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Assassine - Hüterin des Drachenbaums (German Edition)

Assassine - Hüterin des Drachenbaums (German Edition)

Titel: Assassine - Hüterin des Drachenbaums (German Edition)
Autoren: Michael Wunder
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geschluckt hatte, in einem Waldstück fünfzig Fußstunden entfernt erwacht war. Das Reich der Menschen war seitdem in einem Strudel des Verderbens gefangen, der alles in sich aufsog, was in seine Nähe geriet. Es ging beständig abwärts. Bestechung und Auftragsmorde waren an der Tagesordnung. Die Anhänger Narronds zeigten sich mittlerweile offen auf den Straßen und keiner gebot ihnen Einhalt. Schlimmer noch, einige besetzten sogar hohe Positionen in Militär, Justiz und Handel. Man munkelte, dass der Kaiser selbst ein Anhänger der widerlichen Gottheit geworden war, mit der Zerfall und Seuchen Einzug gehalten hatten. Alles schien von einer Krankheit befallen. Das Reich lag wie im Fieberwahn. Ari musste sich damit abfinden und irgendwie war es ihr auch egal, denn es waren die Menschen in ihrer unersättlichen Gier nach Macht und Reichtum, die ihr ganzes Volk ausgelöscht hatten. Da war es ihr nur recht, dass die Menschheit an ihrer eigenen »Krankheit« zugrunde ging. Das Einzige, was sie schmerzte und Wut in ihr auslöste, war, dass die Expansion dieses Reiches immer schneller voranschritt und mittlerweile auch noch andere Völker vom Erdboden verschwunden waren. Das durfte nicht so weitergehen, die Menschen störten absichtlich und ohne Skrupel das natürliche Gleichgewicht.
    Ein Schatten legte sich über ihr alabasterfarbenes Gesicht und in den violettenAugen brannte die Wut bei diesen bitteren Gedanken. Voller Schmerz arrangierte sie sich mit den Menschen und ging eine Symbiose mit ihnen ein. Sie tat das, was sie am besten konnte – das lautlose Beseitigen von hochrangigen Persönlichkeiten! Im Gegenzug bekam sie Gold oder Edelsteine für ihre Dienste. Sie kam gut über die Runden, denn die Dienste von exzellenten Assassinen waren in dieser Zeit sehr gefragt.
    Die Assassine wischte diese Gedanken beiseite. Ari Schattenherz nannte sie sich mittlerweile – denn Menschen verlangten nach Namen, weil sie den Drang in sich trugen, alles zu katalogisieren und in Schubladen zu stecken, um sich selbst zu vergleichen und von der Masse abheben zu können … Sie konzentrierte sich wieder auf ihren Auftrag. Heute war es ein alter Baron, der irgendeinem neureichen Emporkömmling ein Dorn im Auge war. Er war in dieser Nacht ihr Ziel. Sie meuchelte ihn, kassierte ihre Belohnung und suchte weiter nach den Rubinfalken, so wie die vergangenen Winter. Ein ewiger Kreislauf schien es ihr. Dieser Auftrag war so lukrativ, dass sie noch weiter in den Norden ziehen konnte, zur letzten Stadt im Menschenreich, bevor die ewig eisige Tundra begann – Nordhafen.
    Sie näherte sich nun dem Anwesen des Barons. Es war ein riesiges Herrenhaus, das aber eher einer kleinen Festung glich. Wachtürme, Mauern mit Zinnen, kleine Pechnasen in Gestalt von Dämonenfratzen, patrouillierende Wächter: Alles da, was Ärger bedeuten konnte. Die kleine, wehrhafte Anlage musste in den Gründerjahren von Kupferburg entstanden sein, denn warum sollte jemand so etwas mitten in eine Stadt bauen? Eingerahmt wurde das Grundstück von einem drei Schritt hohen, gepflegten Eisenzaun, der am oberen Ende mit allerlei Überraschungen präpariert war, um unliebsamen Besuch – wie Ari – fernzuhalten. Aber es dauerte nur einen Augenblick und die geübte Kletterin ließ den Zaun hinter sich. Sie lächelte in sich hinein, während sie durch den verwucherten Garten schlich, Acht gebend, dass sie keine Geräusche durch das vertrocknete Laub und die heruntergefallenen Ästchen verursachte.
    In der Mitte des Gartens ging sie in die Hocke, um sich einen Überblick zu verschaffen. Ein großer Busch bot ihr gute Deckung. Ihr Blick schweifte umher. Durch ihre angeborene Nachtsicht war es für sie kein Problem, einen Weg ins Innere des Gebäudes auszuspähen. Im zweiten Stock des höchsten Turmes stand ein Fenster offen. »Wie unvorsichtig in diesen schlechten Zeiten«, dachte Ari und ein eiskaltes Lächeln schlich sich in ihr Gesicht. Nach etwas weniger als einem Zyklus waren auch die Laufwege der Wachen in ihr Gedächtnis gebrannt und sie beschloss, ihre Arbeit zu beginnen. Sie musste sich beeilen, denn bald würde die Sonne über den Horizont kriechen und da musste der Baron bereits bei seinen Ahnen weilen. Sie wartete noch die nächsten Wächter ab und bewegte sich lautlos zur Turmmauer.
    Nun kam der gefährlichste Teil. Sie schoss mit ihrer Handarmbrust einen speziellen Bolzen in Richtung eines Fensters. Am Ende des Geschosses war ein dünnes, aber sehr stabiles Seil
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