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Astrella 02 - Brudernacht

Astrella 02 - Brudernacht

Titel: Astrella 02 - Brudernacht
Autoren: Gmeiner-Verlag
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Alarmleuten zu hören gewesen war; eine junge Frau mit Tränen im verschlafenen Gesicht erstattete Anzeige gegen ihren mehrere Jahre älteren Freund, weil der sie während einer seiner häufigen Eifersuchtsszenen geschlagen hatte. All das lief wie ein Film mit schlechtem Bild und Tonstörungen vor ihr ab. Selbst Kesselwang hatte seinen Versuch, sie bei aller Hektik zwischendurch mit einem Gespräch ein wenig abzulenken, schnell wieder aufgegeben. Frau Klimnich schien sich nur auf den Moment vorzubereiten, wenn die Tür zu den Büros aufging und Wügel vor ihr stünde.
    »Kommen Sie bitte, Frau Klimnich«, sagte er zu ihr. »Gehen wir noch einmal in mein Büro.«
    Seine Stimme klang belegt.
    Am nächsten Tag ließ Frau Klimnich enttäuscht und verzweifelt die Tageszeitung auf den Tisch sinken. Die ihren Mann betreffende Vermisstenmeldung war so klein und unauffällig, dass sie sich keinerlei Hilfe davon versprach. In normaler Schriftgröße waren nur die Buchstaben gemischt und anders zusammengesetzt worden, und das Ergebnis eine Information unter vielen, die kein Aufsehen erregen würde.
     
    Am Abend des darauffolgenden Tages nahm Werner Theweleit vorsichtshalber die leichte Jacke vom Kleiderhaken. Man wusste ja nie so recht, ob das Wetter hielt. Brischa dauerte das viel zu lange; er bellte.
    »Jaja, du Quälgeist«, sagte er schmunzelnd in Richtung Eingangstür, wo der Mischlingshund schwanzwedelnd wartete. »Ich komme ja schon.«
    Er nahm die auf dem Garderobeschränkchen liegende Taschenlampe an sich und war schon fast an der Tür, als Ulrike im Flur auftauchte.
    »Weißt du was? Ich gehe doch mit.«
    »Echt? Prima«, freute sich Werner. »Ich geh’ zur Sankt Christina hoch.«
    Nachdem Ulrike erst kurz nach neun von der Arbeit nach Hause gekommen war, müde und abgespannt, hatte sie nur noch den Wunsch gehabt, ihre Beine hochzulegen und alsbald ins Bett zu gehen.
    Er wartete, bis sie sich ihre Schuhe angezogen hatte, dann schloss er die Tür auf. Brischa, der achtjährige Mischling aus dem Tierheim, jagte hinaus und bellte seine Freude auf die nächtliche Straße. Werner und Ulrike sahen sich an und lachten.
    Draußen führte ihr Weg sie über die Saarlandstraße und den Langholzweg hoch an der großen Wiese vorbei, auf der früher das Eisstadion gestanden hatte. Diese rechts liegen lassend, wandten sie sich der steil ansteigenden Treppe zur St. Christina zu, von wo aus man einen wunderbaren Weitblick über das nächtliche Ravensburg hat.
    »Wie war dein Tag?«, fragte Werner seine Frau. Sie arbeitete als pharmazeutisch-technische Assistentin in einer Apotheke, während er Marketingleiter einer mittelständischen Firma war, die Sanitäreinrichtungen für Hotels herstellte.
    »Ach, es ging«, sagte Ulrike, um dann doch in allen Einzelheiten von ihrem Arbeitstag zu erzählen. Unterdessen hatten sie den links abgehenden Wald-und Lehrpfad erreicht, der zum Flappachweiher führte. Hier war der Hund verschwunden. Sie blieben auf der Treppe und waren auf halber Höhe des Anstiegs, als sie wütendes Bellen aufhorchen ließ.
    »Wir hätten ihn vielleicht doch an die Leine nehmen sollen«, meinte Ulrike.
    »Ach, wo! Normalerweise geht er doch nie weg von uns, wenn wir den Wald erreicht haben.«
    »Normalerweise. Vor lauter reden habe ich überhaupt nicht bemerkt, dass er verschwunden ist.«
    »Ich auch nicht«, gestand Werner und rief nach Brischa. Es dauerte einige Zeit, bis der Hund endlich kam. Aber nicht etwa, um nun folgsam bei ihnen zu bleiben. Er bellte in einem fort, schien sich überhaupt nicht beruhigen zu können, machte kehrt und verschwand wieder aus ihrem Blickfeld. Weit weg konnte er jedoch nicht sein.
    »Das muss da vorne sein«, sagte Werner, als sie den Lehrpfad erreicht hatten, und deutete auf ein Stück Unterholz, das vom Mondlicht nicht erreicht wurde. »Wahrscheinlich eine Katze oder so.«
    »Glaub’ ich nicht. Dann wäre Brischa bestimmt nicht zu uns hergekommen.«
    »Na, ich werde mal nachsehen. So, wie der dumme Kerl bellt, bleibt es mir ja sowieso nicht erspart.«
    »Ich geh’ mit und warte auf dem Weg.«
    Gleich darauf arbeitete sich Werner durch das an dieser Stelle dichte Unterholz. Erst jetzt war Brischa ruhig.
    »Was ist los«, wollte seine Frau wissen.
    »Mein Gott!« hörte sie Werner statt einer Antwort sagen. Und dann hörte sie abermals das Knacken der Äste, als ihr Mann zurückkam. Selbst im fahlen Mondlicht konnte sie sehen, dass er kreidebleich war.
    »Was ist los, Werner? Red
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