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Astrella 02 - Brudernacht

Astrella 02 - Brudernacht

Titel: Astrella 02 - Brudernacht
Autoren: Gmeiner-Verlag
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ungeduldiges und nachdrücklich auf seine Gassirunden bestehendes Bürschchen entpuppt hatte. Die zungenfeuchte Dankbarkeit samt seiner verständnisvollen Augen war mehr als nur eine Entschädigung für diese auffallenden Charaktereigenschaften. Klimnich konnte sich seinen Lebensabend ohne den kleinen Vierbeiner inzwischen nicht mehr vorstellen. Das hing freilich auch damit zusammen, dass Berta, früher eine robuste Frau, in den letzten Jahren gesundheitlich stark abgebaut hatte. Insbesondere die Füße machten ihr zu schaffen. Kein Wunder, dass er sie deshalb nur noch selten zu einem Spaziergang überreden konnte. Brach die Dunkelheit herein, war das sowieso kein Thema mehr für sie, nachdem ihr vor acht Jahren ein nie gefasster Jugendlicher in der Herrenstraße, genau gegenüber der Liebfrauenkirche, beim Aussteigen aus dem Auto die Handtasche entrissen hatte. Er selbst, damals immerhin auch schon 64, hatte nur danebengestanden und hilflos mit ansehen müssen, wie der Verbrecher im Feierabendgewimmel verschwunden war.
    Wieder erfasste der Lichtkegel eines Autos das Herrchen und den kleinen Hund, der inzwischen doch einige Schritte zurückgetrippelt war. Kaum hatte Klimnich beschlossen, sich zu den Boulespielern zu gesellen, und war zwischen den parkenden Autos auf die Straße getreten, schreckte er wieder zurück. Ein Motorradfahrer drehte kurz vor ihm auf und raste mit heulendem Motor vorbei. Beinahe noch mehr als dieser Rowdy erschreckte den älteren Mann die Tatsache, dass er ihn nicht früher wahrgenommen hatte. War er so in Gedanken versunken gewesen? Oder hatte etwa sein Gehör nachgelassen? Eventuell hatte sich der Motorradfahrer aber auch einfach nur einen Spaß erlaubt und war bewusst leise an ihn herangefahren, um ihm dann im geeigneten Moment auf diese einfältige und zugleich gefährliche Weise Angst einzujagen. Im selben Augenblick fiel ihm ein, dass der Fahrer kein Licht eingeschaltet hatte. Klimnich schaute in seine Richtung, konnte jedoch trotz der mondhellen Nacht nur das einmalige Aufflackern eines Bremslichtes an der Maschine erkennen. Das Motorrad verschwand in Richtung Pfannenstiel.
    Mit einem Mal hatte er keine Lust mehr auf den Hirschgraben. Der Weg dorthin führte über den Pfannenstiel. Mit diesem Rowdy wollte er nicht noch einmal zusammentreffen. Er würde wohl besser umkehren und einen anderen Weg nehmen. Eine junge Frau näherte sich und sprach ihn an: »Ist alles in Ordnung?«
    »Hm… ja«, zögerte Klimnich mit einer Antwort. Er wusste nicht so recht, was die Frau mit ihrer Frage meinte.
    »Ich bin gerade im Auto an Ihnen vorbeigefahren und habe im Rückspiegel alles beobachtet. Ich meine, wie der Idiot Sie beinahe über den Haufen gefahren hätte. Ich habe sofort gedacht, dass ich umdrehen und nach Ihnen sehen muss. – Übrigens: Ich bin die Konstanze. Aber sagen sie einfach Conny zu mir.«
    Klimnich folgte mit den Augen ihrer Handbewegung. Sie zeigte auf ein Auto, das zwischen zwei Straßenlaternen am Straßenrand geparkt war; er hatte es bisher nicht bemerkt.
    »Ach, das meinen Sie! Jaja, es ist alles in Ordnung. Ich bin nur erschrocken, weil ich den Motorradfahrer vorher gar nicht gesehen hatte. Aber jetzt ist alles wieder in Ordnung, danke.«
    »Und ich habe mich noch gewundert, dass er ständig das Licht ein-und ausgeschaltet hat, als er mir entgegenkam. Wahrscheinlich ist er betrunken.«
    »Vermutlich haben Sie recht«, stimmte Klimnich ihr zu. Nach dem Schrecken tat es gut, mit jemand ein paar Worte wechseln zu können. Konstanze, er schätzte sie auf 20 bis 25 Jahre, trug Jeans und ein enganliegendes weißes T-Shirt, das deutlich zeigte, dass sie keinen Büstenhalter trug. Mit ihren schulterlangen blonden Haaren und dem kessen Zug um den Mund sah sie ausgesprochen hübsch aus.
    »Kann ich Sie irgendwohin bringen?«
    »Nein, nein«, wehrte der alte Mann das Angebot ab. »Das ist nicht nötig, Fräulein Konstanze. Außerdem habe ich ja noch meinen Hund dabei.«
    »Ach, der ist ja süß!« Sofort ging Conny in die Knie und begann den Pudel zu kraulen, der sich das gerne gefallen ließ. »So einen süßen Kerl habe ich mir immer gewünscht. Kann ich ihn mal auf den Arm nehmen oder beißt er dann?«
    »Fips hat noch nie jemanden gebissen!«, erwiderte Klimnich mit einem stolzen Unterton in der Stimme.
    »Das passt ja prima«, meinte Conny, Fips weiterhin das Fell kraulend, bevor sie ihn mit einem schnellen Griff hochhob. Das Tier begann in ihren Armen erst zu zappeln, um dann ein
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