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Astrella 02 - Brudernacht

Astrella 02 - Brudernacht

Titel: Astrella 02 - Brudernacht
Autoren: Gmeiner-Verlag
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telefoniert.«
    »Und, hat er was gefunden?«
    »Ein paar Fasern im Unterholz. Aber die können natürlich auch von den Theweleits oder von anderen Spaziergängern stammen. Muss noch abgeklärt werden.«
    Etwas Derartiges hatte Zillmann befürchtet; jedenfalls bedeutete es entsprechende zeitliche Verzögerungen. Er schob Doktor Wills Obduktionsbericht ein wenig beiseite.
    »Braucht Wallner Unterstützung?«, wollte er wissen. Natürlich hätte er Wallner selbst anrufen und danach fragen können, doch er wollte den jungen und immer noch etwas unsicheren Pedlasch nicht unnötig in Verlegenheit bringen. Pedlasch gehörte erst seit einem halben Jahr zu ihnen und Zillmann sah ihn als durchaus fähig an, auch wenn er sicherlich nie die große Karriere machen würde. Doch jedes Dezernat konnte froh sein, solche Leute in den eigenen Reihen zu haben.
    »Er meinte, dass ein Zug Bereitschaftspolizei nicht schaden würde. Weil zum einen ständig mehr Schaulustige auftauchen, und zum anderen könnten sie dann den Raum für die Spurensuche weiter ausdehnen.«
    »Gut, ich werde mich darum kümmern. – Gibt’s sonst noch etwas?«
    »Nein.«
    »Dann erinnern Sie die anderen daran, dass wir uns um fünfzehn Uhr zur Lagebesprechung treffen.«
    Nachdem Pedlasch gegangen war, lehnte Zillmann sich in seinem Stuhl zurück und überlegte. Doktor Wills Bericht nach war der Leichenfundort nicht der Tatort. Das hatte Zillmann nicht anders vermutet. Ihm war sofort aufgefallen, dass dafür einfach zu wenig Blut am Fundort vorhanden war. Wie auch, wo der Täter die abgeschnittenen Läufe des Pudels in einem einfachen und überall erhältlichen Müllbeutel verstaut hatte. Wäre der Fundort auch der Tatort gewesen, wäre dieses Verhalten ausgesprochen unsinnig, weil überflüssig. Außer der Täter wäre ein naturliebender Sauberkeitsfanatiker. Aber brachte so einer einen ungefährlichen kleinen Hund um? Und dann noch auf diese bestialische Weise?
    Doktor Will hatte in seinem Bericht geschrieben, dass Klimnich an einem Ventilpneumothorax gestorben war. Da Zillmann mit der gewohnt nüchtern gehaltenen und mit Fachbegriffen gespickten Sprache nicht viel anfangen konnte, hatte er Will angerufen.
    »Kurz gesagt: Das Opfer hat sich selbst erstickt.«
    »Wie meinen Sie das?«
    »Nun, bei einem Ventilpneumothorax, ausgelöst durch einen Rippenbruch, gelangt Luft in den normalerweise kleinen Raum zwischen Rippenfell und Lungenfell. Diese Luft kann nicht mehr ausgeatmet werden, wodurch der Raum sich ständig vergrößert, also sich ausdehnt. Es dauert nicht lange, bis auch der zweite, noch intakte Lungenflügel zusammenfällt, was dann unweigerlich zum Tod führt. Das Unangenehme für das Opfer ist dabei, dass es mit jedem Atemzug mehr Luft in sich hineinpumpt, die nicht mehr entweichen kann. Das meine ich mit: Das Opfer hat sich selbst erstickt.«
    Zillmann musste unwillkürlich schlucken.
    »Sonst noch Fragen?«, wollte der Doktor ungerührt wissen.
    »Aber ist nicht eine ziemlich große Kraftanstrengung nötig, um diesen Druck auszuüben?«
    »Ja und nein. Das hängt von der Statur des Täters ab, von der verwendeten Technik und natürlich vom Zustand des Opfers. Die Technik ist den Feststellungen nach einigermaßen klar: Der Täter bindet dem Opfer ein entsprechend stabiles Seil um den Brustkorb, schiebt einen länglichen Gegenstand in die Schlinge und dreht daran wie an einem Lenkrad. Angesichts des hohen Alters des Opfers und seiner entsprechend bruchanfälligeren Knochen dauert es nicht lange und die Rippen brechen wie Strohhalme im Wind.«
    »Aber es muss ein Mann gewesen sein? Ich meine, der Täter.«
    »Muss nicht, kann. Auch eine einigermaßen kräftige Frau kann so etwas durchführen.«
    »Und es gibt keine Kampfspuren? Ich meine, ob jung oder alt: So etwas lässt sich doch kein Mensch gefallen, ohne dass er sich wehrt.«
    »Und wenn er sich nicht wehren konnte? Vielleicht, weil er überrascht worden ist und alles so schnell abgelaufen ist, dass es für eine Gegenwehr einfach zu spät war. Wir haben Fesselungsspuren gefunden. Mich würde es nicht wundern, wenn wir an den Hosen ebenfalls Faserspuren eines Seils oder Ähnlichem finden.«
    »Ja, aber der Hund.«
    »Na, sind Sie mal ehrlich: Würden Sie sich von so einem alten Pudel ins Bockshorn jagen lassen?«
    Zillmann musste nicht lange überlegen. »Wahrscheinlich haben Sie recht.«
    »Leider!«, erwiderte daraufhin Will. »Finden Sie den Täter. Denn sich selbst zu ersticken ist ein
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