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Ashford Park

Ashford Park

Titel: Ashford Park
Autoren: Lauren Willig
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du dich daran erinnerst, wenn du deiner Tochter einmal von mir erzählst. Es ist die Absicht, die zählt.»
    «Falls ich je eine Tochter haben werde», brummelte Clemmie.
    Ihre Mutter schwieg einen Moment. «Ich hatte immer so Angst, du könntest zu jung heiraten. Mir ist nie der Gedanke gekommen, dass …» Sie brach ab. «Ich wollte nicht, dass du die gleichen Fehler begehst wie ich.» Sie sah Clemmie an. «Deine Granny Addie hätte mir am liebsten verboten, deinen Vater zu heiraten, weißt du. Sie war fuchsteufelswild, dass ich nicht auf sie hörte. Wir haben jahrelang kein Wort miteinander geredet.»
    Auch davon hatte Clemmie nichts gewusst. «Wünschst du heute, du hättest auf sie gehört?», fragte sie vorsichtig.
    Ihre Mutter knüllte ihre Serviette zusammen und legte sie aufs Tablett. «So kann man das nicht sehen. Wenn ich noch einmal die Wahl hätte? Nein, dein Vater war nicht der richtige Mann für mich. Ich war zu jung. Es war eine Dummheit. Aber wenn ich ihn nicht geheiratet hätte, dann hätte ich euch Kinder nicht, dich und deine Brüder. Man kann das eine nicht ohne das andere haben.»
    Sie stand auf. Der Besuch war offensichtlich vorbei.
    Clemmie erhob sich ebenfalls. «Kann ich dir beim Aufräumen helfen?»
    «Nein, lass nur.» Sie schaute auf ihre Uhr. «Ich bin heute Abend verabredet. Ich muss mich noch umziehen.»
    «Verabredet?» Etwas an der Art, wie sie es gesagt hatte, machte Clemmie stutzig. «Du meinst, du hast ein Date?»
    «Clementine!» Da merkte man wieder einmal die ältere Generation. Ihre Mutter hatte nie Vertraulichkeiten zugelassen, wie sie bei den Baby-Boomer-Eltern von Clemmies Freundinnen selbstverständlich gewesen waren.
Vorlaut
hatte ihre Mutter das immer genannt. Diesmal jedoch überraschte sie Clemmie, indem sie sagte: «Ja, genauso ist es.»
    «Tatsächlich? Ich meine, das ist echt klasse, Mom. Wer ist es?»
    War ihre Mutter rot geworden? Nein, es sah wahrscheinlich nur durch die Beleuchtung so aus. Ihre Mutter stellte die Teetassen aufs Tablett. «Ich habe ihn bei den Konzerten der Mostly-Mozart-Reihe kennengelernt. Du solltest wirklich einmal mitkommen. Die Musik ist wunderbar.»
    Clemmie zog ihren Mantel über, während sie sich mit der bizarren Vorstellung vertraut zu machen suchte, dass ihre Mutter im Lincoln Center Männer aufgabelte. «Ja, das scheint mir auch so.»
    Ihre Mutter warf ihr einen tadelnden Blick zu. Das war wohl jetzt vorlaut gewesen. Doch dann hellte sich ihr Gesicht auf.
    «Beinahe hätte ich’s vergessen», sagte sie. «Deine Großmutter wollte, dass du die bekommst.»
    «Dass ich was bekomme?»
    Clemmie wartete im Flur, während ihre Mutter im Schlafzimmer verschwand.
    «Die hier.» Sie trat mit drei übereinandergestapelten Bildern aus dem Zimmer. Es waren die Drucke, die in Granny Addies Schlafzimmer gehangen hatten. «Du wirst eine Tasche brauchen …»
    Clemmie schob ihren Arm unter den Stapel und drückte ihn an sich. «Das geht schon so. Ich nehme einfach ein Taxi.» Sie beugte sich zu ihrer Mutter hinunter, um ihr einen Abschiedskuss zu geben, und stieß dabei mit einem der Rahmen gegen die Wand. «Das war jetzt wirklich schön.»
    Ihre Mutter drückte ihre Wange an Clemmies. «Komm bald mal wieder.»
    Clemmie lupfte den Bilderstapel auf ihre Hüfte. «Bestimmt.»
    Ihre Mutter runzelte die Stirn. «Wollen wir die nicht lieber doch einpacken? Es dauert nur einen Moment.»
    Das war die Mutter, die sie kannte. «Nein, nein, das schaff ich schon. Mach dir keine Umstände.» Kurz bevor die Tür sich schloss, fügte sie hinzu: «Und viel Spaß heute Abend.»
    Sie hätte schwören können, dass sie ein ‹Clementine!› hörte.
    Ihre Mutter hatte einen Freund. Wie schön. Die Scheidung lag mittlerweile fast dreißig Jahre zurück. Das war eine lange Wartezeit. Es sei denn, dazwischen hatte es andere Männer gegeben. Möglich war es. Clemmie hoffte es. Aber so recht glaubte sie nicht daran. Der Trauring war vorher noch nie abgelegt worden. Es bestand offenbar ein direkter Zusammenhang zwischen dem neuen Mann, der neuen Wohnung und der neuen, schickeren Frisur.
    Das oberste Bild geriet ins Rutschen, Clemmie grapschte danach und hätte beinahe den ganzen Stapel fallen lassen. Mist. Mist. Mist. Ihre Mutter hatte recht gehabt. Clemmie drückte den Stapel gegen die Wand und versuchte, ihn mit dem Körper zu halten. Es waren drei Bilder, und um das Glas zu schützen, hatte ihre Mutter das oberste und das unterste so gelegt, dass die Rücken nach
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