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Asche und Schwert

Asche und Schwert

Titel: Asche und Schwert
Autoren: J. M. Clements
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Klinge durch den Mund in den Schädel trieb. Er versuchte zu schreien, doch ein Schwall Blut verstopfte bereits seine Kehle, sodass er nur noch hustend eine hellrote Flüssigkeit über seine aneinandergeketteten Gegner verspritzen konnte. Medea trat nach ihm, während sie gleichzeitig das Messer aus seinem zerstörten Gesicht riss, und ließ den Mann sterbend auf dem Straßenboden zurück.
    Drei waren noch übrig; auf ihren Armen konnte man das Brandzeichen des Hauses Pelorus deutlich erkennen.
    Â»Ihr wurdet verraten«, rief Spartacus. »Eure Herren lassen euch im Stich. Gebt auf und lasst zu, dass das Urteil über sie gesprochen wird.«
    Â»Das Urteil über uns wurde bereits gesprochen«, sagte der alte Mann, den Varro Charon genannt hatte. »Man wird uns hinrichten. Das ist unser Schicksal.«
    Er stürzte mit dem Messer auf Spartacus zu. Spartacus sprang nach hinten und zog eine unwillige Medea mit sich.
    Â»Lauft!«, rief der alte Mann den beiden anderen zu.
    Â»Aber doctore  …«, sagte der Junge.
    Â»Lauft!«
    Sie zögerten so lange, dass Medea einen von ihnen mit dem Messer angreifen konnte. Ihre Waffe drang zwischen seinen Rippen hindurch bis ins Herz und hinterließ eine klaffende Wunde. Der Mann stieß eine Art Grunzen aus und taumelte tödlich getroffen zu Boden. Jetzt waren nur noch der alte Mann und der Junge übrig.
    Der Alte stürzte sich auf Spartacus und Medea und riss sie mit sich zwischen die Trümmer der Sänfte.
    Der Junge erkannte seine Chance und floh die Treppe hin ab, während Spartacus und Medea sich noch aufzurappeln versuchten. Der alte Mann schlug und trat mit grässlicher Präzision um sich. Er kannte anscheinend alle Punkte des menschlichen Körpers, wo die Nerven dicht unter der Haut lagen und die Knochen nicht von Muskeln umhüllt waren.
    Medea schrie vor Schmerz auf, als ein genau platzierter Tritt eines ihrer Schienbeine traf. Sie wollte wegrollen, kam jedoch nicht sehr weit, weil die Kette sie noch immer an Spar tacus fesselte.
    Der alte Mann stand auf, fiel jedoch sofort wieder hin, weil er über die Kette stolperte, die Spartacus und Medea um seinen Fuß schlangen. Er schlug heftig auf und landete neben einem zu Boden gefallenen Messer.
    Â»Warte!«, rief Spartacus. »Tu das nicht!«
    Doch der alte Mann hatte das Messer bereits tief in seinen eigenen Hals gerammt. Er sackte vor den beiden zusammen, und eine Blutlache sammelte sich unter seinem Körper, die sich bis zur obersten Treppenstufe ausbreitete und von dort in zähflüssigen Tropfen zum Hafen hinabrann.
    Â»Der Junge ist noch übrig«, sagte Medea.
    Spartacus zögerte keinen Augenblick. Er ließ die noch immer zuckende Leiche desjenigen Mannes zurück, der Charon gespielt hatte, und zog Medea den letzten Treppenabschitt hinab. Die Stufen führten direkt zum Hafen, der von Seeleuten und Händlern, Huren und Sklaven wimmelte.
    Spartacus und Medea liefen im Gleichschritt nebeneinander her; ihre Bewegungen waren so gleichförmig, als stürme ein einzelner Mann, der so viel wog wie sie beide zusammen, die Hafenmole entlang. Gemeinsam pumpten ihre Arme auf und ab, unbehindert durch die Kette, die sie aneinanderfes selte. Es dauerte lange und war mühsam, doch nach und nach kamen sie dem Jungen aus Sardinien immer näher.
    Der Junge sprang über Kisten, die auf dem Pier standen, und wich den Seeleuten, die sich ihrer Arbeit widmeten, geschickt aus. Doch schließlich stolperte er.
    Seine taumelnden Schritte verlangsamten seine Flucht nur für wenige Augenblicke, doch das genügte seinen beiden Verfolgern, um ihn einzuholen.
    Spartacus packte den Jungen, und alle drei stürzten unter dem dumpfen Aufschlag ihrer Körper und dem hellen Klirren der Kette hart auf das Holz des Piers. Zappelnd wehrte sich der Junge gegen Spartacus’ festen Griff, wobei er gleichzeitig mit seiner freien Hand nach seinem zu Boden gefallenen Messer tastete.
    Â»Lass mich los«, beschwor ihn der Junge, »und ich werde als freier Mensch leben. Halte mich fest, und die Jagd nach einer nutzlosen Wahrheit wird mich zugrunde richten.«
    Spartacus sah in die Augen des Jungen und erkannte für einen winzigen Moment, was ein Sklavenhändler einst in den Augen eines vergessenen Thrakers gesehen haben mochte – ein inständiges Flehen zwischen Ketten und Freiheit, einen Menschen, der sein freies Leben vielleicht
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