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Assassine - Hüterin des Drachenbaums (German Edition)

Assassine - Hüterin des Drachenbaums (German Edition)

Titel: Assassine - Hüterin des Drachenbaums (German Edition)
Autoren: Michael Wunder
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Frostbiss und Seelenreißer hießen die beiden reich verzierten Klingen. Frostbiss besaß eine eingetrübte, bläuliche Glasklinge. Sie erinnerte an Gletschereis, und so schön sie anzusehen war, so tödlich war auch ihr Biss. Die Magie der Klinge hinderte die Opfer, sich zu bewegen. Sie wurden eingefroren und somit völlig bewegungsunfähig. Seelenreißer war ein wenig anders gestaltet, seine gewellte Schneide war aus einem schwarzen Metall gefertigt, dessen Herstellung heute gänzlich vergessen war. Sie schien das Licht vollkommen zu absorbieren, es förmlich hineinzuziehen und es gefangen zu halten. Eine furchtbareWaffe, denn sie war imstande, die Seele des Opfers vom Körper zu lösen und in sich aufzunehmen, damit ihre Herrin sie später nutzen konnte, um ihre Wunden zu regenerieren und neue Kraft zu schöpfen. Am auffälligsten allerdings waren die Knäufe gestaltet: Beide besaßen am unteren Ende die Form eines Falkenkopfes mit Augen aus Rubinen. Das Heft war wie die Klauen des eleganten Raubvogels geformt. Der eigentliche Griff stellte den goldenen Körper dar. Trotz der aufwendig gearbeiteten Verzierungen lagen die beiden Waffen Ari so gut in der Hand, als wären sie für sie geschaffen worden – dem war aber nicht so, ein Fremder hatte sie ihr an dem Tag, als sie ihre Ausbildung erfolgreich vollendet hatte, überreicht. Er hatte davon gesprochen, dass die Dolche etwas ganz Besonderes wären und dass sie sie niemals verlieren dürfte. Sie waren die letzten bekannten Waffen des Ordens der Rubinfalken.
    Ari konnte sich an viele Geschichten über den Orden erinnern, ihre Eltern hatten ab und an davon erzählt. Niemand gab jedoch etwas auf diese alten Legenden, da der Orden vor fast zweitausend Wintern in die östlichen Wüsten gezogen war, um dort den Nekromantenkönig Xarax zu stürzen, der die Flanke des Enrai-Reiches bedrohte. Man munkelte, sie wären eine Art Kriegermagier gewesen, die in der Lehre des Todes wahre Meisterschaft erlangt hatten. Ihre Klingentänzer, hoch spezialisierte Schwertkämpfer, waren berüchtigt und verbreiteten selbst unter den Enrai Angst, denn die Fechtkunst beherrschten sie in Vollendung. – Alles nur Ammenmärchen, keiner hatte seit zwei Millennien einen Rubinfalken gesehen und anscheinend war der gesamte Orden von den Untoten ausgelöscht worden. Nie erreichte den Hochfürsten eine Nachricht über den Verbleib der Elite Tiros; so sprach jedenfalls das Volk. Sie lebten nur in den Erzählungen und Mythen der Alten weiter. Im Osten lag die ehemalige Festung der Rubinfalken. Keiner wagte sich dorthin, da es dort böse Geister gab, die jeden Eindringling grausam töteten, der sich zu weit vorwagte. Aris Dolche schienen das Einzige zu sein, was von dem Stolz und dem einstigen Glanz dieses rätselhaften Ordens geblieben war.
    Ihren Gedanken nachhängend überzeugte sie sich noch von der Zuverlässigkeit ihrer beiden Handarmbrüste. Beide waren so klein und leicht, dass sie sie in einem Halfter am Gürtel tragen konnte, ohne dass sie dadurch behindert wurde. Das Außergewöhnliche an ihnen war aber, dass sie repetieren konnten. Nach einem verschossenen Pfeil sorgte ein Mechanismus dafür, dass die Sehne wieder gespannt wurde und ein neuer Bolzen aus dem aufgesetzten Magazin nachrutschte. Die Reichweite der Waffen war zwar kurz, dafür konnte man damit aber einen Mann in kürzester Zeit in ein Nadelkissen verwandeln. – Alles schien seine Ordnung zu haben und funktionstüchtig zu sein. Ari schlug ihre schwarze Kapuze über ihr silberweißes Haar, verstaute ihreWaffen wieder und wartete auf die Heerschau der Menschen. »Sie sind ja so eitel. Immer müssen sie zeigen, was sie haben und wie stark sie augenscheinlich sind. Mir soll es recht sein, so kann ich mir meine Ziele in aller Ruhe aussuchen und mir ihre Farben einprägen«, dachte die Assassine, als etwas, was das Sonnenlicht auf der gegenüberliegenden Anhöhe reflektierte, ihre Aufmerksamkeit erregte. Aris violettfarbene Augen, ein typisches Merkmal ihres Volkes, verengten sich zu Schlitzen und sie erkannte einen Herold mit einer prachtvollen Standarte. Er saß auf einem mächtigen weißen Ross. Seine polierte Plattenrüstung schimmerte so grell im Licht, dass die Augen der Enrai zu tränen begannen. Sie musste sich abwenden, aber die erfahrene Assassine wusste bereits, was jetzt kam. Der Herold ritt bis kurz vor die Reichweite der Bogenschützen und tat die Herausforderung seines Kaisers kund.
    »Hört her, Arobar! Hochfürst
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