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Ashford Park

Ashford Park

Titel: Ashford Park
Autoren: Lauren Willig
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sie auch Mühe hatte, es zu erkennen. Es war aus einer Art rotbraunem Lehm in der Farbe der Erde ringsum und so gebaut, dass es mit der Landschaft verschmolz. Der lange, ebenerdige Bau breitete sich weitläufig im Schatten der von Kakteen besetzten Hügel aus. Auf dem Weg die gewundene Einfahrt hinauf bemerkte Addie eine Koppel mit zwei Pferden, eins braun, das andere gescheckt, die träge mit den Schweifen schlagend im braunen Gras schnoberten. Sie sah mehrere Nebengebäude, einen Stall, eine Garage und verschiedene Schuppen und flüchtig das künstlich wirkende blaue Wasser eines Swimmingpools.
    Die Einfahrt führte sie zu einem Kiesweg, der sich zwischen Agaven hindurch zur Haustür wand.
    Der Fahrer hielt den Wagen an und schaltete den Motor aus. «Soll ich auf Sie warten?»
    Sie konnte den Zweifel verstehen, den sein Ton verriet. Das Haus wirkte leer und verlassen, als wäre es in der Sonne in einen Dornröschenschlaf gefallen. Aber es musste jemand da sein, der die Pferde fütterte und den Pool so klar und rein hielt.
    Irgendjemand. Nicht unbedingt die Person, die sie suchte.
    «Wäre das möglich?» Der ganze Plan erschien ihr plötzlich absurd, töricht. Gestern Abend, in dem breiten Bett in ihrem Hotelzimmer in Tucson, hatte sie den Impuls, aufzustehen und wieder nach Hause zu fahren, bezwungen. Jetzt wünschte sie, sie hätte es nicht getan. Was, wenn es die falsche Person war? Was, wenn niemand da war?
    Oder noch schlimmer, was, wenn jemand da war?
    Addie zog ihre Handschuhe wieder an, klappte ihre Handtasche zu und wartete, bis der Fahrer um den Wagen herumkam und ihr die Tür öffnete. «Ich bleibe nicht lange», sagte sie kurz.
    Die Hitze fiel sie an, als sie aus dem relativ kühlen Wagen stieg. Wie konnte jemand hier leben? Die Pflanzen rund um das Haus waren Wüstenpflanzen, stachelige Agaven, Kakteen wie bauchige Fässer mit gelben Blüten gekrönt, Ocotillos mit ihren dünnen, wie abgestorben wirkenden Zweigen voller Dornen. Die Steine auf dem Weg drückten durch die dünnen Sohlen ihrer Schuhe, und die Sonne brannte ihr in den Augen. Sie hätte eine Sonnenbrille mitnehmen sollen oder einen Hut mit breiterer Krempe.
    Zu beiden Seiten der Tür leuchteten Buntglasfenster, abstrakte Muster in satten Grundfarben. Addie klingelte. Sie hörte die Glocke und dann das klatschende Geräusch flacher Schuhe auf einem gefliesten Boden.
    Sie hörte, wie ein Riegel zurückgeschoben wurde, dann öffnete sich die Tür. «Ja?»
    Die Frau an der Tür trug eine weiße Leinenhose und eine Bluse mit offenem Kragen. Ihr Haar war silbrig weiß und lag eng um ihren Kopf, sodass der noble Schnitt ihrer vom Alter geschliffenen Gesichtszüge zur Geltung kam. Sie trug große Ohrringe, in Silber gefassten Türkis, und eine dazu passende Halskette.
    Es war, als betrachtete man ein altes Bild, das mit den Jahren verblasst war, das, zerknittert und wieder geglättet, rissig und faltig geworden, aber noch immer unverwechselbar dasselbe Bild war.
    «Hallo, Bea», sagte Addie.

Kapitel  28
New York, 2000
    C lemmie wusste nicht mehr genau, wie sie nach Hause gekommen war, nur dass sie ein Taxi genommen hatte.
    Irgendwie hatte sie es geschafft, ohne Missgeschick in den Wagen ein- und wieder auszusteigen, sie war allerdings nicht sicher, ob der Schein, mit dem sie den Fahrer bezahlt hatte, ein Zehn- oder ein Zwanzigdollarschein gewesen war. Sie hatte anderes im Kopf gehabt. Immer wieder klappte sie das kleine Stück eingerissene Pappe zurück, um es noch einmal zu lesen:
Dove Mountain, 1976
.
    Dove Mountain. Arizona? Es sah aus wie Arizona mit all diesen Rot- und Brauntönen und den Kakteen. Sie war einmal in Arizona gewesen, um in einer Kreditbetrugssache einen Zeugen zu befragen. Die Landschaft, die am Fenster ihres Taxis vorbeigezogen war, hatte auch so ausgesehen, wie eine Szene aus einem alten Western, nicht weit entfernt vom O.K.  Corral.
    Erst zu Hause sah sie sich auf dem Küchentisch die anderen Bilder an. Sie hatte sie vorher nie näher betrachtet. Sie hatte geglaubt, es wären irgendwelche Fotodrucke von der Art dieser Hochglanzposter, mit denen Innenarchitekten gern eine Wand aufmotzten. Das eine zeigte einen schroffen Berghang mit Kakteen. Das andere ein weitläufiges niedriges Haus am Fuß der gleichen Berge, von einem tiefblauen Himmel überspannt. Und das dritte war eine Großaufnahme von einem Kaktus.
    Sie riss bei allen dreien den Papprücken auf, fand aber jedes Mal nur das Gleiche:
Dove Mountain, 1976
.
    Namen gab
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