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Arkadien 01 - Arkadien erwacht

Titel: Arkadien 01 - Arkadien erwacht
Autoren: Kai Meyer
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Mädchen. Sie war heilfroh darüber.
    »Also?«, fragte Alessandro.
    »Zoe müsste jeden Moment hier sein.«
    »Zoe?« Er legte den Kopf schräg. »Seid ihr Amerikanerinnen?«
    »Hier geboren, in Brooklyn aufgewachsen.« Sie trat einen halben Schritt zurück, weil so viel Nähe sie nervös machte. Seltsamerweise vollzog er im selben Moment die gleiche Bewegung, so dass mit einem Mal fast zwei Meter Abstand zwischen ihnen lagen.
    »Natürlich!«, sagte er in plötzlichem Begreifen. »Zoe Alcantara. Ihr seid die Verwandten von Florinda Alcantara, oder?«
    »Nichten. Sie ist unsere Tante.«
    Die Tür der Limousine schwang auf. Die Scheiben waren rundum verspiegelt. Der Fahrer, der nun ausstieg, sah erstaunlich jung aus. Schwarze, ziemlich wilde Haare, nicht älter als achtzehn. Ein schwarzes Hemd, lose über dem Hosenbund, und schwarze Jeans. Braune Augen, die sie fixierten und dann blitzschnell woandershin sahen. Er kam herüber, schüttelte Alessandro die Hand und wollte schon nach seinem Koffer greifen.
    »Fundling«, sagte Alessandro. »Das ist Rosa Alcantara … Rosa, Fundling.«
    Bei der Erwähnung ihres Nachnamens hob der Junge mit dem sonderbaren Namen eine Augenbraue, reichte ihr fahrig eine Hand, zog sie aber gleich wieder zurück, als sie nicht schnell genug danach griff. »Ciao«, sagte er knapp und zog Alessandros Gepäck zum Kofferraum des Wagens.
    Sie musterte ihn verwundert, obwohl sie ihn nicht unsympathisch fand, aber dann beanspruchte Alessandro von neuem ihre Aufmerksamkeit. »Nimm’s ihm nicht übel«, sagte er.
    »Tu ich nicht.«
    »Wir setzen dich am Palazzo deiner Tante ab, wenn du willst. Ist kein Umweg.«
    Sie trat auf der Stelle, reckte den Hals und schaute sich vergeblich nach Zoe um.
    Sie war nach Sizilien gekommen, um Ruhe zu finden. Um allein zu sein und nachzudenken. Neue Leute kennenzulernen war nicht gerade eine ihrer Prioritäten. Dass es nun doch dazu gekommen war, entzog sich ihrer Kontrolle, und sie hasste das. Innerlich kämpfte sie darum, wieder die Oberhand zu gewinnen. Tu nur, was du willst. Lass dich nicht drängen.
    »Es ist natürlich deine Entscheidung«, sagte er mit einem Lächeln. Er hatte keine Ahnung, was er damit anrichtete.
    Um sie schien sich die Luft um mehrere Grad abzukühlen. »Nein«, entgegnete sie abweisend. »Nicht nötig.«
    Und damit drehte sie sich um und ging an der Reihe der Autos entlang. Gott, wie sie diesen Satz verabscheute. Es ist deine Entscheidung. Vor einem Jahr hatte sie ihn viel zu oft gehört.
    Ihre Entscheidung. Sie wünschte, das wäre es jemals gewesen. Ganz allein ihre Entscheidung.
    Beinahe erwartete sie, dass Alessandro ihr etwas nachrufen würde. Dass er versuchte sie aufzuhalten. Aber das tat er nicht. Auch sie blickte sich nicht um.
    Einige Augenblicke später fuhr die Limousine im Schritttempo an ihr vorüber. Rosa konnte nicht anders, als hinzuschauen. Doch sie sah nur sich selbst in den verspiegelten Scheiben, mit ihrem schwarzen kurzen Kleid und den zerzausten langen Haaren.
    Dann war der Wagen vorbei, fuhr zügig die Straße entlang und bog ab Richtung Autobahn.
    Ihr wurde schwindelig.
    Die Soldaten lachten wieder.

Der Clan
    S ie ließ die Reisetasche fallen und musste sich abstützen.
    Im selben Moment entdeckte sie Zoe. Ihre Schwester eilte mit großen Schritten auf sie zu, strahlte sie an und sagte etwas, das zeitverzögert und mit einem seltsamen Hall an Rosas Ohren drang, wie eine leiernde Vinylplatte.
    Sie lehnte sich auf den glühend heißen Kotflügel eines Taxis, keuchte vor Schmerz – und auf einen Schlag war die Welt wieder die alte. Die Fahrzeuge bewegten sich schneller, der Lärm kehrte zurück, ihr Schwindel verschwand.
    Zoe zog sie an sich und umarmte sie. »Gut, dass du endlich da bist.«
    Rosa roch Zoes Parfum, ein anderes als damals. Sie sagte ein paar Dinge, von denen sie annahm, dass sie von ihr erwartet wurden – dass sie sich freute hier zu sein und dass sie es gar nicht hatte erwarten können. Das war nicht gelogen, nur ein bisschen übertrieben.
    Sie lösten sich voneinander, und nun hatte Rosa Gelegenheit, ihre Schwester genauer zu betrachten. Während der vergangenen zwei Jahre hatte sie Zoe nur auf einer Handvoll Fotos gesehen, die sie ihr geschickt hatte. Sie war einen halben Kopf größer als Rosa, daran würde sich auch nichts mehr ändern. Zoe hatte das gleiche blonde Haar, lang bis auf den Rücken, aber stufig geschnitten; obwohl es natürlich aussah, erkannte Rosa, dass es sorgfältig
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