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Asche und Schwert

Asche und Schwert

Titel: Asche und Schwert
Autoren: J. M. Clements
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wahr. Sie war mit ihren Gedanken woanders.
    Lucretia blickte vom Balkon aus mit rot geweinten Augen in die Ferne, und ihre Miene war nicht zu deuten. Weder lächelte sie, als Varro sich über die Finte des Thrakers beschwerte, noch blieb sie, um mitanzusehen, wie der Römer aufstand und sich zu einem zweiten Kampf bereit machte. Sie drehte sich langsam um und ging zurück ins Haus, wobei sie den Lärm kaum hörte, mit dem die Holzschwerter fast ununterbrochen gegen die Holzschilde krachten. Sie ging durch einen langen Flur, der mit den Büsten früherer Gladiatoren geschmückt war, den steinernen Erinnerungen an vergangene Tage.
    Â»Gute Nachrichten nach schlechten!«, rief Quintus Lentulus Batiatus und wedelte mit einer feuchten Papyrusrolle durch die Luft.
    Lucretia nahm die Aufregung ihres Mannes nicht einmal zur Kenntnis und eilte an ihm vorbei in das Zimmer, in dem sich der Schrein der Hausgötter befand. Zu spät fiel ihr ein, dass es aus diesem Raum keinen anderen Ausgang gab. Sie saß fest.
    Mit einem gezwungenen Lächeln drehte sie sich zu ihrem Mann um.
    Â»Eben kam die Botschaft, dass Pelorus uns nicht für die Spiele in Neapel braucht«, sagte Batiatus.
    Â»Nach all den Vorbereitungen –«, begann Lucretia.
    Â»Ja, nach all den Vorbereitungen zur Feier bei der Einsetzung des neuen Statthalters. Aber die Pläne haben sich geändert.«
    Â»Wir lassen uns nicht herumschubsen wie eine mazedonische Hure.«
    Â»Es hat sich etwas ereignet, auf das Pelorus keinen Einfluss hatte.«
    Â»Was?«
    Â»Sein Tod. Unser guter Freund Pelorus starb durch die Hand seiner eigenen Sklaven«, sagte Batiatus grinsend.
    Bis auf das Rauschen eines fernen Springbrunnens und den gedämpften Schritten einer Sklavin, die ihren Pflichten nachging, war es einen Augenblick lang vollkommen still im Haus. Lucretia blinzelte.
    Â»Ich sehe, wie sehr dich dieser Verlust belastet«, sagte Lucretia schließlich.
    Â»Mein Herz bricht«, sagte Batiatus mit einem schiefen Lächeln, »wenn ich an die Münzen denke, die uns entgehen.«
    Â»Die Spiele in Neapel waren unsere letzte Veranstaltung in diesem Monat, und unser Fürst des Mars liegt krank darnieder …«
    Â»Und doch habe ich von guten Nachrichten gesprochen.«
    Â»Wie kannst du nur zu Scherzen aufgelegt sein, wenn unser bester Gladiator um sein Leben kämpft?«
    Â»Crixus?«, sagte Batiatus. »Eigentlich ist Spartacus der Erste unter den –«
    Â»Es dauert nicht mehr lange, dann wird Crixus wieder zurückfordern, was er verloren hat!«, rief Lucretia lauter, als sie beabsichtigt hatte.
    Batiatus scharrte unbehaglich mit den Füßen.
    Â»Mein Herz«, sagte er, »ist gerührt, wenn ich höre, wie viel Anteil du an unseren Geschäften und an unseren Sklaven nimmst.«
    Â»Und was soll die gute Nachricht sein, die du erwähnt hast?«, murmelte Lucretia, während sie sich an einer der kleineren Statuetten unter den Göttern des Hauses Batiatus zu schaffen machte. Sie hob eine Darstellung ihres verstorbenen Schwiegervaters auf und betrachtete sie. Ihre Finger strichen über das Gesicht der kleinen Metallfigur. Behutsam stellte sie sie wieder zurück an ihren Platz unter den anderen imagines . Sie drehte die Statuette so, dass sie sich von den anderen abwandte, als wäre sie vom Weg abgekommen und hätte sich nur zufällig in diese Gruppe verirrt.
    Â»Es wird Spiele zu den Bestattungsfeierlichkeiten geben, Lucretia«, sagte Batiatus. »Und dazu sind auch Gladiatoren von außerhalb erforderlich.«
    Â»Aus welchem Grund?«
    Â»Das Haus Pelorus existiert nicht mehr. Man wird die Sklaven hinrichten. Und dann werden auch ihre Henker getötet werden.«
    Â»Wie schrecklich, wenn man von jemandem verraten wird, dem man so sehr vertraut hat«, antwortete Lucretia und saugte zischend Luft durch ihre Zähne ein.
    Sie trat vom Schrein zurück und ging in das von grünen Wänden umgebene Atrium, während ihr Mann hinter ihr her eilte. Dort sah sie sich nach ihrer Sklavin Naevia um, denn sie wollte sich irgendeine Frauenarbeit verschaffen, die Batiatus langweilen würde.
    Â»Für Pelorus ist das eine schreckliche Sache, doch uns bietet das eine außerordentliche Gelegenheit!«, protestierte Batiatus und tippte gegen die Papyrusrolle, um seine Worte zu unterstreichen. »Wir brauchen nur ein paar Gladiatoren zu schicken.
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