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Arrivederci amore, ciao

Arrivederci amore, ciao

Titel: Arrivederci amore, ciao
Autoren: Massimo Carlotto
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unterbrochen, wer weiß, wie lange wir dann noch warten müssen. Zwing mich nicht, auf dich zu verzichten. Ich will dich heiraten. Und ich will ein Kind mit dir.«
    Die Soap-Opera funktionierte. Roberta heulte wie ein Schlosshund und legte den letzten Zweifel ab. Ich schob Caterina Casellis CD in den Player und spielte Mit dir zusammen bin ich nicht mehr, nahm Roberta in die Arme und trug sie ins Bett, wo ich ihr süße Liebesworte ins Ohr flüsterte. Als sie einschlief, seufzte ich erleichtert. Vorerst war ich in Sicherheit. Aber in Zukunft? Ich war unvorbereitet gewesen und hatte ihr die falsche Lüge aufgetischt. Stattdessen hätte ich ihr sagen müssen, dass ich schon mit den Ermittlern geredet, aber meine Deckung als Informant gewahrt hätte. Jetzt war es dafür zu spät. Die einzige Hoffnung bestand in der Heirat. Darin, sie unauflöslich an mich zu binden. Bis jetzt hatte ich mich einer kirchlichen Heirat strikt verweigert. Gleich nach dem Aufwachen würde ich ihr sagen, dass ich es mir anders überlegt hätte und wir in ihrer Heimatgemeinde heiraten würden. Und ohne ein einziges Mal den Ehevorbereitungskurs beim Pfarrer zu versäumen. Unsere Vereinigung sollte gesegnet sein. Und von allen Sünden frei.
     
    Das war der entscheidende Schachzug. Meine Verlobte beruhigte sich und erwähnte das Thema Anedda nicht noch einmal. Sie beschäftigte sich wieder mit den Hochzeitsvorbereitungen. Und ich lernte ihren Beichtvater kennen, Don Agostino, der uns zum Sakrament der Ehe hinführen würde. Einen alten, mürrischen, haarspalterischen Priester. Schon bei der ersten. Begegnung herrschte gegenseitige Antipathie. Aber ich war zu allem bereit, um sie zum Altar zu führen. Dann kam der Tag der Anhörung für die Rehabilitation. Der zuständige Richter verlas ein langes Schriftstück und stellte mir ein paar Fragen. Schließlich gab er dem Vertreter der Staatsanwaltschaft das Wort.
    Der sagte nur einen einzigen Satz: »Die Staatsanwaltschaft erhebt keine Einwände.«
    Brianese redete fünf Minuten lang. Mit klaren, wirkungsvollen Worten beschrieb er meinen Willen zur gesellschaftlichen Wiedereingliederung.
    »Wie ist es gelaufen?«, fragte Roberta ihn, als wir aus dem Saal kamen.
    »Gut. Jetzt brauchen wir nur noch die Entscheidung abzuwarten. Wie Giorgio dir wohl schon gesagt hat, wird sie schriftlich mitgeteilt. Ein paar Tage Geduld werdet ihr noch haben müssen.«
    Wir feierten im La Nena. Nach Lokalschluss, um nicht zu viel Aufsehen zu erregen. Ein Dutzend Freunde und der Avvocato. Champagner, Gänseleber und eine Torte. Sante Brianese erzählte lustige Anekdoten aus dem Gerichtssaal. Plötzlich hörte ich Roberta fragen: »Was sagt man eigentlich im Gericht zu diesem Polizisten, der am Busbahnhof erschossen wurde?«
    Brianese zuckte mit den Schultern. »Wenig bis gar nichts. Die Spezialeinheit ermittelt, und die lassen nie was durchsickern. Um die Wahrheit zu sagen, ich habe diesen Fall kaum verfolgt. An dem Abend war ich in Rom für einen Prozess beim Kassationsgericht, und als ich zurückkam, wurde darüber schon nicht mehr geredet.«
    Arschgefickt. Genauso fühlte ich mich in diesem Moment. Ich feierte meine Rehabilitation, und meine Verlobte schaufelte mir mit ihrer idiotischen Fragerei ein Grab. Roberta war leichenblass und starrte mich verzweifelt an, bis zum Ende des kleinen Festes. Wortlos gingen wir nach Hause. Sie schloss sich im Bad ein und weinte. Zum zweiten Mal innerhalb weniger Tage befiel mich tiefe Hoffnungslosigkeit. Wenn sie sich beruhigt hatte, würde sie Erklärungen verlangen. Und keine Lüge der Welt würde mich aus diesem Schlamassel befreien können. Ich konnte nur hoffen, den Schaden zu begrenzen.
    Unerwartet stand sie vor mir. Die Wimperntusche war in Streifen auf ihrem Gesicht verlaufen. »Wo warst du in dieser Nacht?«
    »Brianese hat sich geirrt. Er ist sehr beschäftigt. Er hat das verwechselt.«
    »Wo warst du?«, schrie sie.
    »Vielleicht irre ich mich auch. Ich weiß nicht mehr genau, vielleicht war ich spazieren.«
    »Wo?«, schrie sie aus Leibeskräften.
    Mir blieb nur noch eine Alternative, um ihren Verdacht auf eine andere Spur zu bringen. »Na gut. Du hast es so gewollt«, schrie ich meinerseits. »Bei einer Frau.«
    »Du Bastard!« Sie ging auf mich los, versuchte, mir ins Gesicht zu schlagen. »Du warst mit Martina im Bett, mit dieser Schlampe, was?«
    »Nein. Ich hab eine von der Straße genommen.« Ich umarmte sie fest. »Das war doch nur körperlich. Ich liebe nur dich
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