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Artus-Chroniken 1. Der Winterkönig

Artus-Chroniken 1. Der Winterkönig

Titel: Artus-Chroniken 1. Der Winterkönig
Autoren: Bernard Cornwell
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Mögen die Götter euch Kraft verleihen.« Damit wandte er sich zurück, legte den Arm um Nimues Schultern und kehrte durch die feindlichen Reihen zurück, die sich ihm gehorsam öffneten.
    »Guter Versuch!« rief Gorfyddyd Merlin zu. Der König von Powys stand auf der Schwelle eines großen Sieges, und dieses schwindelerregende Gefühl erfüllte ihn mit so viel Selbstvertrauen, daß er dem Druiden die Stirn zu bieten wagte. Doch Merlin ignorierte seine gockelhafte Beleidigung und schritt mit Tanaburs und Iorweth davon.
    Issa brachte mir Arthurs Helm, den ich mir, froh über seinen Schutz während dieser letzten Minuten der Schlacht, zornig auf den Schädel rammte.
    Die Feinde formierten sich zu ihrem Schildwall. Jetzt flogen nur wenige Beleidigungen hin und her, denn nur wenige Männer hatten noch genügend Kraft für etwas anderes als das unbarmherzige Gemetzel, das sie am Ufer des Flusses erwartete. Zum erstenmal an diesem Tag saß Gorfyddyd ab und nahm seinen Platz im Schildwall ein. Zwar trug er keinen Schild, aber er würde diesen letzten Angriff, der die Macht seines verhaßten Feindes vernichtete, dennoch führen. Er hob das Schwert, hielt es ein paar Herzschläge lang hoch erhoben und senkte es.
    Der Feind griff an.
    Wir hielten Speere und Schilde bereit, um die Angreifer aufzufangen, dann krachten die beiden Schildwälle mit grausigem Geräusch aufeinander. Gorfyddyd versuchte mit seinem Schwert unter Arthurs Schild hindurchzustoßen, doch ich parierte seinen Stoß und schwang Hywelbane. Die Klinge glitt, eine Adlerschwinge durchschneidend, von seinem Helm ab, dann wurden wir durch den Druck der Männer, die von hinten nachschoben, gegeneinandergepreßt.
    »Drängt sie zurück!« rief Gorfyddyd seinen Männern zu. Dann versuchte er mich über den Schild hinweg anzuspucken.
    »Dein Hurenbock«, höhnte er laut durch das Getümmel der Schlacht, »hat sich versteckt, während du kämpfen mußtest!«
    »Sie ist keine Hure, Lord König«, erwiderte ich und versuchte, Hywelbane aus der Enge zu befreien und ihm einen Schwerthieb zu versetzen, aber der Druck der Schilde und Männer war zu stark.
    »Sie hat reichlich Gold von mir genommen«, behauptete Gorfyddyd, »und ich bezahle keine Weiber, die mir nicht die Beine öffnen.«
    Ich zerrte an Hywelbane und versuchte mein Schwert zwischen Gorfyddyds Beine zu stoßen, aber die Klinge glitt am Schutz seines Waffenrocks ab. Er lachte über meinen mißlungenen Versuch, spie mich noch einmal an und hob plötzlich den Kopf, weil er einen grausigen, kreischenden Schlachtruf vernahm.
    Das war der Angriff der Iren. Oengus Mac Airems
    Schwarzschilde griffen immer mit diesem trillernden Kreischen an, einem gräßlichen Schlachtruf, der von der unmenschlichen Lust am Töten kündete. Gorfyddyd rief seinen Männern zu, tapfer dreinzuschlagen und unseren schwachen Schildwall zu durchstoßen, und wenige Sekunden lang gingen die Männer von Powys und Siluria in dem Glauben, die Schwarzschilde kämen ihnen zu Hilfe, mit frischer Kampfkraft gegen uns vor. Als sie dann aber Schreie aus den hinteren Reihen hörten, mußten sie erkennen, daß die Schwarzschilde sie verraten hatten und ein neues Bündnis eingegangen waren. Mit ihren Speeren, die leichte Beute fanden, räumten sich die Iren eine Gasse durch Gorfyddyds Reihen, und plötzlich, im Handumdrehen, ging Gorfyddyds Männern wie einem
    durchbohrten Wasserschlauch die Luft aus.
    Ich sah den Ausdruck von Wut und Panik, der Gorfyddyds Gesicht verzerrte. »Ergebt Euch, Lord König!« rief ich ihm zu, doch seine Leibgarde fand immer noch Raum genug, um mit den Schwertern zuzuschlagen, und ein paar verzweifelte Sekunden lang mußte ich mich zu heftig verteidigen, um sehen zu können, was aus dem König wurde. Issa rief mir zu, er habe gesehen, daß Gorfyddyd verwundet sei. Galahad teilte neben mir Hiebe aus und parierte jene des Feindes, und plötzlich wandten sich die Feinde wie durch ein Wunder zur Flucht. Unsere Männer verfolgten sie, vereinigten sich mit den Schwarzschilden, um die Männer aus Powys und Siluria wie eine Herde Schafe Arthurs wartenden Reitern
    entgegenzutreiben. Ich selbst hielt nach Gundleus Ausschau. Ein einziges Mal entdeckte ich ihn inmitten einer Masse fliehender, schlammbedeckter, blutbesudelter Männer; dann verlor ich ihn aus den Augen.
    Das Tal hatte an jenem Tag zwar schon einiges Töten gesehen, nun aber erlebte es ein wahres Schlachtfest, denn nichts erleichtert das Morden so sehr wie ein durchbrochener
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