Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Arrivederci amore, ciao

Arrivederci amore, ciao

Titel: Arrivederci amore, ciao
Autoren: Massimo Carlotto
Vom Netzwerk:
allein.«
    Sie wand sich los und rannte wieder ins Bad. Zehn Minuten später ging die Tür auf. Sie hatte sich das Gesicht gewaschen und sich gekämmt.
    »Ich werde dich nicht heiraten.«
    »Was sagst du da?«
    »Ich dachte, du wärst nicht so einer. Aber du bist ein Lügner, mehr nicht.«
    »Du bist jetzt durcheinander. Zu Recht, aber das ist der falsche Moment, um unsere ganze Zukunft zu zerstören.«
    Sie ging, ohne zuzuhören. Ich sank aufs Sofa. Am liebsten hätte ich die Whiskyflasche geleert, aber ich musste nachdenken. Roberta zu verlieren, war nicht schlimm. Im Gegenteil. Unsere Beziehung war am Ende, und jetzt noch die Heirat weiter zu betreiben, wäre Irrsinn gewesen. Ich würde wenig schmeichelhafte Gerüchte über sie in Umlauf bringen. Nach einer Weile würde das Gerede nachlassen. Sie zu ersetzen, wäre nicht weiter schwierig. Das wirkliche Problem lag woanders. Würde sie über den Mord an Anedda den Mund halten, oder würde sie ihn gegenüber ihrer Mutter erwähnen, den Freundinnen, Don Agostino? Die Antwort lag auf der Hand. Sie würde jede Menge Erklärungen dafür geben müssen, dass sie die Hochzeit abgeblasen hatte, und dabei würde sie ganz sicher erwähnen, wie sie mich gezwungen hatte, ihr den Seitensprung zu beichten. Und dabei würde auch Aneddas Besuch bei mir zur Sprache kommen. Irgendjemand würde sie dann überreden, damit zu den Bullen zu gehen. Aber das wäre nicht einmal nötig, um die Polizei auf meine Spur zu bringen. So eine Geschichte würde allerlei Gerede provozieren, und irgendwann würde es den falschen Leuten zu Ohren kommen. Anedda mochte zwar ein korrupter Bulle sein, trotzdem wollten seine Kollegen wissen, wer ihn mit Blei vollgepumpt hatte.
    Ich erwog eine Flucht. Genug Geld hatte ich ja, um ziemlich weit zu kommen. Aber dann hätte ich alles wieder neu aufbauen müssen. Das war nicht gerecht. Und plötzlich war mir klar, dass ich Roberta umbringen musste. So weit hätte ich gar nicht gehen wollen, aber die Grundregel »Kein Zeuge, kein Risiko« traf hier voll und ganz zu. Ebenso klar war aber auch, dass das keine einfache Sache sein dürfte. Bei einem gewaltsamen Tod würde der Verdacht sofort auf den Verlobten fallen, der zwar kurz vor der Rehabilitation stand, aber dennoch mit einer einschlägigen Vergangenheit belastet war. Sie hingegen war ein anständiges Mädchen, gewissenhaft bei der Arbeit, tief religiös. In ihrer Welt galt Mord nicht als wahrscheinliches Ereignis, sondern war derart außergewöhnlich, dass die Gesetzeshüter zu ernsthaften Ermittlungen gezwungen wären. Wäre sie eine Hure, ein Junkie, eine Pennerin, eine Asylbewerberin oder einfach die Frau von irgendeinem Loser, dann würde so ein Mord eine kurze Notiz in der Zeitung und einen halbseitigen Polizeibericht nach sich ziehen, fertig. Ich ließ mir verschiedene Möglichkeiten durch den Kopf gehen. Die überzeugendste wäre, das Verbrechen als Tat eines Verrückten hinzustellen. Trotzdem würden die Bullen sofort bei mir aufkreuzen. Wie ich die Sache auch drehte und wendete, ich blieb der Hauptverdächtige. Mit geschlossenen Augen dachte ich daran zurück, wie ich Roberta zum ersten Mal in der Osteria bemerkt hatte. Die Erinnerung an den kleinen Wortwechsel löste einen Gedanken aus. Erst erkannte ich seine Tragweite nicht. Doch dann wurde er immer deutlicher und nahm die Gestalt einer Idee an. Und dann die eines Plans.
     
    Ich stand früher auf als sonst. Dann wartete ich, bis Don Agostino die Sieben-Uhr-Messe beendet hatte. Ich passte ihn ab, als er zum Pfarrhaus zurückkam, begleitet von zwei Ministranten.
    »Ich muss mit Ihnen reden. Es ist sehr wichtig.«
    »Ich habe jetzt keine Zeit«, antwortete er abweisend.
    »Es geht um Roberta und mich. Es ist etwas Schlimmes passiert. Bitte, nur ein paar Minuten.«
    Er erhob die Augen gen Himmel. »Warte in meinem Büro, ich ziehe mich um, dann bin ich für dich da.«
    Er ließ eine gute halbe Stunde auf sich warten. Die Krümel auf seiner Soutane zeigten, dass er die Pause zum Frühstücken genutzt hatte.
    »Also, was ist passiert?«
    »Padre, ich habe etwas Böses getan. Ich habe Roberta betrogen«, sagte ich sofort, um seine Aufmerksamkeit einzufangen. Er sollte sich an jedes Wort dieses Gesprächs erinnern. »Neulich Nacht habe ich der Versuchung nicht widerstehen können und den Körper einer Prostituierten gekauft. Meine Verlobte hat mich zu Hause erwartet, und da wurde mir klar, was für einen Fehler ich begangen hatte. Erst hat mir der Mut
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher