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Arrivederci amore, ciao

Arrivederci amore, ciao

Titel: Arrivederci amore, ciao
Autoren: Massimo Carlotto
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Tablettenschachtel, die ich verwendet hatte, in ihre Handtasche.
    »Du hast mich vergiftet.«
    »Ja. Ich habe mich daran erinnert, wie du mal gesagt hast, dass du gegen Aspirin allergisch bist. Eine Tante von mir war das auch. Das hat mich immer beeindruckt, ich konnte gar nicht glauben, dass so eine Arznei tödlich sein kann.«
    »Bitte ruf einen Arzt, ich flehe dich an.«
    »Wir brauchen keinen Arzt. Die Diagnose ist klar.«
    »Warum willst du mich umbringen?«
    »Ich kann nicht dulden, dass du in der Gegend herumerzählst, dass du Anedda bei mir gesehen hast. Oder dass ich in der Nacht, als er starb, nicht zu Hause war.«
    »Warst du es denn?«
    »Ja. Und frag mich nicht, warum. Bete lieber. Wie ich heute in der Bibliothek nachlesen konnte, bleiben dir laut der internationalen medizinischen Fachliteratur noch höchstens zwei Stunden, bis du hinüber bist.«
    Sie griff sich an den Hals. »Ich kriege keine Luft mehr.«
    »Ah ja, Atemnot. Es geht zu Ende, meine Hübsche.«
    Roberta krallte sich am Leben fest. Sie begann mich zu verfluchen. Allerdings konnte sie nur noch flüstern. Es klang scheußlich. Ich ging ins Wohnzimmer und machte die Stereoanlage an. Caterina Casellis Stimme erfüllte die Wohnung.
     
    Man bräuchte ein derart reines Herz
    Dass man in diesem Schlamm den klaren Himmel sehen könnte
    Man müsste wirklich lieben
    Nur keine Angst
     
    Roberta war in der Zwischenzeit blau angelaufen. Lippen und Fingernägel. Zyanose. Von ihren Lippenbewegungen konnte ich ablesen, dass sie dabei war, ihre Seele dem himmlischen Vater zu empfehlen. Ich sah auf die Uhr. Entweder erstickte sie, oder sie starb an Herz-Kreislauf-Versagen. Wichtig war nur, dass sie abtrat. Sobald sie das Bewusstsein verloren hatte, rief ich den Notarzt. Und zog mir zum Empfang den Schlafanzug an.
    »Ich bin aufgewacht, und da hat sie so neben mir gelegen.« Als sie hinausgetragen wurde, war sie noch am Leben. Aber sie würde es nicht schaffen. Zu spät. Ich seufzte erleichtert. Ich hätte es nicht mehr ertragen, den Verliebten zu spielen. Wenn ich an den ganzen Soap-Opera-Scheiß dachte, den ich in der letzten Zeit hatte von mir geben müssen, drehte sich mir der Magen um.
     
    Bei der Autopsie wurde die Todesursache festgestellt. Atemstillstand. Die toxikologische Untersuchung brachte zutage, welche Substanz ihn verursacht hatte. Die Eltern schworen, nie im Leben würde ihre Roberta Acetylsalicylsäure einnehmen. Sie waren derart überzeugt, dass ein paar Carabinieri in Zivil mich zu Hause aufsuchten. Das La Nena war wegen des Trauerfalls geschlossen.
    »Waren Sie darüber informiert, dass Ihre Verlobte gegen Aspirin allergisch war?«, fragte der Maresciallo.
    »Nein. Das wusste ich nicht.«
    »Wieso nicht?«
    »Wieso nicht was?«
    »Wieso Sie es nicht wussten.«
    »Sie hat es mir nie gesagt.«
    »Der Gerichtsmediziner sagt, der Todeskampf müsse einige Zeit gedauert haben. Wie kommt es, dass Sie nichts bemerkt haben?«
    »Roberta war mittags bei mir im Lokal, sie sagte, sie fühle sich nicht recht wohl …«
    »Das ist uns bekannt. Wir haben das Personal verhört. Beantworten Sie unsere Frage.«
    »Als ich nach Hause kam, lag Roberta im Bett. Sie schlief schon …«
    »Sie schlief nicht. Sie lag bereits im Todeskampf …«
    »Es sah aber aus, als ob sie schlafen würde. Ich habe mir den Schlafanzug angezogen und mich neben sie gelegt.«
    »Und Sie wollen gar nichts bemerkt haben?«
    »Nein.«
    »Sie haben ihr nicht einmal einen Gutenachtkuss gegeben?«
    »Nein.«
    »Eigenartig. Als Verliebter oder Verlobter würde man das eigentlich.«
    »Gestern Abend nicht.«
    »Und wann haben Sie bemerkt, dass es Ihrer Verlobten nicht gut ging?«
    »Ich musste auf die Toilette und machte das Licht an. Und da habe ich bemerkt, dass Robertas Gesicht geschwollen und ihre Lippen ganz violett waren. Ich habe sofort den Notarzt gerufen.«
    »Und als Sie ins Bett gingen, haben Sie das geschwollene Gesicht nicht bemerkt?«
    »Nein. Sie lag auf der Seite.«
    Sie schwiegen eine Zeit lang und blickten mich ratlos an.
    »Hatten Sie ein gutes Verhältnis zueinander?«, fragte der Maresciallo.
    »In der letzten Zeit hatten wir ein paar Meinungsverschiedenheiten. Aber die waren alle beigelegt.«
    »Meinungsverschiedenheiten? Welcher Art?«
    »Ich glaube nicht, dass Sie das etwas angeht.«
    »Es geht uns sehr wohl etwas an.«
    »Spiel dich nicht auf, Pellegrini«, kam der Brigadiere dazwischen. »Auch wenn sie dich jetzt reinwaschen wollen, für uns bist und bleibst
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