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Atevi 3 - Erbe

Atevi 3 - Erbe

Titel: Atevi 3 - Erbe
Autoren: C.J. Cherryh
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des einzig zugelassenen Mosphei’-Atevi-Wörterbuchs, das an der Universität von Mospheira zur Paidhi-Ausbildung genutzt wurde. Das jahrelange Ausbildungsprogramm schafften nur zwanzig Prozent der angetretenen Teilnehmer, und die verschwanden schließlich in den Amtsstuben des Außenministeriums – bis auf den, der Paidhi wurde, und dessen Stellvertreter, jene Absolventen mit der nächstbesten Gesamtnote, die in Bereitschaft standen für den Fall, daß der amtierende Paidhi aufgab, aus dem Leben schied oder zwei Wochen Urlaub nötig hatte. Diese Stellvertreter auszubilden und an dem dazu benötigten Wörterbuch weiterzuarbeiten, war ein Teil der Aufgabe des Paidhi.
    Darüber hinaus hatte er als Verbindungsmann zu fungieren, über den die mospheiranische Regierung einen langsamen Transfer menschlicher Technik in die atevische Volkswirtschaft organisierte. In dieser Hinsicht kam dem Paidhi besondere Bedeutung zu. Er diente seiner Regierung gewissermaßen als Auge und Ohr auf dem Festland und meldete, was er an Daten zu sammeln vermochte. Er übermittelte Wünsche der atevischen Regierung, wickelte Zollformalitäten ab und war gefragt, wenn es gelegentlich juristische oder bürokratische Hemmnisse zu überwinden galt. Anhand der von ihm bereitgestellten Informationen entschieden die Universität von Mospheira und die Staatsverwaltung über Ausmaß und Tempo der Transferleistungen. Mitunter wurde jahrelang darüber gestritten, ob ein bestimmtes Wort für den Export freigegeben werden konnte. Entsprechend kompliziert gestaltete sich die Entscheidung über die Freigabe eines Mikrochips. Ziel war es, Kompatibilität zu gewährleisten und den Standards zu entsprechen, so daß zum Beispiel Kabel, die auf dem Festland hergestellt wurden, problemlos auch für Toaster made in Mospheira verwendet werden konnten.
    Er hatte nie erwartet, daß sich die Dinge noch zu seinen Lebzeiten entscheidend veränderten, weder Toaster noch die gesellschaftlichen Verhältnisse im ganzen oder der Grad der Technisierung. Stetiger und verläßlicher ökonomischer Fortschritt – so stellte man sich die gemeinsame atevisch-menschliche Zukunft vor. Zwei Volkswirtschaften, die so gut aufeinander zurecht geschnitten waren wie standardisierte Schrauben und die dazugehörigen Muttern.
    Seit knapp einem Jahr hielt sich nun ein zweiter Mensch auf dem Festland auf. Jason Graham, so sein Name, war Lichtjahre entfernt von der Welt der Atevi geboren worden und mitnichten ein Produkt des Universitätslehrgangs zur Ausbildung von Agenten im Auslandseinsatz.
    Seine Ankunft war der Grund dafür, warum er, Bren, auf Lord Geigis Balkon saß, ein Souffle aus gewürzten Eiern aß und sich auf das professionelle Urteil seiner Leibwächter verließ, die ihm versicherten, daß die aufgetischten Speisen weder beabsichtigterweise noch unabsichtlich schädlich auf ihn wirkten.
    Die allgemeine Lage und seine persönliche Position hatte sich über Nacht grundlegend verändert, als das Raumschiff aufkreuzte, dasselbe, das schon vor zweihundert Jahren im Orbit erschienen war und Brens Vorfahren hier zurückgelassen hatte. Die atevische Regierung (die Intrige zu einer Art Kunstform hochstilisiert hatte) war von Anfang an voller Mißtrauen gegen Mospheira gewesen (wo keine neue öffentliche Bedürfnisanstalt errichtet werden konnte, ohne daß es zu politischen Reibereien kam) und wähnte sich von den Menschen seit ehedem nach Strich und Faden hintergangen und übervorteilt.
    Was allerdings gar nicht der Fall war; die Menschen hatten die Atevi nie zu betrügen versucht, obwohl es Momente gab, in denen sich selbst der Paidhi fragte, ob seine eigene Regierung nicht womöglich doch ein doppeltes Spiel spielte. Doch in Wahrheit waren auch die Menschen auf Mospheira von der Rückkehr des Schiffs überrascht worden. Damit hatte wirklich niemand gerechnet.
    Wie sich herausstellte, hatte das Außenministerium auf Mospheira tatsächlich genauso verzweifelt und kopflos reagiert wie von Bren gefürchtet. Es hatte mit dem Schiff direkt Kontakt aufzunehmen versucht, in aller Heimlichkeit, um sich dessen exklusiver Allianz mit Mospheira zu versichern.
    Kurz, sie hatte versucht, die Atevi von den Verhandlungen auszuschließen.
    Wäre Bren zu Rate gezogen worden, hätte er seine Artgenossen heftig gescholten und darüber aufgeklärt, daß sich Atevi nicht hinters Licht führen lassen. Genaugenommen hatte das Ministerium anfänglich nicht die Möglichkeit gehabt, ihn um Rat zu fragen; doch als
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