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Arminius

Arminius

Titel: Arminius
Autoren: Sebastian Fleming
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Krieger zu versammeln, doch das allein stellte nicht den einzigen Grund dar, weshalb er nun um seinen Hof einen Bogen schlug. Er gestand es sich nicht ein, aber tief in seinem Innern wusste er, dass er sich davor fürchtete, Lenia in die Augen zu sehen, weil er die anderen Töchter nicht hatte retten können. Er war zu spät gekommen. Und so absurd und unvernünftig es auch sein mochte, er gab sich die Schuld an dem Massaker. Aber was ist der Verstand schon gegen die Gründe des Herzens?
    Arminius war ein Getriebener. Aus Strafe dafür, dass er Germanicus einst das Leben gerettet hatte, beherrschte ihn nur noch ein Gedanke: Er wollte sein Blut trinken!

    Im Frühjahr stand die Heergemeinschaft der germanischen Stämme, nicht aller, aber der meisten. Sogar die Cherusker schlossen sich Arminius vollzählig an. Segestes wehrte sich erstaunlicherweise zum ersten Mal nicht gegen die Kriegsvorbereitungen und versprach sogar, seinen Beitrag zu leisten, nachdem auch der ewig zurückhaltende Ingoumer der Partei des Arminius beigetreten war. Wahrscheinlich, redete sich Arminius ein und beschwichtigte damit sein Misstrauen, hatte der Stammesmord an den Marsern selbst eine Kreatur wie Segestes wachgerüttelt.
    Wie ein tollwütiger Hund fiel im Frühjahr das Heer des Germanicus über die Chauken her und zog dann plündernd und brennend durch Germanien, ohne Ziel und Sinn, scheinbar nur mit dem Vorsatz, soviel verbrannte Erde zu hinterlassen wie möglich. Doch Arminius blieb ruhig, er setzte den Römern zwar durch kurze, rasche Überfälle zu, griff sie aber nicht an, denn noch war er dabei, seine Streitmacht aufzustellen und auszurüsten.
    Schließlich siegte die Sehnsucht nach seiner Familie über sein Schuldgefühl, und er begab sich mit seiner persönlichen Gefolgschaft von sechzig Reitern zu seinem Hof, um zwei, drei Tage bei seiner Frau und seiner Tochter zu verbringen. Da kam ihm auf dem Waldweg ein Kind auf einem Pferd entgegengaloppiert. Es war seine Tochter. Sie sprangen von ihren Rössern und fielen sich in die Arme. Das kleine Mädchen brach in Tränen aus, jetzt, da es sich in Sicherheit wusste und die Anspannung wich.
    »Lenia, was ist passiert?«
    »Segestes hat Mama gefangen!«
    Sein Herz raste. »Wie das?«
    »Gestern kam ein Bote von dir.«
    »Von mir?«
    »Er sollte uns zu dir bringen. Mutter, Ansar und ich begleiteten ihn. Aber als wir eine Weile geritten waren, kamen von allen Seiten auf einmal Reiter. Bei ihnen war Segestes. Er lachte widerlich laut und sagte dann zu Mutter, dass er sie und mich nach Hause holen wollte, um gute Freunde der Römer aus uns zu machen!«
    Arminius schlug sich mit der Faust gegen den Kopf und schalt sich einen Narren, dann fragte er sich, weshalb er für jede Nachsicht bestraft wurde. Er zwang sich zur Ruhe. »Und dann, Lenia?«
    »Ansar und ich wurden von Mutter getrennt und konnten fliehen.«
    »Wo ist Ansar?«
    »Sie haben unsere Flucht bemerkt und verfolgten uns. Als sie uns fast eingeholt hatten, rief Ansar mir zu: Flieg wie der Wind, gab meinem Pferd einen Klaps, wendete und griff unbewaffnet unsere Verfolger an. Weißt du, Vater«, sagte Lenia, und Tränen traten in ihre Augen, »weißt du, ich konnte Onkel Ansar noch vom Pferd stürzen sehen!«
    Arminius strich seiner Tochter tröstend übers Haar und murmelte betroffen: »Treuer Ansar!«
    Er übergab Lenia zwei seiner besten Gefolgsleute und schärfte ihnen bei ihrem Leben und dem Leben ihrer Familie ein, sie zu Ingoumer zu bringen und sie zu beschützen. »Wenn ihr auch nur ein Haar gekrümmt wird, dann finde ich euch, selbst wenn ihr euch in die hinterste Ecke von Tyrwal verkriechen solltet!«
    »Verlass dich auf uns, König.«

33
    Wütend starrte Elda auf die Wand der kleinen Kammer, in die man sie gesperrt hatte. Wie hatte sie nur auf die Finte hereinfallen können? Die Tür wurde geöffnet, und Segestes trat ein. Sie funkelte ihn hasserfüllt an. »Wo ist meine Tochter?«
    »Du musst es endlich lernen, deinen Vater zu ehren!«
    »Du bist nicht mein Vater. Wer immer mich gezeugt haben mag, es kann keine Schlange wie du gewesen sein!« Sie sah ihm an, dass er sich beherrschen musste, um sie nicht zu schlagen.
    »Deine Tochter habe ich nicht dabei, dafür bekommst du aber hohen Besuch. Freu dich!«
    Elda stutzte, als ein römischer Feldherr ihr Gefängnis betrat. Dann erkannte sie Germanicus.
    »Offengestanden habe ich mir unser Wiedersehen anders vorgestellt«, sagte er galant.
    Sie lachte nur höhnisch auf. »Der
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