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Arrivederci amore, ciao

Arrivederci amore, ciao

Titel: Arrivederci amore, ciao
Autoren: Massimo Carlotto
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selbst?«
    Er lachte los. »Würde ich ja gern. Aber in dem Moment, wo das Arschloch in die bessere Welt wechselt, werde ich in meinem Büro in Mailand sitzen. Ich brauche ein absolut wasserdichtes Alibi.«
    »Also haben sie dich schon im Verdacht?«
    »Ja. Aber sie haben noch nichts Konkretes gegen mich in der Hand. Jetzt wird ermittelt, weil ich der Verbindungsmann des Algeriers war.«
    »Was ist passiert?«
    »Nichts, das dich was angeht.«
    »Ich riskiere doch nicht blind Lebenslänglich. Ich will wissen, was los ist.«
    »Ein Kurier aus dem Iran. Ein Koffer voller Dollars. Willst du noch mehr wissen?«
    Ich schüttelte den Kopf. »Wie soll er sterben?«
    »Kopfschuss. Hast du noch die 22er mit Schalldämpfer?«
    »Ich lebe jetzt ein anderes Leben. Ohne Waffen.«
    »Dann besorg ich dir eine.«
    »Wann soll ich ihn kaltmachen?«
    »Übermorgen. Hoffentlich ist es dann noch nicht zu spät.«
    »Und dann?«
    »Wie dann?«
    »Kommst du dann jedes Mal an, wenn du in der Scheiße sitzt und einen zum Aufräumen brauchst?«
    »Immer mit der Ruhe. Wenn das vorbei ist, siehst du mich nie wieder.«
    Da wurde mir klar, dass Anedda auch mich aus dem Weg schaffen wollte. Sonst hätte er mir mit all seiner Arroganz klargemacht, dass ich ihm immer zu Diensten zu sein hatte. Aber er hatte aus der Geschichte mit dem Algerier gelernt. Kein Zeuge, kein Risiko.
    Ich hörte den Schlüssel in der Wohnungstür. Roberta. Ich hatte gedacht, sie wollte den Abend bei ihren Eltern verbringen. Sie kam ins Wohnzimmer gelaufen.
    »Liebling, ich habe eine Überraschung!«, rief sie fröhlich. »Eine CD von Alessandro Haber mit Mit dir zusammen bin ich nicht mehr.«
    Als sie den Unbekannten bemerkte, verstummte sie. »Entschuldigung«, stotterte sie verlegen, »ich dachte, Giorgio wäre allein.«
    Der Bulle stand auf. »Ich wollte gerade gehen«, sagte er müde lächelnd.
    »Ich bringe dich zur Tür.«
    »Wie ich sehe, gehst du nicht mehr zu den Professionellen«, bemerkte er halblaut.
    »Ich lebe jetzt ein anderes Leben«, sagte ich zum x-ten Mal.
    »Morgen Vormittag komme ich in deinem Lokal vorbei«, versprach Anedda.
    Mit einem unterdrückten Fluch schloss ich die Tür.
    »Wer war das?«, fragte meine Verlobte.
    Ich zuckte mit den Schultern. »Ein Winzer«, antwortete ich kurz angebunden.
    »Und was wollte er?«
    »Mir ein Geschäft vorschlagen.«
    »Wieso hier zu Hause? Sonst kommen die immer ins Lokal.«
    Roberta stellte zu viele Fragen. Ich umarmte sie. »Komm, lass uns unser Lied hören, ich kann’s kaum erwarten.«
    Sie lächelte zufrieden und vergaß ihre Neugier. Kurz darauf erfüllte die warme Stimme des Schauspielers, der sich als Sänger versuchte, das Zimmer. In dieser Nacht war sie es, die Sex wollte. Das Letzte, wonach mir der Sinn stand.
    »Ein andermal«, sagte ich trocken. Ihre Gegenwart nervte mich. Ich wollte allein sein, um nachzudenken. Innerhalb der nächsten achtundvierzig Stunden sollte ich einen Mann umbringen und musste versuchen, nicht genauso zu enden wie er.
    Ich konnte nicht schlafen. Roberta neben mir schlief ruhig, die Hand auf meiner Brust. Das Problem bestand nicht darin, den Algerier zu töten, sondern zu verhindern, dass Ferruccio danach auch mich kaltmachte. Er hatte sicher schon einen Plan. Am Todestag des Maghrebiners würde er allerdings kein Risiko eingehen. Er brauchte sein Alibi, das würde ihn im Polizeipräsidium festhalten. Für mehrere Tage. Bis er sicher sein konnte, dass er den Korruptionsverdacht los war. Dann würde er noch einige Zeit warten und mich eines Abends beim Nachhausekommen abknallen. Oder er würde sich auf ein Glas von mir einladen lassen. Noch wahrscheinlicher. Dann würde er auch Roberta eliminieren müssen. Sie hatte sein Gesicht gesehen. Und mit mir zusammen. Angst hatte ich keine. Aber die Unvorhersehbarkeit des Schicksals quälte mich. Ein Leben als Spielball der Ereignisse war mir eine unerträgliche Vorstellung. Wenn ich das hier überlebte, was käme dann als Nächstes? Ein Tumor? Ein Autounfall? Dass man Brianese verhaftete? Ich bekam Herzrasen und musste aufstehen. Was zum Teufel geschah mit mir? Ich ging wieder ins Wohnzimmer und zwang mich fernzusehen. Einen Film mit Franco Franchi. Es ging um ein Mönchlein, das seine Tante besucht, die ein Bordell führt. Nach einer Weile beruhigte sich mein Herzschlag. Ich ging ins Schlafzimmer nachschauen, ob meine Verlobte schlief. Dann hebelte ich im Flur mit einem Schraubenzieher ein Stück der Scheuerleiste ab. In einer
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