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Assassine - Hüterin des Drachenbaums (German Edition)

Assassine - Hüterin des Drachenbaums (German Edition)

Titel: Assassine - Hüterin des Drachenbaums (German Edition)
Autoren: Michael Wunder
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befestigt. Dabei durfte sie keinerlei Lärm machen, oder alles war verloren. Nur ein leises Klicken, der Bolzen verließ die grazile Waffe und schnellte mit einem kaum wahrnehmbaren Surren dem offenen Fenster entgegen. Ein dumpfes Geräusch verriet der Assassine, dass er ein Ziel gefunden hatte und in irgendetwas feststeckte. Sie hoffte inständig, dass er hielt und sie nicht einen Schrank oder ähnliches ungeeignetes Material getroffen hatte, das beim Klettern umkippte. Sie prüfte das Seil kurz auf seine Tragfähigkeit. Behände wie eine Katze kletterte sie hinauf und schwang sich über das Sims. Schnell holte sie ihre Kletterhilfe ein. Sie blickte sich um, wo das Geschoss sein könnte, und hätte fast laut losgelacht: An der gegenüberliegenden Wand stand eine große hölzerne Statue des Kaisers und genau mitten in sein Gemächt hatte sie getroffen! Schmunzelnd verstaute sie beides in speziellen Taschen, die in ihren Drachenlederanzug eingearbeitet waren. Sie mahnte sich selbst zur Vorsicht: »Jetzt nur nicht fahrig werden! Irgendwann wirst du schon Gelegenheit bekommen, das Ganze bei dem Modellsteher höchstselbst zu wiederholen.«
    Schlagartig kehrte der Ernst in ihr bezauberndes Gesicht zurück. Ein Geräusch hinter der nächsten Tür ließ sie aufhorchen. Sie erklomm den »Imperator« und versteckte sich hinter seinem breiten Rücken. Während sie wartete, bekam sie das erste Mal Gelegenheit, sich das Innere des Raumes genauer anzusehen. Überall hingen Wandteppiche, die Schlachten aus längst vergangenen Tagen zeigten. Bilder hingen schief an den Wänden und in den Ecken waren kleine Haufen aus Büchern und Pergamentrollen gestapelt. Die Möbel bestanden alle aus einem schweren, schwarzen Holz. Die Staubschicht auf manchen Sachen musste schon Jahrhunderte alt sein, so dick war sie teilweise. Alte Waffen standen in den Ecken oder waren mit Halterungen an den Wänden befestigt, darunter waren viele Exoten aus fernen Ländern und vergangenen Kulturen. Ihr Blick heftete sich an eine kleine Armbrust, die definitiv ihrem Volk zuzurechnen war. Ausgestopfte Tiere, die Ari bisher nicht kannte, standen verstaubt im Raum herum.
    »Wer ist dieser Baron? Zu welchem Geschlecht gehört er?«, diese Fragen drängten sich Ari förmlich auf, als sie das ungewöhnliche Inventar betrachtete. Es musste sich um eine sehr alte Familie handeln, wenn sie solche Schätze des Wissens horten konnte. Ari wurde durch ein Geräusch aus ihren Gedanken gerissen und hielt den Atem an. Eine Tür in der gegenüberliegenden Wand öffnete sich, Fackelschein tastete sich in den Raum und ein Wächter kam herein. Ari lugte vorsichtig um die Schulter des »Imperators« herum. Der Bewaffnete trug eine Hellebarde mit einem extrem langen Dorn an derSpitze, dafür war der Schaft kürzer als normal. Seine Rüstung erinnerte an das Volk der Elfen, sehr leicht und doch von außergewöhnlicher Strapazierfähigkeit. »Wer es sich leisten kann, seine Söldner so ausgefallen einzukleiden, kann kein armer Mann sein. Und bei den Menschen gehen Gold und Macht seit Urzeiten Hand in Hand«, ging es ihr durch den Kopf.
    Die Gesichtszüge des Söldners waren sehr schmal und er hatte eine blasse Haut, so als ob er nie die Sonne sähe, dennoch stach seine außergewöhnliche Schönheit ins Auge und die Enrai merkte, wie sie sich auf eine merkwürdige Art zu ihm hingezogen fühlte, auch wenn das in dieser Situation töricht erschien. Mitten im Raum blieb er stehen, legte den Kopf in den Nacken und – witterte. Die Assassine drückte sich noch enger an die Statue und kontrollierte ihre Atmung.
    »Ist hier ein Unbefugter zugegen?« Die Stimme und die Sprachfarbe ließen auf eine archaische Herkunft schließen und die Dunkle zuckte zusammen. Dieser Dialekt wurde seit Langem nicht mehr gesprochen und eigentlich dürfte es ihn auch gar nicht mehr geben. Er gehörte zu den Draktern, einem Volk, das in den Diensten der Drachen gestanden hatte. Am Ende der Drachenkriege war es gänzlich vernichtet worden – so erzählte man es sich jedenfalls. »Anscheinend so vollständig wie meines«, beendete sie ihren Gedanken, in sich hinein lächelnd. Langsam gefiel ihr der Auftrag und sie überlegte sich, ob sie den Baron wirklich sofort töten oder erst einen kleinen Plausch mit ihm halten sollte. Der Wächter schüttelte den Kopf, ging zum Fenster und zog einen schweren Samtvorhang davor. Er sah sich nochmal im Raum um und verließ ihn dann durch eine andere Tür. Es war für Ari nun
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