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Atevi 3 - Erbe

Atevi 3 - Erbe

Titel: Atevi 3 - Erbe
Autoren: C.J. Cherryh
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aufregend.«
    »Das wird sich kaum bezweifeln lassen«, antwortete Bren lachend. »War’s ein ausgewachsenes Exemplar?« Er vermutete, daß von einer großen Fischart die Rede war.
    »Die Crew wußte nicht sogleich, wohin damit, und so konnte das Biest durch die Reling schlüpfen. Wahrscheinlich lacht es noch heute über uns. Es wäre wohl dem Gewicht nach ein Rekord gewesen. Aber glauben Sie mir, nand’ Paidhi, ich habe nicht nachgemessen.«
    »Wenn ich Sie so höre, könnte ich glatt in Versuchung kommen.« Seit acht Tagen war er ununterbrochen auf Reisen und hatte etliche Fabrikanlagen und Laboratorien besucht. So gut wie in der vergangenen Nacht hatte er in keinem der von der Gilde empfohlenen Hotels schlafen können, nicht einmal in dem luxuriös ausgestatteten Flieger. Wahrscheinlich würde Tabini ihm einen freien Tag gönnen. Und kaum anzunehmen, daß man sich hier auf der Halbinsel verschworen hatte, ihn über Bord gehen zu lassen. Vielleicht ließen sich Tano und Algini davon überzeugen, daß es für sie ein leichtes wäre, ihn während eines eingeschobenen Urlaubstages zu beschützen, wenn es ringsum nichts anderes gäbe als wunderbar blaues Wasser.
    Aber wahrscheinlich würde er doch schon an diesem Nachmittag in die Hauptstadt zurückfliegen und die Flugzeit nutzen, um an Bord noch etwas zu arbeiten. Er hatte jede Menge Notizen einzugeben, Exportlisten zu prüfen und zu genehmigen, und es galt, Fragen zur Qualitätskontrolle für die Techniker der beiden zuletzt besuchten Laboratorien zu übersetzen.
    »Es gibt nichts Köstlicheres als einen über Holzkohle gegrillten Gelbschwanz«, schwärmte Geigi lockend.
    »Lord, wenn Sie so weiter reden, werde ich noch schwach; dabei muß ich unbedingt morgen in der Hauptstadt sein. Wenn ich nicht zügig durcharbeite, wächst der Aktenberg bis in den Orbit und erreicht das Raumschiff, ehe wir mit unserer Fähre dort sind. Dabei würde ich so gern Ihre Einladung annehmen.«
    Er hatte sich dazu hinreißen lassen, gegen eine eherne Berufsregel zu verstoßen: Nur ja nicht scherzen mit Fremden von Rang. Die Sprache hatte allzu viele Klippen, auch für ihn, der sie recht gut beherrschte. Mit seinen Leibwachen konnte er zu ulken wagen, sogar mit Tabini, dem Aiji von Shejidan, dessen Groll mehr als alles andere zu fürchten war.
    Doch durchaus zu fürchten war auch ein Lord der Provinz, der sehr auf seine Ehre hielt und einem menschlichen Aiji-Gesandten gegenübersaß, dessen Status nicht eindeutig einzuschätzen war.
    Geigi zeigte sich amüsiert und wirkte beruhigt über Brens abschlägigen Bescheid; ja, es schien ihm zu gefallen, daß der Paidhi wie ein Vertrauter mit ihm redete.
    Bren hatte also genau richtig reagiert auf Geigis reichlich überraschende Ouvertüre, mit der er die Vorzüge der hiesigen Gegend pries, und das einem menschlichen Gast des Staates gegenüber. Dies war einer jener raren Momente des Triumphs, die der Paidhi bitter nötig hatte – nicht zuletzt in beruflicher Hinsicht. Aber leider konnte er dem Ministerium, das ihn anscheinend für einen Narren hielt, vorläufig keine Meldung davon machen.
    Und er konnte sonst niemandem auf der Welt, nicht einmal dem Vertreter des Schiffs, mit dem er zusammenlebte, erklären, warum er so froh darüber war, außer mit dem Hinweis darauf, daß er seinen Job offenbar ordentlich machte und daß solche positiven Rückmeldungen gut taten, weil sie ein Beleg dafür waren, daß er ein durchaus nuanciertes Verständnis für die Atevi hatte.
    »Ja, ja«, sagte Geigi, »die Sonne wartet nicht einmal auf den Aiji, also schon gar nicht auf uns. Wir sollten uns auf den Weg machen.«
    Mit anderen Worten: Das Frühstück war beendet. Die Wachleute und Diener gingen ihren jeweiligen Aufgaben nach. Als Geigi vom Tisch aufstand, stand auch Bren auf und ließ sich von der zuständigen Sicherheitsangestellten (der eigenen) in seinen formellen Mantel helfen, an dem viele Knöpfe zu knöpfen waren. Als dies geschehen war, zupfte sie mit geschickter Hand seinen geflochtenen Zopf unter dem steifen Kragen hervor und drapierte ihn sorgfältig darüber. Erst jetzt bemerkte Bren, daß er am ganzen Körper fror. Der Frühling hatte eine Gelegenheit geboten, auf dem Balkon zu sitzen, auch frische Seeluft und eine wunderschöne Aussicht, und er, Bren, hatte dankend angenommen, ohne zu bedenken, daß Atevi kühl nannten, was Menschen als bitterkalt empfanden.
    Er verbeugte sich; Geigi nickte. Jeder war entspannt und höflich. Bren mußte noch
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