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Artus-Chroniken 1. Der Winterkönig

Artus-Chroniken 1. Der Winterkönig

Titel: Artus-Chroniken 1. Der Winterkönig
Autoren: Bernard Cornwell
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weil er das Geld der Kirche
    beschlagnahmte, um damit seine Kriege zu finanzieren, eine Auslegung, die auch erklären könnte, warum sich Gildas, ein Mann der Kirche und Arthur zeitlich am nächsten stehender Chronist, schlichtweg weigerte, ihm das Verdienst an den britischen Siegen zuzuerkennen, die das Vordringen der Sachsen vorübergehend aufhielten.
    Der heilige Dornbusch wäre natürlich in Ynys Wydryn (Glastonbury) zu finden, das heißt, wenn wir der Legende glauben wollen, die besagt, daß Joseph von Arimathia den Heiligen Gral und die Dornenkrone des sterbenden Jesus im Jahre 63 A. D. nach Glastonbury brachte - obwohl diese Geschichte erst im zwölften Jahrhundert auftaucht; daher vermute ich, daß meine Aufnahme des Dornbuschs in Der Winterkönig zu den zahlreichen bewußten Anachronismen gehört. Als ich mit diesem Buch begann, war ich fest entschlossen, keinen Anachronismus zuzulassen, auch nicht die Ausschmückungen des Chretien de Troyes, doch dieser Reinheitsgedanke hätte zugleich auch Lancelot, Galahad, Excalibur und Camelot ausgeschlossen, ganz zu schweigen von Personen wie Merlin, Morgan und Nimue. Hat Merlin wirklich existiert? Die Beweise für sein Leben sind noch weniger zwingend als die für Arthurs Existenz, außerdem ist es höchst unwahrscheinlich, daß die beiden gleichzeitig gelebt haben. Dennoch sind sie für mich unzertrennlich, und so fand ich es schlechthin unmöglich, Merlin auszuschließen. Einige Anachronismen konnten jedoch ohne weiteres über Bord geworfen werden. So trägt der Arthur des fünften Jahrhunderts zum Beispiel weder einen Schildpanzer noch eine
    mittelalterliche Lanze. Er hat keinen runden Tisch, obwohl seine Krieger (nicht Ritter) nach Art der Kelten häufig im Kreis auf dem Boden sitzend getafelt haben dürften. Seine Burgen hätten aus Erde und Holz bestanden, nicht aus
    hochaufragendem, mit Rundtürmen geschmücktem Stein, und ich bezweifle voller Bedauern, daß ein in schweren, weißen, golddurchwirkten Seidenstoff gehüllter Arm mystisch und märchenhaft aus einem nebelverhangenen See auftauchte, um sein Schwert in die Ewigkeit zu holen, obwohl es so gut wie sicher ist, daß die persönlichen Schätze eines großen Führers bei seinem Tod als Opfergabe an die Götter in einen See geworfen wurden.
    Die meisten Personennamen in diesem Buch entstammen Unterlagen aus dem fünften und sechsten Jahrhundert, doch über die Menschen, die diese Namen trugen, wissen wir so gut wie gar nichts, genau wie wir nur sehr wenig über die poströmischen Königreiche Britanniens wissen - ja, die moderne Geschichte ist sich nicht einmal über die Anzahl der Reiche und ihre Namen einig. Dumnonia hat genauso existiert wie Powys, während der Berichterstatter dieser Geschichte, Derfel (nach Waliser Art Derwel ausgesprochen), in einigen frühen Erzählungen als einer von Arthurs Kriegern bezeichnet wird. Über ihn wird ebenfalls berichtet, daß er später in ein Kloster eintrat. Davon abgesehen wissen wir jedoch nichts weiter über ihn. Andere, wie Bischof Sansum, haben zweifelsfrei existiert und sind noch heute als Heilige bekannt, obwohl von den frommen Männern der damaligen Zeit nur recht wenig Tugendhaftigkeit verlangt wurde.
    Der Winterkönig ist also eine Erzählung aus dem frühen Mittelalter, in der Legende und Vorstellungskraft den Mangel an historischen Unterlagen ersetzen müssen. So ziemlich das einzige, dessen wir relativ sicher sein können, ist der breite historische Hintergrund: ein Britannien, in dem es noch immer römische Städte, römische Straßen, römische Villen und einige römische Manieren gibt, aber ebenso ein Britannien, das sehr schnell durch Invasionen und persönlichen Hader vernichtet zu werden droht. Einige Briten hatten den Kampf bereits aufgegeben und sich in Armorica, der Bretagne, niedergelassen, was erklärt, wieso sich die Arthur-Sagen in jenem Teil Frankreichs so lange gehalten haben. Für jene Briten aber, die auf ihrer geliebten Insel blieben, war es eine Zeit, in der sie verzweifelt nach Rettung - militärischer wie spiritueller - suchten, und in diesem unglückseligen Land tauchte plötzlich ein Mann auf, der den Feind wenigstens für einige Zeit zurückzuschlagen vermochte. Dieser Mann ist mein Arthur, ein großer Kriegsherr und ein Held, der sich einer scheinbar aussichtslosen Sache verschrieb - mit dem Ergebnis, daß ihn eintausendfünfhundert Jahre später selbst seine Feinde lieben und sein Andenken in Ehren halten.
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