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Ashes Bd. 1 Brennendes Herz

Ashes Bd. 1 Brennendes Herz

Titel: Ashes Bd. 1 Brennendes Herz
Autoren: Ilsa J. Bick
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Anweisungen ohne Wenn und Aber. Hieß das, dass auch andere Einwohner von Rule dazu bereit waren? Dann brauchte Jess aber doch nicht Chris, um irgendwelche Regeln zu brechen, weil sie es selbst bereits tat, oder nicht?
    Außer wenn ihr Einfluss und die Anzahl ihrer Gefolgsleute begrenzt waren. Jess und Kincaid standen sich sehr nahe, sie waren beide Erweckte, genau wie der Reverend, aber nur Chris war ein Yeager. Na ja, nicht ganz, er trug den Nachnamen Prentiss, in den Adern seiner Mutter war Yeager-Blut geflossen, was in Rule wahrscheinlich eine ganze Menge zählte, auch wenn sie fortgelaufen war. Chris gegen seinen Großvater auszuspielen war vielleicht die einzige Möglichkeit, damit sich etwas änderte. Aber was genau? Dass man Flüchtlinge abwies und Mädchen verkuppelte? Worauf war Jess aus? Was wollte sie, was sie nur durch Chris erreichen konnte? War es ein solches Risiko, Yeager herauszufordern? Möglich. Jess war offenbar davon überzeugt, und Chris war immer davor zurückgeschreckt, vielleicht weil er sonst zwangsläufig auch Peter herausfordern musste – und Peter war ein Ernst, er gehörte zu den Fünf Familien. Damit sich Chris also sowohl mit seinem Großvater als auch mit Peter anlegte, musste er auf irgendetwas so scharf sein, dass er alles dafür riskierte.
    Falls Jess recht hatte und Chris Alex um jeden Preis haben wollte, dann war sie der Köder.
    Zum Teufel, sie war der Preis!
    »Einen Augenblick«, sagte sie und zügelte ihr Pferd, das stampfend stehen blieb. »Du willst, dass Chris mir folgt?«
    »Na klar«, antwortete Jess, als wäre es das Offensichtlichste von der Welt. »Begehren ist süß, und wenn man etwas nicht haben kann, will man es umso mehr. Wenn Christopher dich haben will, wird er um dich kämpfen müssen.«
    »Du benutzt mich.« Plötzlich bebte Alex vor Zorn. Weiter vorn drehte Nathan sich um. »Und woher soll ich wissen, dass das alles nicht nur Augenwischerei ist? Vielleicht gaukelt ihr mir ja nur vor, dass ihr mich ziehen lasst?«
    »Du hast ein Gewehr.«
    »Du auch.«
    »Ich werde nicht auf dich schießen, Alex. Du wirst mir nun mal vertrauen müssen.«
    »Jess«, rief Nathan, »Jess, wir müssen los.«
    »Dir vertrauen?« Wütend ballte Alex die Fäuste. Der Appaloosa unter ihr reagierte darauf, indem er schnaubte und tänzelte. »Wieso sollte ich? Bei dir klingt es, als sei diese Veränderung eine große Sache, so was wie ein Bürgerkrieg.«
    »Das ist es.«
    Genau. Hatte Kincaid nicht von Fraktionen gesprochen? Die Ernsts gegen die Yeagers? Oder gab es noch andere Gruppen? Ihr fiel wieder dieser leere Stuhl beim Rat der Ältesten ein, wie unausgewogen das Gleichgewicht des Rats gewirkt hatte. Weil es noch mehr gab? Eine sechste Familie? »Und wenn Chris verletzt wird? Was, wenn sein Großvater …«
    »Das werden wir nicht zulassen«, sagte Jess. »Ich weiß, dass du keinen Grund hast, mir zu vertrauen, aber nein, das wird nicht passieren.«
    Alex schnürte es die Kehle zu, als sie sich vorstellte, wie Chris in den Ort ritt und erfuhr, dass sie verschwunden war. Natürlich würde er ihr folgen – und Himmel, zu einer anderen Zeit und an einem anderen Ort hätte sie das wahrscheinlich sogar gewollt. »Wenn ihr so viele seid, warum wartet ihr ab? Brecht doch einfach selbst ein paar Regeln.«
    Jess’ Stimme war so eisig wie ihr Geruch. »Und wie bitte, Alex, würdest du das hier nennen?«
    »Jess!«, rief Nathan.
    »Das ist Rule, Mädchen, und mehr kann ich nicht tun. Wenn es eine Veränderung geben soll, einen echten Wandel, dann muss der Anstoß, die Kampfansage von Chris kommen. Wenn er ein Mann sein will und Blut von meinem Blut, muss er auf die Probe gestellt werden. ›Prüft alles, und behaltet das Gute!‹«
    »Blut von meinem Blut?«, wiederholte Alex erstaunt und erinnerte sich dann daran, was sie zwar gehört, aber nie wirklich verstanden hatte.
    Ich danke Gott noch immer dafür, dass mein Enkel verschont wurde, hatte Jess schlicht gesagt.
    Nicht verschont in dem Sinne, dass er nicht mehr erleben musste, wie die Welt zugrunde ging oder seine Mutter starb – sondern als ein Verschonter .
    Jess war Chris’ Großmutter.
    Wusste Chris das? Sie glaubte nicht. Er hatte nie etwas davon gesagt …
    Da stieß Nathan einen so schrillen, trillernden Pfiff aus, dass Alex im Sattel zusammenzuckte. »Was ist los?«, fragte sie.
    »Dort drüben«, antwortete Jess, »auf dem Weg und in den Bäumen. Wir sind fast da.«
    Alex kniff die Augen zusammen. Etwa hundert Meter vor
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