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Arschloch!

Arschloch!

Titel: Arschloch!
Autoren: Mauricio Borinski
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auf DVD I mitspielst? Siehst in dem Video aus wie Garry Glitter.
    Ich schicke die Mail ab, logge mich aus und logge mich in meiner Community ein. Als Moritz Becker. Es dauert nicht lange, dann chatte ich mit einem Mann, der sich >playdell-smith< nennt und vor kurzem einen Schlaganfall erlitten hat. Ich erzähle ihm, dass ich mir für etwas mehr als 100 Euro Böller und Raketen gekauft habe. Nach kurzer Zeit stellt sich heraus, dass er kein Fan von Böllern ist. Er zitiert den Spruch >Brot statt Böller< und ich frage ihn, wozu ich mir für über 100 Euro Brot kaufen soll. Schweinskopfsülze wäre ja noch in Ordnung, aber doch nicht Brot!
    Ich beende den Chat, und will mir per Telefon eine Pizza bestellen, muss aber feststellen, dass die Filiale bereits geschlossen hat. Also gehe ich auf die Internetseite meines Lieblings-Pizza-Service, auf der man rund um die Uhr Bestellungen aufgeben kann und bestelle mir eine Pizza mit Schweinskopfsülze, Barbecue Sauce und Röstzwiebeln.
    „Wie groß soll die Pizza sein?“, fragt mich der virtuelle Pizzabäcker, der so aussieht wie das Krokodil zum Küssen aus Crocodil Dundee.
    „17 Zoll!“
    „Sie haben ein Powerbook! Schön!“, sagt das Krokodil und schiebt seinen riesiges Maul aus dem Monitor raus und schaut auf mein Powerbook.
    „Olala. Das ist aber ein schickes Gerät!“.
    Er verschwindet wieder im Internet und teilt mir einen Moment später mit, dass sie keine Schweinskopfsülze haben. Also springe ich auf und renne in die Küche, hole meine Schweinskopfsülze und laufe zurück zu meinem Powerbook. Dort reiche ich sie dem Pizzabäcker, der sie auf die Pizza legt, wie ich es in einem kleinen Fenster rechts oben im Bild sehen kann. Durch den neuen Live-Stream aus dem Ofen kann ich genau sehen, wie die Pizza im Ofen backt. Ein paar Minuten später, während ich bei Ebay rumsurfe, klopft es an meinen Monitor und das Pizzabäckerkrokodil ist da.
    „Ihre Pizza ist fertig!“
    „Oh, wie schön.“
    Ich reiche ihm einen 10-Euro- Schein. Einen Moment später reicht er mir das Wechselgeld und als er es mir durch den Monitor reicht, kommt es auf dem Display zu einer merkwürdigen Verzerrung der Realität, die allerdings sofort nachdem ich die Münzen an mich genommen habe, auch wieder verschwindet. Dann reicht er mir die Pizza, die in ihrem Karton nur schräg durch mein Display passt, aber immerhin, so eine große Pizza konnte ich mir bisher im Internet nicht bestellen. Das Krokodil verabschiedet sich von mir und haut mit seinem riesigen Schwanz gegen mein Powerbook, so dass es zuklappt. Ich mache mich über die bereits geschnittene Pizza her. Sie schmeckt wunderbar, besonders die leicht angebrutzelte Schweinskopfsülze ist göttlich.
    Auf dem Weg zur Silvesterparty kommen Michael und ich an einer Telefonzelle vorbei.
    „Warte mal eben! Ich muss telefonieren!“
    „Benutz‘ doch dein Handy!“, sagt Michael.
    „Nee, kann ich nicht. Ich will meine Mutter anrufen und das soll eine Überraschung sein. Wenn sie meine Nummer auf ihrem Display sieht, dann weiß sie doch sofort, dass ich es bin!“
    „Aha!“
    „Hier, halt mal bitte die Kamera. Kannst mich auch filmen!“
    Ich gebe ihm die Kamera, betrete die Telefonzelle und werfe 20 Cent in das Münztelefon.
    „Nimmst du schon auf?“
    „Nein, noch nicht.“
    „Dann mach mal!“
    „O.K. Die Kamera läuft.“
    Ich wähle Annes Nummer und krame den Stimmverzerrer raus. Sie nimmt nach den dritten Klingeln ab. Wie immer dieser jämmerliche Tonfall, wenn sie ihren Nachnamen ausspricht. Als würde sie ihn hassen.
    Mit einer Stimme, die der Synchronstimme von Tweety ähnelt, flüstere ich bloß: „Mama, Mama, wieso hast du das gemacht?“ Und lege auf.
    „Kannst die Kamera ausschalten! Ich bin fertig!“
    Er schaltet die Kamera aus und reicht sie mir zurück. „Was hat deine Mutter denn gemacht?“
    „Sie hat so ein Stück Dreck, wie mich in die Welt gesetzt!“
    „Ach, ich kenn‘ dich doch. So schlimm bist du doch überhaupt nicht!“
    „War auch nur ein Scherz! Komm‘ lass uns weiter“, sage ich und lächele ihn an.
    02.01.2006
    Als ich das Großraumbüro betrete, wünsche ich allen Anwesenden ein frohes neues Jahr. Ich fahre meinen Computer hoch, stempele mich ein und besorge mir erstmal eine Tasse Kaffee. Mit der Tasse in der Hand geht es an meinen Arbeitsplatz, an dem ich die Anfragen ausdrucke, die während der letzten zwei Tage eingegangen sind. Über den Feiertag ist eine ganze Menge reingekommen. Ist ein
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