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Ashes Bd. 1 Brennendes Herz

Ashes Bd. 1 Brennendes Herz

Titel: Ashes Bd. 1 Brennendes Herz
Autoren: Ilsa J. Bick
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meinten, wenn sie sagten, im Augenblick des Todes laufe das ganze Leben noch einmal vor dem inneren Auge ab. Keine Ahnung. Sie hatte Barrett auch nicht speziell danach gefragt. Offen gestanden war sie sich gar nicht sicher gewesen, ob sie so etwas wirklich wissen wollte. Natürlich hatte sie von Nahtoderfahrungen gehört. Sie hatte Ghost – Nachricht von Sam gesehen und kannte die Geschichten, wonach die geliebten Menschen, die vor einem gestorben waren, darauf warteten, dass man ins Licht trat. Aber das war Quatsch. Die Menschen hofften , dass es so kommen würde, es war nicht das, was wirklich passieren würde. Dafür hatte sie genügend Kenntnisse in Naturwissenschaften und zudem eine Menge eigener Erfahrungen. Das Gehirn war ein merkwürdiges Organ. Verlierst du deinen Geruchssinn und deine Fähigkeit, etwas zu schmecken, kommen dir auch eine Menge Erinnerungen abhanden. Und schneidet man dem Gehirn die Blutversorgung ab, sodass die Zellen an Sauerstoffmangel sterben – na, dann sah man vielleicht ein weißes Licht, wenn man den Löffel abgab. Wer wusste das schon? Sie jedenfalls nicht. Sie hatte keinen Schimmer, wie DAS ENDE für sie aussehen würde.
    Außer wenn es das war.
    Außer wenn das ihr Ende war und sie es gerade erlebte.

7
    D er Hund stöhnte.
    »Schau.« Ellies Stimme klang dünn und belegt. Blutiger Rotz glänzte an ihrer Oberlippe. »Neben deinem Zelt.«
    Nein, nein, geh weg, lass mich in Ruhe. Angst bohrte sich wie eine Nadel in ihr Herz. Wenn sie nicht aufpasste, würde dann alles, die Gerüche und die Erinnerungen, wieder verschwinden? Sie wünschte sich nichts sehnlicher, als sich irgendwo allein an einem stillen Plätzchen verkriechen und auf das konzentrieren zu können, was hier gerade mit ihr geschah.
    »Was?«, sagte sie, aber da sah sie schon, wie sich der Hund aufrappelte, und unterdrückte einen Seufzer. Das Tier war übel zugerichtet und wirkte benommen. Aus einer klaffenden Wunde am Kopf troff Blut wie dicker Sirup. Hechelnd näherte sich Mina Jacks Leiche. Sie watete dabei durch ein Meer aus toten Vögeln und hinterließ blutige Pfotenabdrücke auf dem Fels. Argwöhnisch und angespannt beobachtete Alex, wie Mina den Toten beschnüffelte. Sie hatte keine Erfahrung im Umgang mit Hunden. Kam es nicht vor, dass man manche selbst über den Tod hinaus nicht von ihrem Herrchen trennen konnte? Himmel, was würde sie dafür geben, wenn Mina …
    Die Hündin begann zu bellen, sehr laut und zornig. Vor Schreck zuckte Alex zusammen.
    »Halt’s Maul, du dummer Hund!« Ellie hielt sich mit ihren besudelten Händen die Ohren zu. »Aus! Aus!«
    »Pscht, Mina, pscht«, sagte Alex. Das Gebell war unerträglich, wie Gewehrschüsse. Sie ging auf die Hündin zu, ohne genau zu wissen, was sie eigentlich vorhatte, sie wollte das Tier nur zur Ruhe bringen. »He, Mina.« Sie streckte die Hand nach ihr aus.
    Mit wütendem Knurren und gefletschten Zähnen fuhr der Hund herum. Alex stieß einen spitzen Schrei aus und zog rasch die Hand zurück, und im selben Augenblick registrierte sie den Gestank des nassen Fells – und noch etwas anderes, etwas Wildes, Animalisches.
    Was war das? Alex spürte, wie sich ihr die Nackenhaare sträubten. Der Geruch war überwältigend und ging wellenartig von dem Hund aus. Alex war sich todsicher, so etwas noch nie im Leben gerochen zu haben.
    »Schon gut«, brachte sie schließlich heraus, während ihr das Herz bis zum Hals schlug. »Schon gut, Mina.« Ohne sich umzusehen, tat sie einen Schritt zurück, spürte, wie der Untergrund nachgab, und dann hörte sie ein malmendes Knacken und Bersten, weil ihr Stiefel einen Vogel zertreten hatte. Sogleich drang ihr der Gestank der zerfetzten Eingeweide in die Nase, und sie konnte nur mit Mühe einen Laut des Ekels unterdrücken.
    Lass den Hund in Ruhe, soll Ellie sich um ihn kümmern. Trotz der Kälte lief Alex der Schweiß den Nacken hinab und sie hatte einen metallischen Geschmack im Mund, der den des Erbrochenen überlagerte. Sie selbst roch nach warmem Salz und kalter Angst. Pack deine Ausrüstung zusammen, nimm das Kind und dann nichts wie weg von diesem Berg, so lang es noch geht.
    Doch egal, was sie sagte oder in welcher Lautstärke, Ellie rührte sich nicht vom Fleck. Frustriert und mit ihrer Geduld langsam am Ende, packte sie schließlich das Mädchen am Handgelenk: »Hör zu, Ellie. Wir müssen jetzt aufbrechen.«
    » Nein. « Ellie riss sich los und hielt sich wieder die Ohren zu. Diese Göre hatte eine Irrsinnskraft.
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