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Asche und Schwert

Asche und Schwert

Titel: Asche und Schwert
Autoren: J. M. Clements
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seiner Toga bereits durchnässt war.
    Â»Bei Jupiters Schwanz!«, rief er und zerrte seine Robe aus der Pfütze.
    Lucretia wandte sich von der Kühle des Regens ab und ging wieder nach innen in Richtung der Vorzimmer.
    Â»Jupiter Pluvius, der göttliche Regenbringer selbst, rät dir zu einem Dach über dem Kopf, Quintus«, rief sie, ohne sich noch einmal nach ihrem Mann umzuwenden.
    Â»Den ganzen Sommer habe ich um Regen gebetet«, gab Batiatus zu. »Doch jetzt habe ich schon nach wenigen Augen blicken genug davon.«
    Â»Dann zieh dich ins Haus zurück und warte, bis dieser Sturm vorüber ist.«
    Â»Dieser Sturm? Der ist doch nur eine Kleinigkeit«, erklärte Batiatus.
    Â»Wie alle unwillkommenen Veränderungen, ob nun Götter oder Menschen dafür verantwortlich sind.«
    Laute Stimmen hallten durch das Gebäude, doch sie drangen nicht bis zu den äußeren Gärten vor. Dafür sorgte der Regen, der dichter als je zuvor auf die Berghänge Capuas fiel, bis alle anderen Geräusche in seinem unaufhörlichen dumpfen Klopfen untergingen. Regen prasselte auf die Blätter der zuvor fast vertrockneten Bäume. Er trommelte auf den von Furchen durchzogenen Boden. Er pochte mit niemals nachlassendem Tempo gegen die gewachste Plane der Sänfte, die sich Batiatus’ Haus näherte.
    Die vier Träger, von denen jeder ein Ende der beiden Tragestangen geschultert hatte, mühten sich mit jedem Schritt, sicheren Halt zu finden. Ihre Füße, die die verlässlichen, genau abgemessenen Pflastersteine der Via Appia gewohnt waren, rutschten und schlitterten über tückische Mulden und wild wachsende Baumwurzeln hinweg. Drei der Sklaven sahen nicht einmal auf; ihre gesenkten Köpfe verschwanden unter den durchnässten Kapuzen, während sie sich darauf konzentrierten, einen Fuß vor den anderen zu setzen. Nur ihr Anführer vorn an der rechten Stange bot sein Gesicht dem Regen dar und spähte nach möglichem Gegenverkehr blinzelnd durch den Sturm.
    Doch die Sänfte und ihre Träger waren alleine auf der Straße unterwegs. Die Männer kämpften sich durch den Regen, und ihr Schritt beschleunigte sich, als die willkommenen Lichter immer näher rückten. Ihre Fracht war so leicht, dass ein erfahrener Träger sie kaum spürte, weshalb die Männer keine Probleme hatten, die Sänfte ruhig und sicher abzusetzen, als der führende Sklave das Kommando zum Stehenbleiben gab.
    Im Vorhof von Batiatus’ Villa eilten schattenhafte Gestalten zum Eingangsportal. Die Frau in der Sänfte stellte vorsichtig einen Fuß auf den feuchten Boden. Sie schien in einem ge waltigen um den Leib geschlungenen Mantel fast zu ver schwinden, als sie durch den Sturm auf den Hauseingang und die gedämpften Geräusche eines Paares zustolperte, das sich mitten in einem Ehestreit befand.
    Â»Es kommt ungelegen«, sagte Lucretia.
    Â»Ungelegen!«, schrie Batiatus.
    Zischend holte er mit zusammengebissenen Zähnen tief Luft, und hob wie verzweifelt die Arme. Er starrte eine der Wände an, die mit Finken und anderen Singvögeln bemalt war, und gab sich der Vorstellung hin, die Tiere allesamt aufzuspießen und über dem Feuer zu rösten.
    Â»Ungelegen kommt, dass mein bester Gladiator mit einem Loch im Leib so groß wie Roms cloaca maxima außer Gefecht gesetzt ist und die Arena so bald nicht mehr betre ten wird.«
    Â»Das verstehe ich«, sagte Lucretia sanft. »Und es schmerzt mich. Es schmerzt mich zutiefst, dass Crixus –«
    Â»Es kommt ungelegen «, unterbrach Batiatus seine Frau, »dass diese Gladiatorenschule im kommenden Monat nur noch eine Möglichkeit hat, um etwas Geld zu verdienen – und zwar an einem fünfundvierzigtausend Schritte entfern ten, elenden, stinkenden, von Griechen überschwemmten Ort, dessen Bewohner nichts als Knabenliebe im Kopf haben!«
    Â»Ich dachte, du magst Neapel?«, fragte Lucretia mit der zaghaften Andeutung eines Lächelns.
    Â»Ich verachte Neapel!« Batiatus spuckte die Worte geradezu aus. »Dort wimmelt es nur so von dreckigen Hinterwäldlern, betrügerischen Kaufleuten, unverschämten Bettlern und rüpelhaften Gassenjungen. Eine Stadt, die an einem Hang über dem Meer errichtet wurde. Bei jedem Schritt quält man sich über diese verfluchten Steintreppen bergauf.«
    Â»Aber mein Liebster, dann müsste man die Hälfte der
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