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Astrella 02 - Brudernacht

Astrella 02 - Brudernacht

Titel: Astrella 02 - Brudernacht
Autoren: Gmeiner-Verlag
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gesagt, er hat beiden, Bertram Vosswinkel und Lydia Emmel, zu helfen versucht. Wäre die Schwangerschaft bekanntgeworden, hätte das Dorf Lydia Emmel mit Schimpf und Schande verjagt. Sie hätten ihr die Schuld zugeschoben dafür, dass ihnen ihr beliebter Pfarrer Bertram weggenommen worden wäre. Die Menschen sind so. Ihr Mann hat das gewusst und es auch, wie Sie sich bestimmt noch erinnern, so in sein Tagebuch geschrieben. Womit niemand gerechnet hat, war, dass Peter als Kind einen so großen seelischen Schaden erlitt, dass er psychisch krank wurde.«
    »Die Kinder trifft es meistens, nicht wahr?«
    »Vermutlich«, erwiderte Astrella und dachte dabei an Sandra. Er hoffte bei Gott, dass seine Tochter durch die Scheidung keinen Schaden erlitten hatte. Zugleich wurde ihm klar, dass es an ihm lag, ob das so blieb. In Sandras Brief hatte sie ihm eindeutig zu verstehen gegeben, was sie von ihm erwartete und erwünschte.
    »Die Kinder können sich nicht wehren. Josef hat das oft gesagt. Er liebte Kinder und die Kinder liebten ihn.«
    »Das glaube ich gerne«, sagte Astrella und empfand ehrliche Bewunderung für diese alte Dame, die so gefasst mit diesem Schicksalsschlag umging, der sie von heute auf morgen in die Einsamkeit gestoßen hatte.
    »Er hätte mit Josef reden sollen. Dann hätte er erkannt, welch guter Mensch Josef war.«
    »Das hätte er tun sollen, ja. Aber in solch einem Fall kommt ein Stein auf den anderen, bis schon die kleinste Erschütterung ausreicht, um eine Lawine auszulösen, die alles mit sich reißt.«
    »Wir sollten mehr an die Kinder denken«, erklärte Frau Klimnich, dann stand sie auf. »Ich werde jetzt gehen, Herr Astrella. Und ich danke Ihnen von ganzem Herzen dafür, dass Sie mir Gewissheit darüber verschafft haben, warum mein Josef sterben musste.«
    »Danke, Frau Klimnich. Aber ohne Ihre Hilfe und Ausdauer hätte ich es nicht geschafft.«
    »Doch, Sie hätten, Herr Astrella. Ich habe das von Anfang an gespürt und gewusst.«
    Bereits in der geöffneten Tür stehend, drehte sie sich nochmals um.
    »Es wäre nett, wenn Sie mich mal besuchen würden. Sie bekommen ja auch noch Geld von mir.«
    Astrella richtete sich auf.
    »Frau Klimnich: Ich werde Sie sehr gerne besuchen kommen. Aber nur, wenn Sie zur Kur nach Bad Waldsee gehen und ich kein Geld von Ihnen nehmen muss. Denn zum einen habe auch ich durch Sie etwas gelernt, und zum anderen freue ich mich schon jetzt auf Ihren unbezahlbar guten Kaffee. Einverstanden?«
    »Ja«, sagte sie und wieder huschte dieses nette, stolz-verlegene Lächeln über ihr altes Gesicht. Dann zog sie die Tür hinter sich zu.
    Astrellas Blick blieb noch sekundenlang auf der Tür haften. Dann hatte er einen Entschluss gefasst. Er wollte sich beeilen, damit ihm nicht womöglich ein weiterer Besucher dazwischenkam. Er nahm das Telefon in die Hand und meldete bei der Vermittlung ein längeres Gespräch an. Er wollte wissen, woran er war. Und irgendwie hatte er ein gutes Gefühl.
     
    E N D E
    Sabine Thomas
    Sabine Thomas wurde bekannt als TV-Moderatorin. Sie hat einen preisgekrönten Roman (»Yaizas Insel«), Bildtextbände über Rockstars und zahlreiche Kurzkrimis in Anthologien veröffentlicht. Außerdem schrieb sie Drehbücher für die ARD-Krimiserie Spur & Partner und organisiert jährlich das Krimifestival München . Aktuelle Veröffentlichungen: »Mord am Hellweg III« (2006); »Gewalt? Nicht an meiner Schule!«; »Robbie Williams« (2006). Infos: www.sabinethomas.de und www.krimifestival-muenchen.de
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