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Artus-Chroniken 1. Der Winterkönig

Artus-Chroniken 1. Der Winterkönig

Titel: Artus-Chroniken 1. Der Winterkönig
Autoren: Bernard Cornwell
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die Schlacht gerettet hatten. Wie immer, wenn er vor einem König stand, fiel Arthur auf die Knie, aber Oengus hob ihn auf und drückte ihn fest an seine Brust. Während die beiden Männer sich unterhielten, wandte ich mich um und blickte das Tal entlang. Es war eine grausige Stätte: verwundete Männer, erbärmlich krepierende Pferde, Berge von Leichen und überall verstreute Waffen. Das Blut stank zum Himmel, und die Verwundeten schrien. In diesem Moment fühlte ich mich so müde, wie ich mich noch nie im Leben gefühlt hatte, und meinen Männern erging es ebenso. Dann aber sah ich, daß Gorfyddyds Landwehr vom Hügel herabkam und die Toten und Verwundeten auszuplündern begann, also schickte ich Cavan mit etwa zwanzig Speerkämpfern aus, um sie zu vertreiben. Raben kamen flügelschlagend über den Fluß geflogen, um sich über die Eingeweide der Toten herzumachen. Wie ich sah, rauchten die Trümmer der Hütten, die wir am selben Morgen in Brand gesetzt hatten, noch immer. Dann mußte ich an Ceinwyn denken, und inmitten all dieses bestialischen Horrors stieg meine Seele plötzlich wie auf großen weißen Schwingen empor.
    Als ich mich wieder zurückwandte, sah ich gerade noch, wie Merlin und Arthur sich umarmten. Arthur schien in den Armen des Druiden fast zusammenzubrechen, doch Merlin hielt ihn fest umfangen. Dann schritten die beiden Männer zu den Schilden der Feinde hinüber.
    Prinz Cuneglas und der Druide Iorweth traten aus dem umzingelten Schildwall hervor. Cuneglas trug einen Speer, doch keinen Schild, während Arthur nur Excalibur am Schwertgehenk in der Scheide trug. Er ging vor Merlin her, und als er Cuneglas erreichte, fiel er vor ihm auf die Knie und neigte den Kopf. »Lord Prinz«, sagte er.
    »Mein Vater liegt im Sterben«, gab Cuneglas zurück. »Von einem Speer in den Rücken getroffen.« Das klang wie ein Vorwurf, obwohl alle wußten, daß die Männer, sobald ein Schildwall gebrochen war, gewöhnlich von hinten getötet wurden.
    Arthur blieb auf einem Knie. Sekundenlang schien er nicht zu wissen, was er sagen sollte. Dann blickte er zu Cuneglas empor. »Darf ich ihn sehen?« fragte er. »Ich habe Euer Haus beleidigt, Lord Prinz, und in seiner Ehre gekränkt, und obwohl diese Beleidigung nicht in meiner Absicht lag, möchte ich Euren Vater dennoch um Vergebung bitten.«
    Nun war es Cuneglas, der um Worte verlegen schien, denn er zuckte die Achseln, als wäre er nicht sicher, ob er die richtige Entscheidung treffe, doch schließlich deutete er auf seinen Schildwall. Arthur erhob sich und begab sich, Seite an Seite mit dem Prinzen, ans Lager des sterbenden Königs Gorfyddyd.
    Ich wollte Arthur zurufen, er möge nicht gehen, aber die Reihen der Feinde hatten ihn verschluckt, bevor ich meine wirren Gedanken wieder beisammen hatte. Ich wand mich bei der Vorstellung, was Gorfyddyd zu Arthur sagen würde, vor allem weil ich wußte, daß Gorfyddyd diese Dinge auch sagen würde, dieselben widerlichen Dinge, die er mir über den Rand seines von Speeren zerkratzten Schildes hinweg
    entgegengespien hatte. König Gorfyddyd war kein Mann, der seinen Feinden vergab oder einen Feind verschonte, nicht einmal so kurz vor seinem Tod. Besonders nicht so kurz vor dem Tod. Es würde Gorfyddyd eine letzte Genugtuung auf dieser Welt sein, zu wissen, daß er seinen Gegner zutiefst verletzt hatte. Da Sagramor meine Bedenken teilte, sahen wir beide tief besorgt zu, wie Arthur nach kurzer Zeit mit einer Miene aus den Reihen der Besiegten zurückkehrte, die so finster war wie Cruachans Höhle. Sagramor trat auf ihn zu. »Er lügt, Lord«, sagte Sagramor leise. »Er hat schon immer gelogen.«
    »Ich weiß, daß er lügt«, gab Arthur zurück und erschauerte.
    »Aber manche Unwahrheiten sind schwer zu ertragen und unmöglich zu vergeben.« Unvermittelt stieg Zorn in ihm auf. Er riß Excalibur aus der Scheide und wandte sich wütend zu den umzingelten Feinden um. »Will irgendeiner von euch für die Lügen eures Königs kämpfen?« rief er, während er an der Schlachtreihe auf und ab ging. »Irgendeiner von euch? Ist auch nur ein einziger von euch bereit, für dieses widerliche Wesen zu kämpfen, das mit euch stirbt? Nur einer? Sonst werde ich die Seele eures Königs in die tiefste Finsternis verbannen lassen. So kommt doch endlich, kämpft!« Er schwang Excalibur gegen die erhobenen Schilde der Feinde.
    »Kämpft, ihr Feiglinge!« Seine Wut war fast schlimmer als alles, was wir an diesem Tag im Tal erlebt hatten. »Im Namen der
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