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Arschloch!

Arschloch!

Titel: Arschloch!
Autoren: Mauricio Borinski
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knapp 100 Stundenkilometer. And so I face the final curtain. Ich rase auf die Kreuzung am Albersloherweg zu. My friends, I‘ll say it clear. Die Ampel springt auf Gelb. Dann auf Rot. I‘ll state my case of which I‘m certain. Ich fahre über die Kreuzung. I‘ve lived a life that‘s full. Schon bin ich vor der Rechtskurve. Meiner Lieblingskurve. I‘ve travelled each and every highway. Ich fahre mit 70 Stundenkilometern in sie ein. In der Unterführung fährt ein Lastwagen in der Mitte. And more, much more than this. Er muss diesen Weg nehmen. Sonst passt er nicht hindurch. I did it my way . Eine Hupe ertönt.
    Dann ist es dunkel.

EPILOG
    Frau Schiffer klatscht mir mit beiden Händen auf die Wangen. Kurze Zeit später bemerke ich das Aftershave. Old Spice. Es ist grässlich. Aber dann sind wir fertig mit der Rasur. Der erste Teil ist vollbracht. Jetzt geht‘s an die Körperpflege. Sie löst die Bremsen meines Rollstuhls und rollt mich über den grauen PVC Boden rüber zur Badewanne. Dann zieht sie mir den Bademantel vom Leib und ruft eine andere Pflegerin, die aussieht wie Gülcan Karahanci. Gemeinsam heben sie mich an und lassen mich in eine weiße Badewanne rutschen. Gülcan verschwindet wieder, dann zieht Frau Schiffer gelbe Spülhandschuhe über, greift nach einem Schwamm, setzt sich auf den Rand der Wanne und beginnt damit, mich mit einem männlich-markantem Duft mit Minzextrakt einzuseifen. Das Duschgel pflegt meine Haut und soll ein Gefühl von Frische und neuer Energie vermitteln. Aber bei mir tut sich nichts. Sie streicht über meinen Rücken, meinen Bauch, meine Brust. Nicht einmal als sie mir meinen kleinen Schwanz und meine Eier wäscht, spüre ich was. Weder vom Duschgel noch von ihren Händen. Als sie meine Haare einseift, kippt mein Kopf zur Seite. Er knallt auf den Rand der Wanne. Frau Schiffer sagt: „Oh, Entschuldigung!“ und ich starre auf ihren wunderschönen Busen. Sie richtet mich wieder auf. Einen Augenblick später hält sie den Duschkopf über mich und wäscht mir den Schaum vom Kopf. Das Wasser läuft über meine Haare, meine Stirn, meine Augen, meine Nase und meinen Mund und ich bekomme zeitweise keine Luft. Endlich hängt sie den Duschkopf in die Halterung und ruft nach Gülcan. Sie zerren mich aus der Wanne, eine hält mich fest, damit ich nicht umfalle und die andere trocknet mich ab. Sie setzen mich wieder in meinen Rollstuhl. Ich werde zum Bett gerollt und hineingehoben. Frau Schiffer geht rüber an meinen Schrank und wählt ein Nachthemd für mich aus. Ich starre an die weißen Rigipsplatten an der Decke. Mir ist kalt.
    Es dauert lange, bis ich angezogen bin. Dann geht es an den Tisch. Abendessen. Schweineschnitzel mit Kartoffelpüree und Erbsen und Möhren. Gemixt. Nicht geschnitten. Sie legt mir einen blauen Schlabberlatz um und füttert mich mit der täglichen Dosis an Proteinen, Kohlenhydraten, Fetten und Spurenelementen, die für die Aufrechterhaltung des Lebens essentiell sind. Weil ich meinen Kiefer nicht mehr kontrollieren kann, läuft mir der Brei zum Teil am Hals runter. Immer wieder wischt sie mir mit dem Latz den Schleim vom Mund, gibt mir zwischendurch etwas grünen Tee aus einer Schnabeltasse und führt mir den nächsten Löffel zu. Nachdem ich aufgegessen habe, putzt sie mir die Zähne, schaltet den Fernseher ein und fragt mich, ob ich noch irgendetwas bräuchte. Ich antworte ihr nicht, sondern glotze in die Röhre. Es läuft eine Reportage über die Herstellung von Schweinskopfsülze. Gepökelter Schweinskopf wird in Suppengrün und Kalbsfuß in Wasser gegart, in Stücke geschnitten, die Brühe geklärt sowie mit Weißwein, Essig und Gelatine ergänzt. Man fügt das Fleisch und etwas Gemüse in eine Form, füllt sie mit der Brühe auf und lässt sie abkühlen.
    Ich blicke in den Spiegel vor mir, an dem an den Seiten jeweils drei 100 Watt Lampen angebracht sind. Ein paar Bekannte sagten mal, ich hätte was von Dean Cain, dem Superman-Darsteller in der Fernsehserie, die Mitte der 90er ausgestrahlt wurde. Aber sie irren sich. Ich ähnele einem anderen Superman-Darsteller. Ich ähnele Christopher Reeve. Ich bin ein Krüppel, der körperlich nicht in der Lage ist, sich das Leben zu nehmen. Zuweilen findet das Verbrechen seine Strafe.
    Die Schweinskopfsülze ist fertig. Frau Schiffer macht den Fernseher aus und sagt, dass ich morgen das WM-Endspiel Spanien gegen Niederlande sehen darf. Sie verabschiedet sich mit einem >bis morgen<. Dann geht das Licht aus und die
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