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Ashes Bd. 1 Brennendes Herz

Ashes Bd. 1 Brennendes Herz

Titel: Ashes Bd. 1 Brennendes Herz
Autoren: Ilsa J. Bick
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richtete sich in seinem Sattel auf, warf einen Blick über die Schulter und schaute dann wieder Alex an. »Hör mal, ich würde dich ja gern heimbringen, aber ich muss los, den Heimkehrern entgegenreiten. Schaffst du den restlichen Weg allein?«
    »Ja«, sagte sie, schniefte und wischte sich mit dem Jackenärmel die Nase ab. »Kein Problem. Ich muss einfach nur schlafen.«
    »Tu das. Bist ein braves Kind. Schlaf dich aus, ja?« Er machte kehrt und ließ Alex weiterreiten.
    Auf dem Weg zu Jess’ Haus dachte sie über das Problem Lena nach.
    Außer Lena kannte sie keinen Menschen, der es zumindest ansatzweise aus Rule hinaus geschafft hatte. Außerdem kam Lena aus Oren. Sie kannte bestimmt den schnellsten Weg dorthin und wusste, worauf sie achten und was sie meiden mussten. Himmel, es würde sie nicht wundern, wenn Lena mit dem toten Jungen irgendwie verwandt wäre.
    Doch bei dem Gedanken, Lena mitzunehmen, ja auch nur mit ihr zu reden, wurde Alex mulmig. Selbst wenn sie Lena nicht mit Chris zusammen gesehen hätte – Lena ging ihr seither aus dem Weg –, kannte Alex das Mädchen nicht gut genug. Und was sie von ihr wusste, gefiel ihr ganz und gar nicht. Eine Begleitung, der sie lieber den Hals umdrehen als den Rücken freihalten wollte, konnte sie wirklich nicht gebrauchen. Und dann war da noch das kleine Problem, dass sie dazu unbemerkt ins Haus gelangen müsste, was garantiert nicht klappen würde …
    Ghost.
    Die Atemwolke vor ihrem Mund verriet, dass sie nicht nur in Gedanken aufgestöhnt hatte. Sie würde Ghost zurücklassen müssen. Bei dem Gedanken wurde ihr schwer ums Herz. Es musste doch einen Weg geben, den Hund mitzunehmen. Das war so unfair. Warum verlor sie immer …
    Und dann keuchte sie erschrocken auf. Oh Mist. Verdammt.
    Die Asche.
    Die Asche war oben in ihrem Schlafzimmer, sie lag in der Mappe auf ihrem Schreibtisch.
    Keine Chance dranzukommen. Keine Chance, sie mitzunehmen.
    Nein, nein, nein. Nicht schon wieder. Nicht noch einmal.
    Mom. Es schnürte ihr die Kehle zu, und sie weinte wieder, lautlos wie ein ganz kleines Kind. Dad … Daddy …!
    Sie hatte die blöde Wache völlig vergessen.
    Nathans Hund schwänzelte um Alex herum wie um eine lang Vermisste. Sie tischte Nathan dieselbe Geschichte auf wie zuvor dem anderen Wachmann und sagte dann, sie wolle Kincaids Pferd in die Garage am Ende der Sackgasse bringen, wo sie auch Honey untergestellt hatte. Falls Nathan misstrauisch war, ließ er es sich jedenfalls nicht anmerken, er pfiff nur seinen Hund zurück und winkte sie durch.
    Vorsichtshalber überquerte sie die Straße und nahm den verschneiten Gehweg, wo der Schnee so hoch lag, dass er das Hufgeklapper des Appaloosa dämpfte. In Jess’ Haus schien alles noch ruhig zu sein, die Vorhänge waren überall zugezogen. Und die Schlafzimmer gingen sowieso alle nach hinten raus. Um diese Zeit war bestimmt noch keiner wach, nicht einmal Jess.
    Als Alex den Appaloosa in die Garage führte, wieherte Honey leise. »Ich freu mich auch, dich zu sehen«, flüsterte Alex und streichelte Honey über die Nase. »Aber du kannst leider nicht mitkommen, Mädchen.«
    Sie stapelte ein Paar Kisten aufeinander, kletterte hinauf, tastete oben an den Deckenbalken, bis sie den Futtersack gefunden hatte, und holte ihn herunter. Ihre Vorräte waren schrecklich dürftig, sie hatte nicht mehr zusammengetragen als die Erdnussbutter, ein paar Energieriegel und vier steinharte Brötchen, die sie letzte Woche in Servietten gewickelt aus der Küche geschmuggelt hatte. Schließlich schaufelte sie noch etwas Hafer in die Satteltaschen und band ihre Sachen an die Hinterpausche.
    Da fiel ihr Blick auf ein Gewinde, das aus einem Holzballen ragte, und ein Hochgefühl erfasste sie. Ja! Sie zog es heraus und brachte einen Heuhaken zum Vorschein. Die Spitze war tückisch, der Haken selbst aus hochwertigem Stahl, kaltgewalzt und daumendick. Sie konnte den Stahl riechen: weiß und frostig. Sein weißer, sauberer Geruch war beinahe überwältigend …
    Weiß?
    Moment mal, dachte sie, da stimmt was nicht. Stahl riecht nicht weiß. Stahl riecht nach Metall, nicht nach weißem, glänzendem Eis.
    Es gab nur einen Menschen, der so roch.
    Sie würde nicht kampflos aufgeben. Alex’ Finger schlossen sich um das Hakengewinde. Nein, niemals, sie ging nicht zurück.
    Kämpfe. Mit dem Haken in der Hand drehte sie sich um. Kämpfe! Kämpfe!
    »Na also«, sagte Jess und spannte die Flinte, »wurde auch höchste Zeit.«

66
    W arum hilfst du mir?«,
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