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Ashes Bd. 1 Brennendes Herz

Ashes Bd. 1 Brennendes Herz

Titel: Ashes Bd. 1 Brennendes Herz
Autoren: Ilsa J. Bick
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steckte die Patronenschachtel, die ihr Nathan reichte, in die Parkatasche und zog den Reißverschluss zu. »Danke«, sagte sie zu den beiden.
    »Ob du Grund zur Dankbarkeit hast, hängt davon ab, was dir begegnet«, meinte Jess. Ihr Geruch hatte sich nicht geändert, aber das besagte nicht viel. Jess war eben so gut im Verbergen wie Chris, dachte Alex. Nein, sogar besser. In der ganzen Zeit, die sie in ihrem Haus gewohnt hatte, hatte Jess nicht das Geringste von sich preisgegeben. Aber die Waffe hatte Alex überzeugt: Jess wollte, dass sie abhaute, und damit waren sie schon zwei.
    Die einzige Frage war: Warum jetzt?
    Als hätte sie ihre Gedanken gelesen, sagte Jess: »Jetzt oder nie, Mädel. Es ist eine einmalige Gelegenheit.«
    Ohne ein weiteres Wort schwang sich Alex auf den Rücken des Appaloosa und folgte Nathan, der am Ende der Sackgasse bereits zwischen den Bäumen verschwand. Zwei Minuten später waren auch Jess und sie im Wald, Alex konnte kein einziges Haus mehr sehen.
    »Und jetzt hör mir genau zu«, sagte Jess. Sie ritten schnell, obwohl sich die Pferde durch hohen Schnee mühen mussten. »In dieser Richtung endet die Zone nach drei Kilometern. Dahinter gibt es keine Wachen mehr.«
    »Und wie schaffen wir …«
    »Sei still und hör zu. Wir bringen dich durch, aber sobald wir die Zonengrenze erreicht haben, kann ich dir nicht mehr helfen und dir auch niemanden mitgeben. Doch der Weg ist nicht zu verfehlen. Eineinhalb Kilometer weiter teilt er sich, ab der Gabelung musst du zu Fuß weitergehen.«
    »Warum?«
    Jess duckte sich unter einen tiefhängenden Ast und warf ihr einen unwirschen Blick zu. »Es ist nur ein Fußweg, zu schmal für ein Pferd. Und du gehst links, verstanden, keinesfalls rechts. Die rechte Abzweigung führt nach Rule zurück. Also musst du absteigen und das Pferd zurückschicken. Es findet alleine heim.«
    Sich ohne Pferd und ohne Ski durch den verschneiten Wald zu kämpfen würde trotz der Schneeschuhe eine ganz schöne Strapaze werden. »Wie lange dauert es, bis ich zu irgendeiner Straße komme?«
    »Fünfzehn, sechzehn Kilometer. Von dort aus kannst du gehen, wohin du willst. In der Reißverschlusstasche des Rucksacks ist eine Karte. Aber vergiss nicht, an der Gabelung unbedingt nach links, verstanden?«
    Alex nickte. »Aber warum hilfst du mir? Warum mir und Lena nicht?«
    »Peter wollte Lena«, sagte Jess und zwang ihr Pferd in scharfen Trab. »Aber Peter hat das nicht zu entscheiden.«
    Alex strengte sich an, ihr hinterherzukommen. »Was zu entscheiden?«
    »Ob man die Regeln brechen kann oder nicht.«
    Da verstand sie. »Es ist wegen Chris?«
    »Sagen wir es mal so: Ich nutze die Gelegenheit, die Dinge ein wenig zu beschleunigen«, erwiderte Jess. »Aber du musstest bereit sein. Jetzt bist du es.«
    »Bereit wozu?«
    »Für das Opfer Isaaks. Gott forderte Abraham auf, sich zu entscheiden, und er entschied sich für Rechtschaffenheit. Am Ende wurde er belohnt und Isaak gerettet.«
    Na großartig, eine Geschichte aus der Bibel. Genau was sie jetzt brauchte. »Das ergibt keinen Sinn. Abraham wurde auf die Probe gestellt.«
    »Das ist hier nicht anders«, sagte Jess. »Christopher empfindet viel für dich. Er will dich haben. Er ist ein Erwählter, ob er es weiß oder nicht.«
    Alex spürte, wie sie errötete. »Davon weiß ich nichts.«
    »Junge Dame, ich bin vielleicht alt, aber nicht senil.« Ihre Lippen kräuselten sich. »Er empfindet sogar sehr viel für dich. Das höre ich in seiner Stimme. Und in deiner.«
    »So was kannst du nicht hören«, gab sie zurück, aber dann fiel ihr ein, was Kincaid einmal gesagt hatte: Hört wie eine Fledermaus, aber sehr differenziert. Und sie erinnerte sich, wie oft ihr aufgefallen war, dass Jess sie beobachtete: durch ein Fenster oder über eine Menschenmenge hinweg.
    Sie hatte sie angesehen, weil sie jedes ihrer Worte verstanden hatte, selbst wenn Alex kaum mehr als die Lippen bewegte.
    Jess war eine Erweckte.

67
    S ie ritten jetzt durch tiefen Wald. Nathans Hund sprang neben ihnen her und pflügte durch den Schnee. Noch immer war es sehr kalt, aber windstill. In der grauen, unbewegten Luft traten die Bäume aus dem Schatten in den anbrechenden Morgen. Alex erschnupperte den Rauch eines weit entfernten Holzfeuers, dazu den Geruch von Nathans Schweiß, den des Hundes und den der unveränderlichen Jess, die wie eine Königin auf ihrem Pferd thronte.
    Nathan. Alex’ Augen verengten sich. Nathan gehörte auch dazu. Der Wachmann befolgte Jess’
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