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Asche und Schwert

Asche und Schwert

Titel: Asche und Schwert
Autoren: J. M. Clements
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Priester äußerten sich nur beunruhigend vage, was die Größe der Opfer betraf, die einem eine gefahrlose Schiffspassage sichern würde. Da war es besser, im Hafen abzuwarten oder die Waren über schlammige Landstraßen zu transportieren.
    Einige Schiffe jedoch wagten es, hier anzulanden, wenn sie auf See vom Sturm überrascht worden waren. Sie zogen es vor, trotz des Regens unbeirrt an ihrem Zielort festzuhalten und den Gefahren für Leib und Leben furchtlos – oder wenigstens scheinbar furchtlos – zu trotzen.
    Gerade eben tauchte so ein Schiff auf. Es war wahrscheinlich für mindestens eine Woche das letzte, das hier ankam. Zuerst war es nur ein Punkt am Horizont gewesen, doch seine Segel wuchsen rasch. Als die großen Stoffbahnen zwischen den tosenden Wellen sichtbar wurden – und immer wieder verschwanden –, schienen sie am Horizont auf und ab zu schweben, doch unaufhaltsam brachten sie das Schiff dem sicheren Hafen von Neapel näher.
    Die Matrosen holten die Segel ein. Sie warfen den Sklaven in den Schleppbooten, die sie das letzte Stück in Richtung Mole zogen, Seile zu. Dann hielten sie, so gut sie konnten, Kurs, bis der mit dicken Tauen gepolsterte Schiffsrumpf sich mit einem dumpfen Knarren gegen den in gleicher Weise gepolsterten Landungssteg drückte. An Land wie an Deck mühten sich die Seeleute mit den Seilen, um das Schiff festzumachen und zu verhindern, dass Neptun sich einen letzten Scherz erlauben und das Schiff direkt in die Hafenanlagen schleudern konnte.
    Das Schiff war gesichert. Es hatte einen Hafen erreicht, der ihm als Zuflucht dienen würde. Die Besatzung stand kurz davor, das italienische Festland zu betreten.
    Die Seeleute begannen, die Fracht zu entladen. Syrische Seide und griechische Weine, ägyptischer Weihrauch und Duftstoffe, Olivenöl und Krokodilhäute. Die Schreiber zählten alles zusammen und machten die entsprechenden Einträge auf ihren Wachstäfelchen, sodass der Hafenmeister die korrekten Zölle erheben konnte.
    Das Entladen nahm einige Zeit in Anspruch, doch schon bald kam der Kapitän persönlich über die Laufplanke, wobei er eine ganz andere Fracht hinter sich herzog: eine Frau.
    Ihre Hände waren mit einer Kette gefesselt, und ihr Gesicht verschwand unter der Kapuze eines Regenmantels, den ihr ein freundlicher Seemann übergeworfen hatte. Sie war barfuß, und der Regen zeichnete immer neue Muster in den Schmutz auf ihrer Haut.
    Kaum trat der Kapitän von der Planke auf die Steinplatten des Kais, als ihm einer der Hafenschreiber entgegentrat.
    Â»In Euren Frachtpapieren steht nichts von einer Sklavin«, sagte er. »Ihr habt keine lebende Ware angegeben.«
    Â»Die Sklavin gehört mir nicht«, sagte der Kapitän. »Sie ist als Besitz ihres Empfängers registriert.«
    Der Schreiber runzelte die Stirn und musterte sein Wachstäfelchen.
    Â»Sie ist hier nicht aufgeführt.«
    Â»Sie kam im letzten Augenblick an. Wir haben sie nur mitgenommen, um ihrem Besitzer einen Gefallen zu tun. Sie war für das Haus Pelorus bestimmt.«
    Â»Wie lautet ihr Zielort jetzt?«
    Â»Weil Pelorus tot ist, müssen wir sie an seinen Erben in Capua schicken. Tragt ein, dass sie zum Haus Batiatus gehört.«
    Â»Ihr Name?«
    Â»Sura.«

GLOSSAR
    Ã„dil (m.) : Hoher römischer Beamter. Zu den Aufgaben der patrizischen Ädilen gehört unter anderem die Organisation der großen Spiele in der Stadt.
    argumentum (n.) : Mittel zur Veranschaulichung (in einer Rede); Beweis, Beweisgrund; Stoff oder Inhalt einer Rede.
    Atrium (n.) : Der freie, nur an den Rändern überdachte Innenhof einer römischen Villa. Er ist auf allen vier Seiten von den übrigen Gebäudeteilen umgeben. Hier befinden sich der innere Garten und das Impluvium.
    bustuarius (adj.) : für die Leichenfeier bestimmt; hier: ein Gladiator, der bei Kämpfen im Rahmen von Begräbnisfeierlichkeiten auftritt.
    catervarius (m.) : Jemand, der zu einer Truppe gehört oder truppenweise kämpft; hier: ein Gladiator, der gegen Tiere kämpft.
    cena libera (f.) : ein freies Gastmahl.
    cinis (m.) : Asche.
    cubiculum (n.) : Schlafzimmer, Wohnzimmer; Kaiserloge im Zirkus.
    damnatio ad bestias : Hinrichtungsart, bei der der Verurteilte in der Arena wilden Tieren vorgeworfen wird.
    damnatio ad gladium : Hinrichtungsart, bei der der Verurteilte in der Arena einem ausgebildeten Gladiator
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