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Ashes Bd. 1 Brennendes Herz

Ashes Bd. 1 Brennendes Herz

Titel: Ashes Bd. 1 Brennendes Herz
Autoren: Ilsa J. Bick
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nicht zurechtkam. Also konzentrierte sie sich darauf, ihren Gaskocher zu zerlegen, und verharrte in Schweigen. Nach einer Weile tätschelte Jack ihr die Schulter. »Entschuldigen Sie. Ich weiß, ich bin nur ein alter Trottel.«
    »Jack«, erwiderte sie, genervt sowohl von ihrem Kocher als auch von dem Gespräch, »ich weiß Ihre Anteilnahme zu schätzen, aber das geht Sie wirklich nichts …« Plötzlich packte Jacks Hand so fest zu, dass es ihr wehtat. Verblüfft sah sie zu ihm auf, und was immer ihr in diesem Moment auf der Zunge lag, verflüchtigte sich, als sie in sein Gesicht schaute.
    »Ich …« Jacks Miene war krampfartig verzerrt, dann presste er beide Hände an die Schläfen. »Ich … Moment …«
    »Jack!«, rief sie entsetzt – und da sah sie den Hund. Mina war völlig erstarrt, ihre Muskeln zitterten, die Nackenhaare waren aufgerichtet wie Borsten. In ihrem geöffneten schwarzen Maul glänzten zwei Reihen sehr scharfer und sehr weißer Zähne, und tief aus ihrer Kehle drang ein Knurren.
    Alex wurde angst und bange. »Jack, Mina ist …«
    Jack würgte – ein tiefes, raues Gurgeln. Einen Augenblick später schoss ein Schwall hellrotes Blut aus seinem Mund auf die vereisten Felsen. Alex schrie auf, zugleich stieß Mina ein markerschütterndes Jaulen aus.
    Und eine Sekunde darauf durchzuckte auch Alex der Schmerz.

4
    E s brannte wie Feuer, ein Laserstrahl, der ihr sengend durchs Hirn fuhr. In ihren Ohren ein plötzliches metallisches Klirren, die Welt um sie herum erst rot, dann gleißend weiß, und dann stolperte sie, fiel über die eigenen Füße, stürzte. Etwas Nasses und Heißes schoss ihr die Kehle hoch und tropfte ihr übers Kinn.
    Jack ging es auch nicht besser, eher schlechter. Seine Haut war so kalkweiß, dass sein Blut künstlich wirkte wie bei einer Halloween-Maske. Seine Beine knickten ein, seine Hand krallte sich in seine Brust, und mit einem Mal sackte er in sich zusammen wie eine Marionette, der man die Fäden durchgeschnitten hatte. Er schlug mit dem Kopf hart auf einem Felsen auf, die Brille flog ihm von der Nase, ihre Gläser glänzten in der Sonne.
    Ausgestreckt und wie gelähmt lag Alex da, sie glich einer zerbrochenen Puppe. In ihrer Kehle sammelte sich Blut, sie begann zu husten, während sich alles ringsum drehte wie ein Wasserstrudel im Abfluss. Dieses fiese metallische Kreischen war immer noch ziemlich laut, es dröhnte vom Himmel herab. Was war das bloß? Benommen und mit einem Schmerz, als grabe sich die Spitze eines Bohrers mitten in ihr Hirn, versuchte sie den Kopf zu heben und klarer zu sehen. Zuerst dachte sie, sie würde ohnmächtig, weil der Himmel zusehends schwärzer wurde – doch dann erkannte sie: Die Schwärze bewegte sich.
    Vögel. Es waren Vögel. Nicht nur ein paar, sondern Hunderte, Tausende. Aller Arten, Formen und Größen und überall, hoch am Himmel und in Gestalt einer kreischenden wirbelsturmartigen Trichterwolke, die sich vom Tal heraufschraubte. Sie flogen nicht koordiniert, nicht gerichtet wie im Schwarm, sondern prallten gegeneinander, entweder weil es zu viele waren oder weil sie derselbe Schmerz überwältigte, der auch Alex in seinem eisernen Griff hatte.
    Da knallte etwas auf ihre Beine. Schreiend zog sie sie zurück, und eine sterbende Krähe purzelte auf den Felsen. Einer der enormen Flügel war ganz nach hinten gebogen und der schwarze Schnabel komplett abgebrochen wie eine Bleistiftmine. Und nun begannen überall um sie herum tote und verendende Vögel herabzuprasseln.
    Es folgte ein lauter, unmenschlicher Schrei. Alex fuhr zusammen und konnte mit einem raschen Blick über die Schulter gerade noch sehen, wie drei Hirsche den Berg hinaufstürmten. Als sie den Kamm erreichten, bäumten sie sich auf und gruben ihre Hufe in den Fels, dass es klang wie Presslufthämmern. Eines der Tiere, eine große Hirschkuh, stieß einen seltsam kehligen und hustenartigen Laut aus, dann spritzte Blut in einem hellroten Bogen aus ihrem Maul. Wieder bäumte sich die Hirschkuh auf und zappelte mit den Vorderläufen in der Luft, woraufhin es ihr die beiden anderen gleichtaten. Und urplötzlich machte die Hirschkuh einen Satz nach vorn, als würde sie von einer unsichtbaren Hand an den Abgrund gezogen.
    Nein, nein, nein . Gedankensplitter jagten durch Alex’ Hirn. Nein, du … das siehst du nicht. Sie werden nicht … sie können doch nicht …
    Aber sie taten es.
    Die Hirsche stürzten sich über den Felsgrat ins Nichts.
    Einen Moment lang schienen sie zu schweben,
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