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Artus-Chroniken 1. Der Winterkönig

Artus-Chroniken 1. Der Winterkönig

Titel: Artus-Chroniken 1. Der Winterkönig
Autoren: Bernard Cornwell
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Schildwall. Arthur versuchte das Gemetzel zu verhindern, doch nichts hätte dem zügellosen, aufgestauten Rasen Einhalt gebieten können, und so sprengten die Reiter wie Rachegötter durch die panikerfüllte Menge der Feinde, während wir die Flüchtlinge verfolgten und in einer Orgie von Blut niedermetzelten. Zahlreichen Feinden gelang es, an den Reitern vorbeizukommen und sich durch die Furt in Sicherheit zu bringen, ebenso viele andere jedoch waren gezwungen, im Dorf Zuflucht zu suchen, wo sie endlich Zeit und Raum fanden, einen neuen Schildwall zu bilden. Nun aber waren sie es plötzlich, die umzingelt wurden. Der Abendsonnenschein fiel schräg ins Tal herein und übergoß die Bäume mit dem ersten, blaßgelben Licht des langen, blutigen Tages. Wir fanden fast keinen Atem mehr, unsere Schwerter und Speere waren von Blut verklebt.
    Arthur, dessen Schwert nicht weniger rot war als das meine, glitt schwerfällig von Llamreis Rücken. Die schwarze Stute war mit weißem Schaum bedeckt, sie zitterte, und ihre blassen Augen waren riesengroß, während Arthur selbst nach seinem verzweifelten Kampf müde bis in die Knochen war. Immer wieder hatte er versucht, zu uns durchzubrechen, hatte, wie seine Männer uns berichteten, gekämpft wie ein Mann, der von den Göttern besessen ist, auch wenn es den ganzen Nachmittag lang so aussah, als hätten die Götter ihn verlassen. Obwohl er an diesem Tag als Sieger hervorging, war er zutiefst bekümmert, als er Sagramor umarmte und mich fest an sich drückte. »Ich habe Euch im Stich gelassen, Derfel«, sagte er. »Ich habe versagt.«
    »Nein, Lord«, widersprach ich, »wir haben gesiegt.« Mit meinem ramponierten, blutgeröteten Schwert deutete ich auf die Überlebenden von Gorfyddyds Heer, die sich um das Adlerbanner ihres besiegten Königs sammelten. Auch Gundleus' Fuchsbanner wehte dort, obwohl keiner der beiden feindlichen Könige zu sehen war.
    »Ich habe versagt«, wiederholte Arthur. »Ich konnte nicht durchbrechen. Es waren zu viele.« Der Mißerfolg ärgerte ihn, denn ihm war nur allzu deutlich bewußt, wie nahe wir einer totalen Niederlage gewesen waren. Ja, er hatte das Gefühl, besiegt worden zu sein, denn seine berühmten Reiter waren abgewehrt worden und ihm war nichts anderes
    übriggeblieben, als zuzusehen, wie wir niedergemacht wurden, aber er irrte sich. Der Sieg war sein, einzig und allein sein, denn Arthur hatte als einziger unter allen Männern von Dumnonia und Gwent den Mut gehabt, sich zur Schlacht zu stellen. Diese Schlacht war nicht ganz so verlaufen, wie Arthur es geplant hatte: Tewdric war nicht gekommen, um uns zu helfen, und Arthurs Schlachtrösser waren von Gundleus'
    Schildwall aufgehalten worden, aber es war dennoch ein Sieg, und dieser Sieg war einzig und allein Arthurs Mut zu verdanken, überhaupt zu kämpfen. Gewiß, Merlin hatte eingegriffen, aber Merlin nahm den Sieg nicht für sich in Anspruch. Der gehörte Arthur, und obwohl Arthur damals von Selbstvorwürfen gequält wurde, war es der Sieg von Lugg Vale - der einzige Sieg, den Arthur immer geringschätzte -, der ihn letztlich zum Herrscher Britanniens machte. Der Arthur der Dichter, der Arthur, der die Zungen der Barden ermüdete, der Arthur, um dessen Wiederkehr alle Menschen in diesen finsteren Zeiten beten, wurde erst groß durch dieses stolpernde Durcheinander von einer Schlacht. Heutzutage singen die Dichter natürlich nicht mehr die Wahrheit über Lugg Vale. Sie lassen es klingen wie einen Sieg, der so überwältigend war wie seine späteren Schlachten, und vielleicht haben sie recht, wenn sie ihre Lieder so gestalten, denn in diesen harten Zeiten brauchen wir dringend einen Arthur, der vom ersten Moment an ein großer Held war. Aber die Wahrheit ist, daß Arthur in jenen frühen Jahren verletzlich war. Er regierte Dumnonia auf Grund von Owains Tod und Bedwins Unterstützung, doch als sich die Kriege jahrelang hinzogen, gab es nicht wenige, die sich wünschten, er würde verschwinden. Gorfyddyd hatte Anhänger in Dumnonia, und - Gott möge mir verzeihen - zu viele Christen beteten um Arthurs Untergang. Und deswegen kämpfte er: weil er wußte, daß er zu schwach war, nicht zu kämpfen. Arthur mußte entweder den Sieg erringen oder alles verlieren, und letzten Endes siegte er. Doch erst, nachdem er der Niederlage nur um Haaresbreite entgangen war.
    Arthur ging hinüber, um Tristan zu umarmen und anschließend Oengus Mac Airem zu begrüßen, den irischen König von Demetia, dessen Truppen
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