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Aszendent Blödmann

Aszendent Blödmann

Titel: Aszendent Blödmann
Autoren: Michaela Thewes
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Neuankömmlingen entdeckte ich auch Achim. Die junge Frau an seiner Seite musste Sandy – oder Sandra? – sein. Dass dieser eitle Gockel es gewagt hatte, sich zu beklagen, war nun wirklich die Höhe! Mama Sandy gehörte zu den Frauen, die selbst ungeschminkt und in einer ausgebeulten Jogginghose garantiert noch traumhaft gut aussahen. Als Achim mich erblickte, schaute er rasch zur Seite. Vermutlich war es ihm – zu Recht! – peinlich, dass er im Suff solchen Blödsinn von sich gegeben hatte, und nun fürchtete er, ich könnte ihn bei seiner Frau verpetzen. Keine schlechte Idee. Verdient hätte er’s!
    Um Achim einen Denkzettel zu verpassen, steuerte ich mit entschlossener Miene schnurstracks auf die beiden zu. Man konnte förmlich sehen, wie Conrads Segelkumpan das Herz in seine Anzughose rutschte. Ob es das John-Travolta-Outfit im Dutzend billiger gegeben hatte? Achim trug das gleiche Anzugmodell wie neulich im Restaurant. Nur dass dieses Exemplar nicht weiß, sondern schwarz war. Zu gerne hätte ich gewusst, was in Achims Kopf gerade vor sich ging. Obwohl ich keine Gedanken lesen konnte, war ich mir sicher, dass das Thema »Flucht« dabei eine zentrale Rolle spielte. Hektisch schaute er sich nach rechts und nach links um. Als ich so nah an die beiden herangekommen war, dass ich Achims Angstschweiß förmlich riechen konnte, drehte ich in letzter Sekunde ab. Vielleicht war ihm das eine Lehre gewesen. In Zukunft würde er sich hoffentlich nicht mehr so abfällig über seine Ehefrau äußern!
    Apropos Ehefrau … Ich hielt Ausschau nach Conrad. Seit das Fest begonnen hatte, war er ununterbrochen von einer dichten Menschentraube umringt gewesen. Der Bankdirektor, der Bürgermeister, alte Stammgäste und Freunde des Hauses, sie alle umschwirrten ihn wie die Fliegen. Und immer mit dabei: Ilka, die ihren Vater wie ein Bodyguard auf Schritt und Tritt begleitete.
    Doch dann gelang es mir endlich, Conrad allein zu erwischen.
    »Wunderschön.«
    Ich war mir nicht sicher, ob Conrad mich oder die Blumendeko gemeint hatte, bedankte mich aber artig.
    »Kompliment, du hast wirklich hervorragende Arbeit geleistet«, lobte mich Conrad. »Der Abend ist ein voller Erfolg.«
    »Ja, ich denke, es läuft ganz gut. Werner hat sich mit seinem Büfett mal wieder selbst übertroffen.« Auf der Suche nach potenziellen Verfolgern, die nur darauf warteten, mir Conrad wieder abspenstig zu machen, warf ich einen hastigen Blick über die Schulter. »Du, Conrad, hast du mal eben ’ne Minute?«
    »Für dich immer.«
    Aus einem Augenwinkel sah ich, dass Ilka, die sicher nur mal kurz für kleine Mädchen gewesen war, die Terrasse betrat. Auch der dicke Bürgermeister scharrte im Hintergrund schon ungeduldig mit den Hufen. Also kam ich besser gleich zur Sache: »Ich glaube, ich will gar nicht heiraten«, platzte es aus mir heraus.
    Hey, was gab’s denn da so blöd zu grinsen? Irgendwie fühlte ich mich nicht richtig ernst genommen. »Generell nicht oder nur mich nicht?«, hakte Conrad schmunzelnd nach.
    »Wenn ich ehrlich sein soll, nur dich nicht.« Ich spürte, wie mein Gesicht heiß wurde, und das lag bestimmt nicht nur am Champagner. »Und die meisten anderen Männer natürlich auch nicht«, setzte ich hastig hinzu.
    »Na, dann bin ich ja beruhigt. Ich habe übrigens auch nicht vor, noch mal zu heiraten.«
    Häää?!, dachte ich und fragte laut: »Und der Ring?«
    »Welcher Ring?«
    »Na, der goldene Ring mit den kleinen Steinchen«, half ich Conrad ungeduldig auf die Sprünge. Meine Güte, verschenkte der Mann etwa täglich irgendwelche Klunker?! »Der Ring, der gestern Nachmittag ins Büro geliefert worden ist.«
    Nun schien endlich auch bei Conrad der Groschen gefallen zu sein. »Ach, der Ring. Mannomann, es ist leichter auf offener See einen Löwen zu erlegen, als hier im Hotel etwas für sich zu behalten. Der Ring ist ein Geburtstagsgeschenk für Ilka. Sie wird nächste Woche dreißig, da wollte ich mich als Daddy nicht lumpen lassen.«
    Diamonds are a girl’s best friend … Ilka konnte sich glücklich schätzen. Nun bekam sie endlich ein paar Freunde – andere hatte sie meines Wissens nicht. Doch ich verkniff mir diesen bissigen Kommentar. Für solche Gehässigkeiten war ich viel zu glücklich und erleichtert.
    »Ich hab auch etwas, was ich mit dir besprechen wollte.«
    Conrad hielt mir einen Prospekt unter die Nase. Er musste die Broschüre die ganze Zeit in der Hand gehalten haben, doch ich hatte sie vor lauter Aufregung gar nicht
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