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Arschloch!

Arschloch!

Titel: Arschloch!
Autoren: Mauricio Borinski
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richtiger Stapel, den ich aus dem Drucker nehmen muss und ich bin froh, dass ich mich wichtigeren Aufgaben widmen kann, als diese scheiß Kundenanfragen zu beantworten. Nämlich die Anfragen in aller Ruhe mit dem Kaffee in der Hand an alle Anwesenden zu verteilen, diese zu fragen, wie sie ihren Silvesterabend verbracht haben und nach einer Zigarette kacken zu gehen.
    Gegen 14.00 Uhr, als ich grade dabei bin mir meine Nägel zu maniküren, klingelt mein Telefon. Yasmin, die geile Fotze ist dran und ruft im Namen des Chefs an. Ich soll so schnell wie möglich zu ihm ins Büro kommen. Ich beende die Maniküre, werfe einen frischen Kaugummi ein und gehe hoch in die Chefetage. Als ich oben ankomme, nimmt Yasmin sofort den Telefonhörer in die Hand und kündigt mich beim Chef an. Einen Augenblick später betrete ich das Büro und sehe mich nach meinem Chef um. Er sitzt auf einer weißen, riesigen Ledercouch und starrt auf seinen Plasmafernseher mit mindestens-136cm-oder-142cm-oder-146cm-wenn-nicht-sogar-noch-mehr Bildschirmdiagonalen, in dem eine Reportage zu sehen ist. Ich schreite über das weiße Parkett auf ihn zu und reiche ihm die Hand. In dem Raum kommt man sich vor wie im Himmel.
    „Hallo!?“
    „Hallo Moritz! Grüß‘ dich! Bitte setz‘ dich!“
    Ich setze mich und werfe einen Blick auf den Fernseher. Die Reportage habe ich schon mal gesehen. Sie berichtet über Seepferdchen. Bei dieser Tierart kümmert sich das Männchen um den Nachwuchs.
    „Willst du etwas trinken?“
    „Ne Cola.“
    „Cola? Alles klar!“
    Er greift nach seinem Handy und ruft über sein Bluetooth-Headset Yasmin.
    „Yasmin?“
    „Jaaah?“, höre ich sie sagen und durch die angeschlossenen Lautsprecher hört sie sich irgendwie an wie Paris Hilton. Sie hat so eine markerschütternde Tussi-Röhre, bei der man gar nicht wissen will, wie sie sich anhört, wenn man mit einem Baseballschläger auf sie einprügelt.
    „Süße, machst du für Moritz eine Cola und für mich wie immer eine Cola light.“
    „Kommt sofort!“, schreit sie und mir platzt fast das Trommelfell.
    Mein Chef greift nach der Fernbedienung, schaltet um und dann bin ich auf dem riesigen HDTV-Plasmafernseher zu sehen. Es läuft die Szene, in der Thomas mir Hundefutter serviert hat. Damals, als der Drecksack versucht hat, mich zu vergiften. In dem letzten Bild der Szene fällt mir auf, dass ich Till Eulenspiegel ähnele.
    „Weißt du, weshalb ich dich hierher gebeten habe?“
    „Du hattest mir von irgendwelchen Plänen erzählt!“
    „Richtig! Auf der Weihnachtsfeier wollte ich sie dir nicht mitteilen, da hatten wir doch was anderes vor“, sagt er und reibt sich die Nase. In diesem Moment öffnet sich die Tür und Yasmin bringt unsere eisgekühlten Getränke herein. Sie trägt gelbe Stiefel, aber nicht im Gelb des Neids, sondern dem von Shell, stellt das Tablett vor uns auf den Couchtisch, füllt die Gläser, lächelt ihm zu und verschwindet, ohne ein Wort zu sagen wieder aus dem Büro. So wie es sich gehört. Das einzige was von ihr bleibt, ist eine Parfümwolke. Mein Chef schnappt sich sein Glas und trinkt einen Schluck.
    „Also es sind mehrere Sachen: Erstens finde ich deine Reportage klasse und ich wollte dich fragen, ob du damit einverstanden wärst, wenn wir sie auch dem Kunden zukommen lassen würden!“
    „Meine Reportage?“
    „Ja!“
    „Also, ähm, klar!“
    „Wir werden wohl noch ein paar Szenen rausschneiden, aber im Großen und Ganzen gefällt mir diese Idee super! Ein paar Details sind mit der Marketingabteilung zu klären, aber ich finde es toll, wie engagiert du warst und wie schön diese Dokumentation geworden ist.“
    „Danke!“
    „Wir werden wohl kleine Clips bei YouTube ins Netz stellen.“
    „Geil. Und was gibt es noch?“
    „Tja. Ich möchte, dass du Abteilungsleiter im Callcenter wirst. Anne wird nicht mehr in unsere Firma zurückkehren.“
    „Wieso? Hat sie gekündigt?“
    „Nein! Sie hat in der Silvesternacht Selbstmord begangen. Sie hat sich erhängt. Tja, ganz schreckliche Sache“, antwortet mein Chef und schüttelt den Kopf. „Ganz schreckliche Sache!“
    „Oh, mein Gott!“, sage ich entsetzt.
    „Sie hat sich sogar filmen lassen und den Kameramann wohl darum gebeten, den Film ins Netz zu stellen. Gestern Morgen, als ich aus dem Skiurlaub kam, befand sich eine Mail in meinem Posteingang, in der ein Link zu ihrem Film war. Willst du das mal sehen?“
    „Nein, danke, so was ist nichts für mich!“, sage ich, obwohl ich mir das
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