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Atemlose Begierde

Atemlose Begierde

Titel: Atemlose Begierde
Autoren: Isabelle Sander
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begannen, war ein großer Zufall. Er lebte ein
völlig anderes Leben als ich. Er arbeitete im Londoner Zweig der Stahlbaufirma,
die bereits sein Großvater in der 1950 er
Jahren in Kanada aufgebaut hatte und die mittlerweile weltweit an Großprojekten
arbeitete. Vom Flugzeughangar bis zu Industriebauten deckten
sie alles ab. Dafür war Rick häufig auf Reisen, die er bei jeder Gelegenheit mit
kleinen Urlauben verband. Die Firma in London hatte er in einer alten Schmiede
untergebracht, die er zum größten Teil zu Büroräumen umfunktioniert hatte. Er
liebte aber auch die ursprüngliche und sehr handwerkliche Seite der
Metallverarbeitung. Er hatte das Schmiedehandwerk vor seinem Studium erlernt und
fertigte im alten Trakt selbst die unglaublichsten Dinge aus Metall an. Nachts,
wenn er nicht vor dem heißen Ofen stand, war er unterwegs mit seinen
Freunden.
    *
    Blitzartig tauchte ich aus dem Wasser auf und blickte
mich um. Ich war hier hoch oben in der Stadt in einen Wald von dichten Pflanzen
eingebettet. Zwischen zwei Palmen, die der nun stärker werdende Wind hin und her
bog, erspähte ich einen Vorsprung, unter dem ein Bambustisch stand. Darauf lagen
fein säuberlich zusammengelegt ein Handtuch und ein Bademantel. Daneben befand
sich eine Dusche unter freiem Himmel. Gewagt für englische Verhältnisse. Ich
stieg aus dem Pool. Der kühle Regen peitschte auf meine Haut. Ich sprang unters
Dach und schlüpfte in den flauschigen weißen Mantel, ohne mich abzutrocknen. Das
Badetuch verwendete ich als Turban für mein nasses Haar. Dieses bizarre
Apartment kam mir vor wie ein Luxusdampfer.
    Im Kamin brannte Feuer. Ich musste über das Eisbärenfell schmunzeln,
das davor lag.
    »Was erheitert dich?«
    »Dein Fell hast du auch hierher mitgebracht?«
    »Ja«, sagte er, ohne eine Miene zu verziehen.
    »Dieses Fell könnte doch sicher einige Geschichten erzählen,
oder?«
    »Welche möchtest du denn gerne hören?«
    Er lächelte jetzt, während er den nur außen leicht gegrillten
Tunfisch in dünne Scheiben schnitt. Das Fleisch klaffte in tiefroten Tranchen
auseinander. Auf den Tellern lagen bereits Rucola, Himbeeren und jeweils eine
halbe Limette.
    »Hungrig oder sehr hungrig?«, fragte er.
    »Sehr«, sagte ich.
    »Du gehst doch noch essen, oder?«
    »Auf einen Drink um halb 10 .«
    »Okay.«
    Er legte mir zahllos viele Scheiben Tunfisch auf den Teller und sah
mich an.
    »Mehr?«
    »Danke, nein.«
    »Sei nicht höflich, du weißt, dass du dich bei mir nicht zurückhalten
musst.«
    Er schmunzelte und legte zwei Vollkornbaguettes in seinen Backofen.
Er war umgezogen und trug einen smaragdgrünen Kaschmir-Pullover mit rundem
Halsausschnitt und eine weite Hose aus rauchgrauem Jersey, die sich bei jeder
Bewegung anders an seinen Körper schmiegte und durch die Feinheit des Materials
preisgab, dass er nichts darunter trug.
    »Möchtest du dich noch anziehen? Ich hab was für dich, komm mit.«
    Er führte mich in einen Raum, der noch weiter hinter dem Badezimmer
lag, das ich am Vormittag durchforstet hatte. Ich wunderte mich, dass ich diesen
Raum bisher nicht bemerkt hatte. Es war sein Ankleidezimmer, das aus zwei
durchgehenden birnenholzvertäfelten Wänden bestand, hinter denen die Kleider
verborgen waren. Er gab mir eine Vorführung der raffiniert ausgeklügelten
Türkonstruktion. Man konnte die Wandelemente nach vorne drehen oder einfach zur
Seite schieben. Beim Herausdrehen wurde auf den Innenflächen ein Spiegel
sichtbar. In der Mitte stand eine etwa vier Meter lange, mit hellgrauem Rauleder
überzogene Sitzbank ohne Lehne, die sich durch die Hälfte des Raumes zog. Darauf
lagen in Seidenpapier eingeschlagene Kleidungsstücke.
    »Ich hoffe, es ist etwas dabei, was dir gefällt.«
    Er lächelte und sah mich voller Neugier an.
    »Komm einfach, wenn du fertig bist. Wenn du deine Haare föhnen
möchtest, du weißt, wo das Badezimmer ist, oder?«
    Ich liebte es, von Rick mit Kleidung beschenkt zu werden, und er
liebte es, ohne mein Beisein Kleidung für mich zu kaufen. In diesem Zusammenhang
genoss ich seine geschmackliche Bevormundung sehr. Er hatte mich bisher mit
seiner Auswahl immer überzeugt. Ich faltete die Teile vor mir auf und legte sie
auf die Bank. Bisher hatte ich nie durchschaut, wie er auf seine Auswahl kam,
aber heute begriff ich, dass auch er ein leichtes Faible für Uniform hatte.
Uniformen aus den faszinierendsten, teuersten Stoffen in abgewandelten
Schnitten, die ihren Ursprung fast vergessen ließen, aber dennoch
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