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Artus-Chroniken 1. Der Winterkönig

Artus-Chroniken 1. Der Winterkönig

Titel: Artus-Chroniken 1. Der Winterkönig
Autoren: Bernard Cornwell
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Fall voreingenommen und nur von der Gewißheit gestützt, daß keine zuverlässige Antwort existiert. Ich habe Camelot den erfundenen Namen Caer Cadarn gegeben und es in South Cadbury, Somerset, angesiedelt - nicht weil ich das für den wahrscheinlichsten Standort halte (obwohl ich ihn nicht als den
    unwahrscheinlichsten betrachte), sondern weil ich diesen Teil Britanniens kenne und liebe. Sosehr wir auch suchen - alles, was wir den Überlieferungen als sicher entnehmen können, ist die Tatsache, daß er ein großer Kriegsherr, wenn auch niemals ein König, war und daß er seine größten Schlachten gegen die verhaßten sächsischen Eindringlinge führte. Es mag zutreffen, daß wir nur sehr wenig über Arthur wissen, immerhin vermögen wir einiges aus der Zeit zu folgern, in der er vermutlich lebte. Das Britannien des fünften und sechsten Jahrhunderts muß ein recht unwirtliches Land gewesen sein. Da die römischen Beschützer Anfang des fünften
    Jahrhunderts abzogen, waren die romanisierten Briten einem Ring furchtbarer Feinde ausgeliefert. Von Westen kamen die marodierenden Iren, die zwar enge keltische Verwandte der Briten, aber dennoch Eindringlinge, Kolonisatoren und Sklavenhalter waren. Im Norden wohnte das seltsame Volk der schottischen Hochlande, das ständig versuchte, mit verheerenden Ausfällen nach Süden vorzudringen; aber kein Feind war so gefürchtet wie die verhaßten Sachsen, die zuerst attackierten, dann kolonisierten und Ostbritannien anschließend versklavten und die sich mit der Zeit daranmachten, Britanniens Kernland zu erobern und es in England umzutaufen.
    Die Briten, die sich diesen Feinden gegenübersahen, waren alles andere als geeint. Ihre Königreiche scheinen ebensoviel Energie darauf verwendet zu haben, einander zu bekämpfen, wie darauf, sich gegen die Invasoren zu wehren, und waren zweifellos auch ideologisch geteilt. Die Römer hinterließen Gesetze, Industrie, Wissen und Religion, doch dieses Erbe stand zahlreichen heimischen Traditionen entgegen, die während der langen römischen Besatzung gewaltsam unterdrückt, doch niemals ganz ausgerottet worden waren. Im Mittelpunkt dieser Traditionen steht das Druidentum. Die Römer unterdrückten das Druidentum wegen seiner
    Assoziationen mit britischem (und somit antirömischem) Nationalismus und führten an seiner Stelle ein Durcheinander von anderen Religionen ein, darunter natürlich auch das Christentum. Die Gelehrten meinen, das Christentum sei im poströmischen Britannien weit verbreitet gewesen (obwohl es sich dabei vermutlich um eine der modernen Auffassung unvertraute Form des Christentums handelt), aber auch das Heidentum existierte zweifellos weiter, vor allem auf dem Land ( pagan , das englische Wort für Heide oder heidnisch, leitet sich aus dem lateinischen Wort für Landbewohner her), und als der poströmische Staat zusammenbrach, scheinen sich Männer und Frauen an jeden spirituellen Strohhalm geklammert zu haben, der sich ihnen bot. Mindestens ein moderner Gelehrter hat vermutet, daß das Christentum den Resten des britischen Druidenrums wohlwollend
    gegenüberstand und daß die beiden Glaubensrichtungen friedlich nebeneinander existierten, doch da Toleranz nie eine Stärke der christlichen Kirche war, wage ich diese Behauptung zu bezweifeln. Ich persönlich jedenfalls glaube, daß Arthurs Britannien ein Land war, das sowohl von
    Religionsstreitigkeiten als auch von Invasionen und Politik zerrissen war. Mit der Zeit wurden die Erzählungen um Arthur natürlich stark christianisiert, vor allem, was die Fixierung auf den Heiligen Gral betrifft, obwohl wir sicherlich bezweifeln dürfen, daß Arthur jemals von einem derartigen Kelch Kenntnis erhielt. Dennoch ist es möglich, daß die Legenden von der Suche nach dem Gral nicht ganz und gar auf späteren Erfindungen beruhen, denn sie ähneln sehr stark beliebten keltischen Volkssagen von Kriegern, die magische Kessel suchen, heidnischen Erzählungen, über die, wie so oft in der Arthur-Mythologie, christliche Autoren später ihren frommen Glanz gestülpt und damit eine weit frühere Arthur-Tradition verschüttet haben, die heute nur noch in einigen sehr alten und obskuren Lebensbeschreibungen keltischer Heiliger existiert.
    Überraschenderweise stellt diese Tradition Arthur als Bösewicht und Feind der Christenheit dar. Die keltische Kirche war Arthur, wie es scheint, nicht sehr wohlgesonnen, und die Lebensbeschreibungen der Heiligen lassen darauf schließen, daß es dazu kam,
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