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Ashes Bd. 1 Brennendes Herz

Ashes Bd. 1 Brennendes Herz

Titel: Ashes Bd. 1 Brennendes Herz
Autoren: Ilsa J. Bick
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einer Vogelscheuche. Kopfform und Gebiss verrieten ihr, worum es sich handelte.
    Es war ein Wolf.
    Als sie weiterging, säumten weitere Wolfskadaver den Weg, sie markierten die Strecke wie die Flaggen für eine Parade entlang einer Prachtstraße. Keine zweihundert Meter weiter kam sie zu einer kleinen Lichtung, wo der Schnee kreisförmig wie ein Teller niedergetreten war. Was bei näherer Betrachtung ausgesprochen passend war.
    Ohne die Knochen hätte man glauben können, dass eine Menge Kleidung aus verschiedenen großen Wäschesäcken auf den Boden gekippt worden war. In einem wilden Durcheinander lagen nicht zueinander passende Schuhen, und ordentlich zugeschnürte Stiefel da, aus mehreren ragten noch gesplitterte Beinknochen von sockentragenden Füßen, die trotz der Kälte inzwischen verwest waren – daran ließ der Geruch keinen Zweifel –, als wäre es zu mühsam gewesen, die Schnürsenkel aufzuziehen. Die Lichtung war ein Chaos aus Farben und eingefallenen Kleidersäcken mit Knochen darin, sie entdeckte sogar ein vogelspinnenartiges schwarzes Toupet und eine silbergraue dauergewellte Perücke. Wie eine goldene Pfütze lag eine Kette auf schwarz glänzendem Stoff.
    Weil man Schmuck nicht essen kann, ging ihr verrückterweise durch den Kopf. Das rubinrote Gestell einer Sonnenbrille stach aus dem Schnee, das rechte Glas war zersplittert. Weil man Glas nicht essen kann.
    Ein Futterplatz.
    Halb betäubt registrierte sie weitere Farbflecken in den Bäumen zu ihrer Linken und dann weiter vorn wieder rechts von ihr. Auch hier war das Gebiet mit Wolfskadavern markiert.
    Alex’ Blick wanderte von der Lichtung zum Weg. Vor ihr ragte eine ordentlich aufgeschichtete Pyramide auf, ein grobes Wegzeichen, wie man es normalerweise aus Steinen machte.
    Nur dass das keine Steine waren.
    Sondern Schädel.
    Nein.
    Manche waren alt und ledrig, ohne Augen, Nasen und Ohren. Andere aber waren frischer, da hingen noch Nerven aus den Augenhöhlen, und die halb abgefressenen Lippen waren mit gefrorenem, geronnenem Blut verklebt.
    Nein.
    Ein paar wiederum waren noch gar nicht alt, beinahe frisch, mit blauen Zungen und Nasen, die nur ein bisschen angekaut waren, und schläfrig herabhängenden Augenlidern. Aber keine Maden, keine Fliegen, dazu war es zu kalt, das hatte sie ja gerade erst gelernt. Sie zählte zwölf in der Breite und sieben in der Tiefe, gut einen Meter hoch, und dann blieb ihr Blick an einem Schädel hängen und ihr Verstand setzte aus.
    Nein. Nein, bitte nicht. Nicht er.
    Sie blinzelte, als könnte sie das Bild wegklicken und damit aus ihrem Kopf löschen. Aber nein, nichts hatte sich geändert.
    Es war Harlan: zweite Reihe von unten, dritter Kopf von links. Nie würde sie dieses Gesicht oder diese Zähne vergessen.
    Alex drehte sich der Magen um. Ein Sturzbach aus unglaublich scheußlicher, ungeheuer bitterer Flüssigkeit ergoss sich aus ihrem Mund dampfend in den Schnee. Ihre Knie gaben nach, sie sackte zu Boden, ließ das Gewehr in den Schnee sinken und hörte immer noch nicht auf, sich zu übergeben. Sie kotzte, bis sie nichts mehr im Magen hatte, kroch auf allen vieren in dem verdreckten Schnee, keuchte, in der Nase den Gestank ihres Erbrochenen …
    Da wälzte sich eine neue Geruchswolke auf sie zu, es stank krank und tot, nach etwas, das in heißer Sommerhitze umgekommen war und verweste.
    Schwarzes Entsetzen quetschte ihre Lungen zusammen, sie bekam keine Luft mehr und verstand schließlich, warum Jess gesagt hatte : Für das Opfer Isaaks.
    Vielleicht hatten sie Alex beobachtet. Vielleicht hatte ihnen sogar gefallen, was sie sahen. Aber wahrscheinlich waren sie rein aus Gewohnheit gekommen, weil sie wussten, wo die nächste Mahlzeit auf sie wartete – Jäger, die dem Weg ihrer Beute folgten.
    Es waren fünf: drei Jungen, zwei Mädchen. Sie trugen Parkas und Stiefel und Handschuhe. Ein Junge und ein Mädchen hatten sich Felle über Körper und Kopf gezogen, so tief, als würden ihre Augen aus einem Wolfsgesicht starren.
    Und alle trugen Waffen. Ein Mädchen und zwei Jungen, darunter der Wolfsjunge, hatten Gewehre. Der dritte Junge, vielleicht zwölf oder dreizehn Jahre alt, besaß eine Beretta, die für seine kleinen Hände besser geeignet war.
    Wolfsmädchen hatte ein Buschmesser in der Hand, mit rostroten Blutspuren auf der Klinge.
    Die Veränderten waren nicht sauber, aber sie waren auch nicht verdreckt.
    Und wirkten sogar recht gut genährt.
    Die Erkenntnis traf sie wie ein Hammerschlag.
    Rule kämpfte
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