nach Hause zurückzukehren. Und dies bedeutete unter anderem, daß er nicht mehr auf der anderen Seite der Meerenge am Strand sitzen konnte. Er würde nie mehr mit dem Bruder auf dessen Veranda frühstücken. All das hatte er aufgegeben, um nun hier Gast sein zu können im Haus eines fremden Lords. Dort drüben, im Dunst jenseits des Kanals, lebten seine Mutter, ein Bruder, sein Vater, der sich ihm entfremdet hatte, sowie die Familie seines Bruders, und es war zu befürchten, daß er die Mutter nie wiedersehen würde, denn es war ihm gemeldet worden, daß ihr gesundheitlicher Zustand im vergangenen Winter sich sehr verschlechtert hatte. Es machte ihn bitter, wenn er daran dachte, wie schwer die Regierung ihn und seine Mutter büßen ließ; er war wütend und fragte sich in Momenten wie diesem, was, zum Teufel, er bloß tun sollte, wenn es denn aus psychologischen oder professionellen Gründen wirklich auf keinen Fall vertretbar wäre, gewisse Atevi doch zumindest im stillen gern zu haben?
    Er hatte einen menschlichen Hausgenossen. Er hatte Jason Graham. Das war’s dann.
    Den durfte er gernhaben. Das war statthaft, sowohl in psychischer, politischer oder sonstiger Hinsicht. Das konnte so durchgehen.
    Doch Bren wagte es nicht, seinen Argwohn abzulegen, der sich ihm bei diesem Mann aufdrängte, diesem Vertreter einer Kultur, die Jahrhunderte von der eigenen
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