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Assassino

Assassino

Titel: Assassino
Autoren: Gerd Ruebenstrunk
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hatte Job Guégen über alle Schritte informiert, die Kati und ihre Freunde unternommen hatten. Nachdem er den Termin mit Bulut abgemacht hatte, hatte er den Psychiater angerufen, der sofort Simon losgeschickt hatte, um die Fibelscheibe in den Besitz des
Loc
zu bringen.
    Seamus schwor hoch und heilig, nichts mit den Überfällen auf Kati zu tun zu haben. »Der
Loc
arbeitet nicht mit solchen Mitteln«, sagte er. »Und wir hätten es auch gar nicht nötig gehabt, denn ich war ja stets über alles informiert.«
    »Ich wusste nicht, dass der
Loc
noch existiert«, sagte Martin Bergman. »Doch was ich über ihn weiß, stimmt mit dem überein, was Seamus sagt. Und was den Überfall betrifft   … «
    »   … da haben wir inzwischen auch etwas herausbekommen«,beendete Bernie den Satz. Er öffnete einen Aktendeckel, der vor ihm lag, und nahm einige Fotos heraus, die er auf dem Tisch ausbreitete. Es waren unscharfe Schwarz-Weiß-Aufnahmen, aber einer der Männer darauf war deutlich zu erkennen: Es war Faruk Sen.
    Auf zwei Aufnahmen sah man ihn mit einem Stapel Banknoten vor sich an einem Pokertisch sitzen. Das Foto war nicht in einem Spielkasino gemacht worden, soviel war klar. Drei weitere Bilder zeigten ihn im Gespräch mit einem unbekannten Mann in einem Café, und auf dem letzten Foto sah man, wie er von dem Unbekannten einen Umschlag entgegennahm. Ein lautes Knacken ertönte. Alle Augen richteten sich auf Faruk Sen. Seine Stirn war schweißüberströmt und seine Augen schreckgeweitet. Er wich den Blicken aus und starrte auf den Tisch vor sich, wo ein zerbrochener Bleistift lag.
    »Wir haben bereits vor unserer Ankunft begonnen, Faruk zu überwachen«, erklärte Bernie. »Uns war schon länger bekannt, dass er spielsüchtig ist und enorme Schulden angehäuft hat. Allerdings ahnten wir nicht, wie weit er gehen würde.«
    »Man hat mir versprochen, niemandem würde ein Leid geschehen«, jammerte Sen. »Es ginge nur darum, über eure Aktivitäten auf dem Laufenden zu bleiben.«
    »Du hast uns an Muller verkauft?« Kati sprang auf. »Ich kann es einfach nicht glauben! Erst Seamus, dann du! Deswegen sind Menschen gestorben!«
    Faruk Sen schmolz noch weiter in seinem Stuhl zusammen. Lediglich Mustafa kam seinem Chef zu Hilfe. »Er kein schlechter Mensch. Er Fehler gemacht, aber machen wir alle, oder?«
    »Es gibt Fehler und es gibt Fehler«, sagte Martin Bergman. »In diesem Fall ist keinem von uns etwas passiert. Aber, wie Kati gesagt hat: Menschen sind ums Leben gekommen.«
    Bernie schob Sen einen Briefumschlag hin. »Wir haben für dich einen Flug in die Mongolei gebucht. Du wirst in Ulaanbaatar vom Flughafen abgeholt und an einen Ort im Landesinneren gebracht. Man wird deine Sucht behandeln und du wirst hart arbeiten.«
    »Und wie lange muss ich dableiben?«, stammelte Sen, während er nach dem Umschlag griff.
    »Eine lange Zeit«, antwortete Bergman. »Vielleicht sogar für immer.«
    Sen fiel noch mehr in sich zusammen, wagte aber keinen Widerspruch.
    »Da Muller jetzt die Fibelscheibe hat, müssen wir uns auf das nächste Artefakt konzentrieren«, fuhr Bergman fort. »Meines Wissens ist es eine phrygische Sabazioshand, aber das werden wir daheim in aller Ruhe überprüfen.«
    »Wäre es nicht sinnvoll, wenn wir zusammenarbeiten?«, meldete sich Seamus zu Wort. »Immerhin verfolgen wir in diesem Fall identische Interessen.«
    Bergman sah ihn nachdenklich an. »Was würde Guégen dazu sagen?«
    Der Ire lächelte. »Es wäre vielleicht an der Zeit, dass Sie miteinander sprechen.«
    So kam es zwei Tage später zu einer Aussprache zwischen Job und Katis Vater. Guégen hatte sich zunächst gesträubt, aber Seamus hatte ihn so lange bearbeitet, bis er schließlich eingewilligt hatte. Das Treffen fand auf neutralem Boden ineinem diskreten Club in Sultanahmet statt. Das Ergebnis war zwar keine Versöhnung, aber eine Vereinbarung über einen Informationsaustausch. Seamus würde Kati und ihren Vater nach New York begleiten, um die vorhandenen Informationen zu sichten und zugleich als Kontaktperson zwischen dem
Loc
und den Bergmans zu fungieren.
    Wenn Kati gehofft hatte, Ilyas würde sich nach ihren gemeinsamen Erlebnissen als zugänglicher erweisen, so sah sie sich getäuscht. Im Gegenteil, er zog sich mehr und mehr in sich zurück. Lediglich Seamus schien sein Vertrauen zu genießen. Ilyas unternahm mehrere ausgedehnte Spaziergänge mit dem Iren, und sosehr Kati auch neugierig war auf das, was sie besprachen, so konnte sie sich
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