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Atemlose Begierde

Atemlose Begierde

Titel: Atemlose Begierde
Autoren: Isabelle Sander
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Drittel davon hinreißen
lassen.«
    »Und du denkst, das lag an meiner Undisziplin?«
    Ich musste lachen.
    Victoria versuchte sich nichts anmerken zu lassen. Ich konnte nicht
beurteilen, aus welchem Grund er sich für weniger entschieden hatte. Er hatte
gekauft. Ich hatte etwas zu feiern! Meine Arbeiten würden jetzt in einer der
wichtigsten internationalen Sammlungen der Welt repräsentiert werden, und es war
vor der Ausstellungseröffnung bereits ein Drittel davon verkauft. Ich verbuchte
das als Erfolg.
    Es vibrierte erneut in meiner Tasche. Meine alte Freundin Michelle.
Ich nahm ab.
    »Hey, wie geht’s, wollen wir uns zum Abendessen treffen?«
    Ich hatte meine Chance auf Rick anscheinend verpasst, also sagte ich
ihr zu. Noch während des Gesprächs klopfte der unbekannte Teilnehmer an. Ich
zappte von Michelle zu unbekannt. Es war Rick.
    »Hallo, ist dir kalt? Soll ich dich abholen?«
    Es war mir tatsächlich kalt im dünnen Sommerkleid bei Regen, und ich
war leicht verunsichert nach dieser Ungereimtheit mit Victoria. Ich brauchte
dringend Zuneigung.
    »Wo bist du?«
    »Ich bin zu Hause, liege im warmen Whirlpool auf der Dachterrasse,
blicke in den grauen Himmel und lasse den Regen auf mein Gesicht nieseln. Da
dachte ich an dich und wie du dich da draußen wohl durchschlägst im harten
Großstadtdschungel und deine Geschäfte machst – so ganz ohne Höschen.«
    Ich musste lachen. Ich hatte Michelle noch an der anderen
Leitung.
    »Wo ist es?«, fragte ich ihn.
    Lautstark sog er Luft ein.
    »Hier vor meiner Nase, möchtest du es wieder, oder darf ich es
behalten?«
    »Rick, ich bin schon mit jemand anderem zum Abendessen
verabredet.«
    »Dann setz dich in ein Taxi und komm einfach gleich zum Aufwärmen
vorbei. Ich hab auch sicher noch was Trockenes zum Anziehen für dich.«
    »Warte, Rick, leg nicht auf.«
    Obwohl ich wusste, welche Gefahr das in sich barg, zappte ich zu
Michelle, die gewartet hatte.
    »Es tut mir leid, Michelle, ein delikates Gespräch in der anderen
Leitung. Wär’s für dich okay, wenn wir uns ab neun oder halb zehn auf einen
Drink treffen würden?«
    »Delikat?«, fragte sie süffisant. »Ja, klar, 21 Uhr 30 in der Titanic Bar, wie zu alten Zeiten?«
    »Ja, cool, bis dann.«
    Ich switchte um, aber Rick war nicht mehr in der Leitung. Ich hasste
es, seine Telefonnummer nicht zu haben. Er machte aber auch keine Anstalten, sie
mir zu geben. Es war beinah sechs. Sollte ich einfach hinfahren zu ihm oder nach
Hause und mich mit Muße auf den Abend vorbereiten? Hatte ein Abend ohne Rick
überhaupt Sinn für mich? Meine Tage dieser Art von Freiheit waren gezählt. So
bedankte und verabschiedete ich mich von Victoria, die bereits wieder ihre
professionelle Höflichkeit aufgesetzt hatte, und stieg ins Taxi.
    »O- 101 Millbank, bitte.«
    Ich betrat die Lobby zum zweiten Mal, ging zielstrebig auf den Lift
zu und grüßte den Portier, der nun ein anderes Gesicht hatte.
    »Guten Abend, kann ich Ihnen helfen?«, fragte er.
    »Ich fahr hoch zu Mr Wealder.«
    »Er weiß, dass Sie kommen?«
    »Ja.«
    Er ging zu seinem Pult, nahm sein Telefon und drückte auf
verschiedene Tasten. Es schien sich niemand zu melden. Mit gekräuselter Stirn
blickte er zu mir.
    »Er liegt im Whirlpool und wartet auf mich«, ich zwinkerte ihm zu und
biss mir keck auf die Unterlippe.
    Mit einem verschrobenen Lächeln guckte er auf sein Telefon und rief
kommentarlos den Lift für mich.
    Rick stand im hellgrauen, fein gemusterten seidenen Hausmantel auf
der Terrasse. Wie auf einem Dampfschiff ragte der weiße zylindrische Liftschacht
über ihm in den von Regenwolken verdunkelten Londoner Abendhimmel. Er rauchte
eine Selbstgedrehte. Er war barfuß, sein Haar war nass nach hinten
gestreift.
    »Hast du Hunger? Ich mach uns was, während du dich aufwärmst.«
    Ich nickte, ging zum Whirlpool und legte meine Kleidung ab. Jeder
Schritt tiefer in den warmen Pool erleichterte mich von den Anstrengungen des
Tages. Ich ließ mich im warmen Wasser treiben. Tauchte meinen Kopf nach hinten
und blickte in den dramatisch violett-orange gefärbten Himmel. Völlig schwerelos
lag ich im Wasser, sog die kühle Luft in mich und hörte nur noch meinen eigenen
Atem. Irgendwo aus dem Inneren des Whirlpools drang ein Surren. Es war schön,
sich im warmen Wasser treiben zu lassen, in diesem dunkelvioletten
Hightechgerät, in dem man von unten beleuchtet wurde.
    *
    Rick war nur zwei Jahre älter als ich. Dass sich unsere
Lebensgeschichten zu überschneiden
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